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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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an. Die Bogen waren fast zwei Meter lang und sehr schwer.
    Alex bekam einen in die Hand gedrückt, aber er konnte ihn kaum halten und hatte keine Ahnung, wie er damit ein Ziel treffen sollte. Mit aller Kraft spannte er die Sehne, aber dann entglitt ihm der Pfeil und schnellte auf einen elegant gewandeten Würdenträger zu, der etliche Meter neben der Zielscheibe stand. Mit schreckgeweiteten Augen sah Alex, wie der Mann nach hinten überkippte, dachte schon, er habe ihn umgebracht, aber da war sein Opfer schon wieder lachend auf die Füße gekommen. Der Pfeil hatte in einem glatten Durchschuss seinen Hut durchbohrt. Keiner nahm es krumm. Die Ungeschicklichkeit des Ausländers erregte allgemeine Heiterkeit, und der Würdenträger stolzierte den ganzen Tag mit dem Pfeil im Hut durch die Menge, als wäre er eine ganz besondere Trophäe.
    Alle Einwohner des Verbotenen Reichs waren im Festtagsstaat, und die meisten trugen außerdem Masken oder hatten sich das Gesicht gelb, weiß und rot angemalt. Hüte, Hälse, Arme und Ohren waren mit Silber- und Goldketten, Korallen und Türkisen geschmückt.
    Zur Feier des Tages trat der König heute mit einemspektakulären Kopfschmuck auf: der Krone des Verbotenen Reichs. Sie bestand aus bestickter Seide, war mit Goldblättchen verziert und übersät mit Edelsteinen. In der Mitte der Stirn strahlte ein großer Rubin. Um den Hals trug der Herrscher das Medaillon der Könige. Ganz Ruhe und Zuversicht, bewegte er sich ohne Leibwache zwischen seinen Untertanen, die ihm zujubelten und ihn ehrfürchtig grüßten. Sein Gefolge bestand bloß aus Tschewang, dem Leoparden, der sich dicht an seiner Seite hielt, und aus seinem Ehrengast, Judit Kinski, die heute in die traditionelle Landestracht gekleidet war, aber auch diesmal nicht auf ihre Handtasche verzichtet hatte.
    Am Nachmittag traten maskierte Schauspieler, Akrobaten, Gaukler und Jongleure auf. Eine Gruppe junger Mädchen zeigte traditionelle Volkstänze, und die besten Athleten des Landes maßen sich in einem Schaukampf mit Schwertern und führten eine Kampfkunst vor, die den ausländischen Besuchern vollkommen neu war. Sie schlugen Saltos in der Luft und fegten über die Köpfe ihrer Gegner hinweg, als hätten sie Flügel. Sieger blieb ein gut aussehender junger Mann, der sich so behände und wild bewegte wie ein Panther. Von Wandgi erfuhren die Gäste, dass er einer der Söhne des Königs war, jedoch nicht derjenige, der dazu ausersehen war, eines Tages den Thron zu erben. Dieser hier war eher zum Krieger gemacht, wollte immer gewinnen, ließ sich gern feiern, war ungeduldig und eigenwillig. Ganz gewiss hatte er nicht das Zeug zu einem weisen Herrscher, bemerkte Wandgi.
    Als die Sonne unterging, stimmte der Chor der Grillen in den Lärm des Festes ein. Unzählige Fackeln und bunte Lampions wurden entzündet.
    Die Stimmung war ausgelassen. In der Menschenmenge tanzten die kunstvoll mit Gold und anderen leuchtenden Farben bemalten Masken. Nadia wunderte sich, als sie unter einigen der Masken schwarze Bärte erkannte, denn im Verbotenen Reich waren alle Männer feinsäuberlich rasiert. Nie sah man einen mit Haaren im Gesicht, weil das als unreinlich galt. Eine Weile beobachtete sie die Menge, bis sie sich sicher war, dass die Bärtigen nicht wie alle anderen an dem Fest teilnahmen. Sie wollte eben Alex suchen, um ihm über ihre Entdeckung zu berichten, als der mit besorgter Miene auf sie zukam.
    »Aguila, sieh mal, der Kerl da drüben«, stieß er hervor.
    »Wo?«
    »Dort, hinter dem Jongleur mit den brennenden Fackeln. Der mit der tibetanischen Hirtenkappe.«
    »Was ist mit dem?«
    »Komm mit, vorsichtig, wir gehen näher ran.«
    Als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, konnten sie unter der Fellkrempe zwei helle und ausdruckslose Augen erkennen: Kein Zweifel, es war Tex Gürteltier.
    »Wie ist der hierher gekommen? Er war nicht mit uns im Flugzeug, und der nächste Flug geht erst in fünf Tagen«, sagte Alex, als sie wieder ein bisschen Abstand zwischen sich und den Amerikaner gebracht hatten.
    »Ich glaube, er ist nicht allein, Jaguar. Sieh dich mal um, diese Maskierten da, die haben Bärte, die könnten von der Skorpionsekte sein. Ich beobachte sie schon eine ganze Weile, sieht aus, als hätten sie was vor.«
    »Sobald sie was Verdächtiges machen, sagen wir Kate Bescheid. Vorerst behalten wir sie im Auge.«
    Aus China war eine Familie von Feuerwerkskünstlern zum Fest angereist. Mit dem Sonnenuntergang war es

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