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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Maus mehr hineingepasst: Freunde, Verwandte und Nachbarn hatten sich dort versammelt, um ihre Anteilnahme auszudrücken, sie hatten Essen mitgebracht und Zettel mit Gebeten, die vor den Hausaltären verbrannt wurden.
    Kate schaffte es, jemanden von der US-Botschaft in Indien ans Telefon zu bekommen, und bat um Unterstützung, aber sie hatte wenig Hoffnung, dass die rechtzeitig eintreffen würde, wenn überhaupt. Der Beamte am anderen Ende der Leitung sagte, das Verbotene Reich falle nicht in die Zuständigkeit der Botschaft, und außerdem sei Nadia Santos ja keine Bürgerin der Vereinigten Staaten, sondern Brasilianerin. Daraufhin beschloss Kate, sich an die Fersen von General Myar Kunglung zu heften, denn der hatte den Oberbefehl über das bisschen, was es in diesem Land an Militär gab, und Kate wollte unter keinen Umständen zulassen, dass er sich auch nur für einen Moment von seiner Aufgabe ablenken ließ. Wild entschlossen hatte sie sich des Sarongs entledigt, hatte ihre Globetrottermontur wieder angelegt und war, noch ehe sie jemand zurückhalten konnte, neben den General in den Jeep geklettert.
    »Sie und ich ziehen jetzt ins Feld«, verkündete sie dem überrumpelten General, der zwar nicht jedes Wort der Amerikanerin verstand, aber sofort begriff, was sie vorhatte.
    »Alexander, du bleibst in Tunkhala«, wandte sie sich an ihren Enkel. »Wenn sie nur irgend kann, wird Nadia sich mit dir in Verbindung setzen. Ruf noch mal in der Botschaft in Indien an.«
    Allein der Gedanke daran, dass er untätig herumsitzen und warten sollte, machte Alex wahnsinnig, aber wo seine Großmutter Recht hatte, hatte sie Recht. Er ging zurück ins Hotel und schaffte es diesmal, den Botschafter persönlich ans Telefon zu bekommen, der zwar zuvorkommender war als sein Angestellter, aber keine festen Zusagen machen wollte. Auch mit dem Büro des International Geographic in Washington telefonierte er. Dann konnte er bloß noch warten, kramte in seinem Kopf selbst nach den belanglosesten Kleinigkeiten, die ihm einen Anhaltspunkt geben konnten, und schrieb alles auf einen Zettel.
    Wenn er an Aguila dachte, zitterten ihm die Hände. Warum hatte die Skorpionsekte ausgerechnet sie entführt? Warum eine Ausländerin, das würde doch garantiert international für Aufsehen sorgen? Was hatte Tex Gürteltier auf dem Fest zu suchen? Warum war er verkleidet gewesen? Gehörten die Maskierten mit den Bärten tatsächlich alle zur Skorpionsekte, wie Aguila geglaubt hatte? Die Fragen hämmerten in seinem Schädel und machten ihm das Nichtstun zur Hölle.
    Er dachte, wenn er Tex Gürteltier ausfindig machen könne, brauchte er bloß an ihm dranzubleiben und würde Nadia finden, aber er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte, nach ihm zu suchen. Noch einmal ließ er sich jedes Wort durch den Kopf gehen, das er mit diesem Kerl gewechselt hatte und das ihm von dem Gespräch in den Kellern des Roten Forts im Gedächtnis geblieben war. Er notierte seine Schlussfolgerungen:
    Tex Gürteltier und die Skorpionsekte hängen irgendwie zusammen.
    Von der Entführung hat er nichts. Er ist wegen etwas anderem hier.
    Drogenhandel?
    Passt nicht zur Entführung, die zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
    Die Blauen Krieger haben noch nie im Verbotenen Reich Mädchen entführt. Warum dann jetzt?
    Vielleicht genau darum: um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und Polizei und Streitkräfte abzulenken?
    Aber wovon? Was haben sie eigentlich vor? Wo werden sie zuschlagen?
    Die Liste brachte wenig Licht ins Dunkel: Er drehte sich im Kreis.
    Gegen zwei Uhr mittags rief seine Großmutter aus einem Dorf an, das etwa zwei Wegstunden von der Hauptstadt entfernt lag. General Myar Kunglungs Soldaten waren bereits bis in die winzigsten Bergdörfer gelangt und suchten in Tempeln, Klöstern und Gehöften nach den Entführern. Etwas Neues gab es nicht, aber mittlerweile zweifelte niemand mehr daran, dass sich Blaue Krieger im Land aufhielten. Etliche Bauern hatten von weitem nachtblaue Reiter gesehen.
    »Sie suchen in den Dörfern? Dort sind die doch nie im Leben!« Alex war außer sich.
    »Wir folgen jeder Spur, Alexander. Es sind auch Soldaten in den Bergen unterwegs«, versuchte Kate ihn zu beschwichtigen.
    Aber es hieß doch, dass die Skorpionkrieger den Himalaja in- und auswendig kannten. Natürlich würden sie irgendwo sein, wo nie jemand hinkam, dachte Alex.
    ~
    Nach diesem Telefonat hielt es Alex im Hotel nicht mehr aus. »Ich heiße doch nicht umsonst Alexander«, sagte

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