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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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ähnlich.
    »Kate! Du hast dich kein bisschen verändert, Mädchen, unter Tausenden würde ich dich erkennen …« Er strahlte sie an.
    »Frech gelogen, alter Lustmolch«, raunzte sie, schaffte es zu ihrem Bedauern aber keineswegs, sich das geschmeichelte Lächeln zu verkneifen, während sie ihren Rucksack fallen ließ, der wie ein Sack Kartoffeln auf den Fußboden rummste.
    »Du bist sicher gekommen, um mir zu sagen, dass du einen Fehler begangen hast, und willst mich um Verzeihung bitten, weildu mich mit gebrochenem Herzen hast sitzen lassen, stimmt’s?«, lachte der Juwelier.
    »Genau, ich habe einen Fehler begangen. Heiraten ist nichts für mich. Meine Ehe mit Joseph hat nicht lange gehalten, aber wenigstens für einen Sohn hat es gereicht, John heißt er. Jetzt habe ich drei Enkelkinder.«
    »Ich habe damals von Josephs Tod erfahren, es hat mir wirklich leid getan. Ich war ein Leben lang auf ihn eifersüchtig und habe ihm nicht verziehen, dass er mir die Frau weggeschnappt hat, aber seine Platten habe ich trotzdem alle gekauft. Ich besitze eine vollständige Sammlung seiner Konzerte. Er war ein Genie …« Der Juwelier bot Kate einen Platz auf dem Ledersofa an und setzte sich neben sie. »So bist du also jetzt Witwe.« Er betrachtete sie zärtlich.
    »Mach dir keine Hoffnungen, ich bin nicht gekommen, um mich von dir trösten zu lassen. Und Juwelen will ich auch keine kaufen. Das wäre doch Stilbruch.«
    »Zweifellos.« Isaac Rosenblat schielte auf Kates ausgebeulte Hose, ihre schweren Treter und den Globetrotterrucksack auf dem Fußboden.
    »Ich möchte dir ein paar Glasstücke zeigen.« Sie zog die Eier aus der Jackentasche.
    Die Morgensonne schien durchs Schaufenster und traf genau auf Kates ausgestreckte Handfläche. Isaac Rosenblats Herz machte einen Satz, und geblendet musste er für einen Moment die Augen schließen. Er stammte aus einer Juweliersfamilie. Durch die Hände seines Großvaters waren Edelsteine aus den Gräbern ägyptischer Pharaonen gegangen; die Hände seines Vaters hatten Diademe für Königinnen gefertigt; seine Hände hatten die Rubine und Smaragde aus dem Schmuck der russischen Zarenfamilie gelöst, die während der bolschewistischen Revolution ermordet worden war. Von Juwelen verstand er mehr als irgendwer sonst, und nach all den Jahren entlockte ihm kaum noch ein Stein eine Gefühlsregung, aber von dem, was er hier vor sich hatte, wurde ihm ganz schwindlig im Kopf. Wortlos nahm er Kate die Eier aus der Hand und untersuchte sie im hellen Schein der Schreibtischlampe mit einer Lupe. Endlich ließ er die Lupe sinken, holte tief Luft, zog einweißes Batisttaschentuch aus der Brusttasche seines Jacketts und tupfte sich die Stirn.
    »Wo hast du die gestohlen, Mädchen?« Seine Stimme klang zittrig.
    »Sie stammen aus einem ziemlich abgelegenen Winkel der Welt, aus der Stadt der wilden Götter.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, Ehrenwort. Sind sie was wert, Isaac?«
    »Etwas sind sie schon wert, doch. Sagen wir, ein kleines Land könntest du damit kaufen.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Es sind die größten und vollkommensten Diamanten, die ich je gesehen habe. Wie kommst du da dran? Ein solcher Schatz kann doch unmöglich unentdeckt geblieben sein. Ich kenne alle wichtigen Steine, die es gibt, aber von diesen hier habe ich noch nie etwas gehört, Kate.«
    »Bitte deine Angestellten, dass sie uns Kaffee bringen, und einen anständigen Schluck Wodka könnte ich auch gebrauchen, Isaac. Und dann mach’s dir erst einmal bequem, denn ich werde dir eine spannende Geschichte erzählen.«
    So erfuhr der gute Mann von einem brasilianischen Mädchen, das auf einen geheimnisvollen Berg am oberen Orinoko geklettert war, weil ein Traum und ein nackter Zauberer ihr gesagt hatten, sie würde dort diese Steine in einem Adlernest finden. Dann hatte das Mädchen sie an Alexander, Kates Enkel, weitergegeben, damit er gewissen Indianern half, die Nebelmenschen hießen und noch wie in der Steinzeit lebten. Isaac Rosenblat hörte sich das alles höflich an und glaubte nicht ein Wort dieser haltlosen Geschichte. So heftig kann doch keiner auf den Kopf gefallen sein, dass er sich einen solchen Bären aufbinden lässt, dachte er. Bestimmt war seine frühere Verlobte in irgendein äußerst trübes Geschäft verwickelt, oder sie hatte eine sagenhafte Diamantmine entdeckt. Aber das würde sie ihm ja doch nie erzählen. Sei’s drum, es war ihr gutes Recht, er holte noch einmal tief Luft.
    »Du

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