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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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schlagartig Nacht und bitterkalt geworden, aber das Fest ging unvermindert weiter. Dann erstrahlte der Himmel, und begleitet vom Jubel der staunenden Menge zauberten die Chinesen Wasserfälle aus Licht an den Himmel.
    In dem Gedränge war kaum ein Durchkommen. An die tropische Hitze von Santa María de la Lluvia gewöhnt, schnatterte Nadia bald vor Kälte. Pema erbot sich, mit ihr zum Hotel zu gehen, damit sie etwas Warmes anziehen konnte, und die beiden nahmen Borobá mit, denn seit das Feuerwerk begonnen hatte, war der kleine Affe völlig verstört. Also übernahm es Alex jetzt allein, aus einiger Entfernung Tex Gürteltier zu beobachten.
    Nadia war froh, dass Kate ihr hochgebirgstaugliche Sachen gekauft hatte. Zusammen mit Borobá hätte sie ein Zähneklapperkonzert geben können. Unter Pemas belustigten Blicken packte sie den Affen in den Babyanorak, dann schlüpfte sie in eine lange Hose, zog dicke Socken an, die Bergschuhe darüber, und schnappte sich ihre Daunenjacke. Pema reichte der leichte Sarong aus Seide.
    »Los, komm! Wir verpassen das Beste vom Fest!«, drängelte sie.
    Sie hasteten nach draußen. Der Mond und die bunten Lichtkaskaden erhellten die Nacht.
    ~
    »Hast du Pema und Nadia gesehen, Kate?« Nach Alexanders Schätzung waren die beiden schon seit über einer Stunde weg.
    »Nein, sind mir nicht über den Weg gelaufen«, sagte Kate.
    »Sie sind zum Hotel gegangen, weil Nadia ihre Jacke holen wollte, aber sie müssten längst zurück sein. Ich gehe sie besser suchen.« Und weg war er.
    »Die kommen schon wieder, hier kann man sich nicht verlaufen«, rief Kate hinter ihm her.
    Alex fand die beiden nicht im Hotel. Zwei Stunden später waren alle besorgt, denn seit geraumer Zeit hatte niemand mehr Pema und Nadia unter den Feiernden gesehen. Wandgi lieh sich von jemandem ein Fahrrad, um zu Hause nachzusehen, vielleicht war Pema ja mit Nadia heimgegangen, aber wenig später kam er völlig aufgelöst zurück.
    »Sie sind verschwunden!«, rief er schon von weitem.
    »Es kann ihnen nichts passiert sein«, versuchte Kate ihn zu beruhigen. »Wir sind hier im sichersten Land der Welt, das haben Sie doch selbst gesagt.«
    Mittlerweile waren kaum noch Leute in den Straßen, nur einige nimmermüde Studenten und ein paar Frauen, die die Abfälle zusammenkehrten und die Essensreste von den Tischen räumten. In der Luft hing ein Geruch von Blumen und Schießpulver.
    »Sie könnten doch mit ein paar Studenten unterwegs sein …«, sagte Timothy Bruce.
    Wandgi versicherte ihnen, das sei ausgeschlossen, Pema würde so etwas niemals tun. Kein Mädchen, das auf sich hielt, würde sich nachts allein ohne Erlaubnis der Eltern herumtreiben. Sie beschlossen, zur Polizeiwache zu gehen, wo zwei übermüdete Polizisten, die seit dem Morgengrauen im Dienst waren, ihnen sehr freundlich zuhörten und nicht bereit zu sein schienen, nach denbeiden Vermissten zu suchen, die sicher bei Freunden oder Verwandten zu Hause waren. Kate baute sich vor ihnen auf, fuchtelte wild mit ihrem Pass und ihrem Presseausweis herum und beschwerte sich lautstark in ihrem übelsten Feldwebeltonfall, aber die beiden ließen sich nicht beeindrucken.
    »Diese Leute sind auf ausdrückliche Einladung unseres geliebten Königs in unserem Land«, sagte Wandgi, woraufhin die Polizisten unverzüglich geschäftig wurden.
    Die Nacht verging mit der Suche nach Pema und Nadia. Als der Morgen graute, waren die gesamten Polizeikräfte – neunzehn Beamte – im Einsatz, denn es war das Verschwinden von vier weiteren Mädchen in Nadias Alter aus Tunkhala gemeldet worden.
    Alex berichtete seiner Großmutter von dem Verdacht, dass sich Blaue Krieger in der Menschenmenge auf dem Fest befunden hatten, und erzählte ihr, er habe Tex Gürteltier als tibetanischen Hirten verkleidet gesehen. Zwar habe er versucht, an ihm dranzubleiben, aber der Amerikaner hatte wohl gemerkt, dass er erkannt worden war, und war in der Menge untergetaucht. Kate sprach mit den Polizisten, die fürchteten, es könne eine Panik ausbrechen, und ihr rieten, die Information für sich zu behalten, solange es keine Beweise gab.
    In den ersten Morgenstunden sprach bereits die ganze Stadt davon, dass einige Mädchen entführt worden waren. Die Geschäfte blieben fast ausnahmslos geschlossen, und die Bewohner der friedlichen Hauptstadt strömten auf die Straße, um zu hören, ob man etwas Neues wusste. Suchtrupps aus Freiwilligen brachen auf und durchkämmten das Umland, aber das war eine entmutigende

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