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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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taten ihm weh, und schon der Gedanke, dass es dort keine Klimaanlage gab, nahm ihm den Wind aus den Segeln. Außerdem hatte er alle Hände voll damit zu tun, seine Karriere mit einem weiteren erfahrungssatten Schmöker zu krönen.
    Mit dem bisschen, was er als Professor verdiente, konnte er dieser bedeutenden Aufgabe allerdings unmöglich gerecht werden. Sein Arbeitszimmer war ein der Gesundheit höchst abträgliches Loch im vierten Stock eines abbruchreifen Gebäudes, in dem es noch nicht einmal einen Aufzug gab, eine Schande war das. Kate Cold hätte ruhig etwas spendabler sein können … Was für eine unangenehme Person!, dachte er. Sie ließ überhaupt nicht mit sich reden. Der Präsident der Diamantenstiftung musste doch mit Stil arbeiten. Er brauchte eine Sekretärin und ein angemessenes Büro; aber dieser Geizkragen von Kate ließ ja bloß für die Indianer etwas springen. Gerade schrieb er ihr zum Beispiel eine Mail, in der er versuchte, ihr wenigstens einen Dienstwagen aus den Rippen zu leiern, auf den konnte er unmöglich verzichten. Die U-Bahn zu nehmen war doch eine reine Vergeudung seiner kostbaren Zeit, die er besser für die Indianer und den Erhalt ihrer Wälder einsetzte, das musste doch selbst sie verstehen. Auf Kates Bildschirm erschienen Leblancs Sätze: Ich verlange nichts Besonderes, Cold, es geht schließlich nicht um eine Limousine mit Chauffeur, sondern bloß um ein klitzekleines Cabriolet …
    Kates Telefon düdelte, aber sie ignorierte es, denn sie wollte den Faden ihrer vernichtenden Argumente nicht verlieren, mit denen sie Leblanc in den Staub zu treten gedachte, der Apparat gab und gab jedoch keine Ruhe. Entnervt schnappte sie sich schließlich den Hörer und knurrte etwas von Unverschämtheit, von wichtiger geistiger Arbeit und dass sie dabei nicht gestört werden wolle.
    »Hi, Oma«, sagte ihr Enkel in Kalifornien gut gelaunt.
    »Alexander!« Seine Stimme war unverkennbar, und ihrehatte wohl ehrlich erfreut geklungen, aber sie schob schleunigst ein »Habe ich dir nicht tausend Mal gesagt, du sollst mich nicht Oma nennen?« hinterher, bloß für den Fall, dass er dachte, sie würde ihn vermissen.
    »Wir hatten auch abgemacht, dass du mich Jaguar nennst«, antwortete er ungerührt.
    »Du hast ja noch nicht einmal Schnurrhaare, du bist ein armes, kahles Hauskätzchen.«
    »Und du bist die Mutter meines Vaters, ich habe also alles Recht der Welt, dich Oma zu nennen.«
    »Hast du mein Geschenk bekommen?«, wechselte sie übergangslos das Thema.
    »Klasse, Kate!«
    Das war es wirklich. Alex war vor kurzem sechzehn geworden, und die Post hatte ihm ein riesiges Paket aus New York gebracht, das Geschenk von seiner Großmutter. Kate Cold hatte sich von einem ihrer Heiligtümer getrennt: von der meterlangen Haut einer malaiischen Pythonschlange, die vor vielen Jahren Kates Fotoapparat verschluckt hatte. Jetzt hing diese Trophäe in dem ansonsten völlig kahlen Zimmer von Alex. Vor einigen Monaten, als er solche Angst davor hatte, dass seine Mutter starb, hatte er einmal vor lauter Verzweiflung seine komplette Einrichtung kurz und klein geschlagen. Übrig geblieben war nur eine Matratze, der die halbe Füllung fehlte, und eine Leselampe hatte er sich neu gekauft.
    »Was machen deine Schwestern?«
    »Andrea kommt nicht mehr in mein Zimmer, weil sie sich vor der Schlange gruselt, dafür bin ich für Nicole jetzt Alexander der Große, sie frisst mir aus der Hand, damit ich ihr erlaube, die Schlangenhaut anzufassen. Sie hat mir ihre gesamten Schätze zum Tausch dafür angeboten, aber ich würde die Schlange nie hergeben.«
    »Das will ich auch hoffen. Und wie geht’s deiner Mutter?«
    »Viel besser, stell dir vor: Sie malt wieder. Walimai hat doch zu mir gesagt, ich hätte die Kraft des Heilens und solle sie gut nutzen. Was meinst du? Vielleicht werde ich besser Arzt statt Musiker.«
    »Du glaubst im Ernst, du hast deine Mutter geheilt?«, gluckste Kate.
    »Nicht ich, aber das Wasser des Lebens und die Pflanzen, die ich vom Amazonas mitgebracht habe …«
    »Und die Chemotherapie und die Bestrahlung«, warf sie ein.
    »Das weiß man nicht. Von den Patienten, die mit Mama auf der Station gelegen haben, sind viele gestorben, aber sie hat es geschafft. Das Schlimme ist nur, dass es jederzeit wieder von vorne losgehen kann, aber mit Walimais Kräutern und dem Wasser bleibt sie bestimmt gesund.«
    »War ja auch nicht ganz einfach, da ranzukommen.«
    »Ich wäre fast dabei draufgegangen …«
    »Viel

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