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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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nicht, ist das klar? Beschaffen Sie den Code, oder Sie sehen Ihre Millionen niemals!«, schrie der Sammler in den Hörer.
    »Ich verhandele grundsätzlich nicht im Nachhinein über die Bedingungen meiner Geschäfte. Sie und ich haben eine Abmachung. Binnen zwei Wochen werden Sie die Statue und ich mein Geld haben, oder es wird Ihnen etwas sehr Unangenehmes zustoßen.«
    Dem zweitreichsten Mann der Welt wurde endlich klar, dass hier sein Leben auf dem Spiel stand. Nun bekam er es doch mit der Angst zu tun.
    »Sie haben Recht, Geschäft ist Geschäft«, sagte er beschwichtigend. »Ich werde Sie für den Code extra bezahlen. Glauben Sie, ihn in angemessener Zeit beschaffen zu können? Wie Sie ja wissen, ist die Sache eilig. Ich bin bereit, die entsprechende Summe draufzulegen, Geld spielt keine Rolle.«
    »In diesem Fall ist es keine Frage des Geldes.«
    »Alles ist eine Frage des Geldes.«
    »Da irren Sie sich.«
    »Aber Sie hatten doch behauptet, Sie könnten alles besorgen, oder?« Jetzt klang der Sammler etwas kleinlaut.
    »Einer meiner Mittelsmänner wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen«, sagte die Stimme, und dann war die Leitung tot.
    Der Multimilliardär konnte nicht wieder einschlafen. Den Rest der Nacht durchstreifte er die Büroräume, die den größten Teil seines Hauses einnahmen, und verschaffte sich einen Überblick über sein unermessliches Vermögen. Vor einer Unzahl von Computern saßen seine Angestellten Tag und Nacht und registrierten jede Bewegung an den großen Wertpapiermärkten der Welt. Dennoch, wie oft sich der Sammler die Zahlen auch vornahm und seine Untergebenen anblaffte, es änderte nichts an der Tatsache, dass es einen gab, der reicher war als er. Das zerrte an seinen Nerven.
    ~
    Sie sahen sich Tunkhala mit seinen hübschen Pagodenhäusern an, lernten die glockenförmigen buddhistischen Gedenkhäuschen kennen, die Stupas, besichtigten Tempel und besuchten einige der Klöster, die sich, umgeben von dichten Wäldern und Blumenwiesen, zu Dutzenden in die Falten der Berghänge schmiegten, bis sich Wandgi schließlich erbot, ihnen auch noch die Universität zu zeigen. Sie lag in einem Park, in dem Wasserfälle rauschten und Scharen von Vögeln die alten Bäume bevölkerten. Mit ihren Pagoden, den Buddhabildern an den Außenmauern und den Gebetsfahnen vor den Eingängen sah die Universität eher aus wie eine Ansammlung von Klostergebäuden. In kleinen Grüppchen gingen Studenten auf den Parkwegen spazieren, und den Besuchern kam die Art, wie sie sich miteinander unterhielten, sehr förmlich vor, ganz anders als bei Studenten an westlichen Universitäten.
    Der Rektor empfing sie und bat Kate Cold, den Studenten etwas über die Zeitschrift International Geographic zu erzählen, die von vielen regelmäßig in der Bibliothek gelesen wurde.
    »Wir haben nur sehr selten die Gelegenheit, solch illustre Gäste in unserer bescheidenen Universität zu begrüßen«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung.
    Also fanden sich Kate, die Fotografen, Alex und Nadia kurze Zeit später in einem Hörsaal wieder, in dem sich die hundertneunzig Studenten der Universität mit ihren Professoren versammelt hatten. Fast alle konnten wenigstens ein paar Brocken Englisch, denn die Sprachkurse waren ein Renner unter den Studierenden, aber Wandgi musste dennoch hin und wieder übersetzen. Die erste halbe Stunde war eine zähe Lehreinheit in gutem Betragen.
    Starr vor Ehrfurcht stellten die Studenten ziemlich naive Fragen und verbeugten sich jedes Mal tief, ehe sie das Wort an die ausländischen Gäste richteten. Irgendwann hob Alex entnervt die Hand.
    »Dürfen wir auch Fragen stellen? Wir sind sehr weit gereist, um etwas über dieses Land zu lernen …«
    Für einen Moment wurde es mucksmäuschenstill, und die Studenten tauschten verunsicherte Blicke, offensichtlich hatte noch nie jemand auf dem Podium einen solchen Vorschlag gemacht. Die Professoren tuschelten etwas ratlos miteinander, aber schließlichgab der Rektor sein Einverständnis. In den nächsten anderthalb Stunden erfuhren die Besucher so manch Wissenswertes über das Verbotene Reich, und die Studenten setzten sich endlich über die formalen Benimmregeln hinweg und trauten sich, nach dem zu fragen, was sie an Amerika wirklich interessierte: nach dem Kino, der Musik, den Klamotten, den Autos und nach tausenderlei anderen Dingen.
    Gegen Ende der Veranstaltung kramte Timothy Bruce eine Kassette mit Hits der Charts aus der Tasche, die Kate in ihrem

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