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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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eine unwiderstehliche Gierweckt‹, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste sich zwingen, an den Plan zu denken. Stumm gab er den anderen einen Wink, und mit gezückten Dolchen gingen sie auf den König zu.

VIERZEHNTES KAPITEL
Die Banditenhöhle
    Alex gelangte mit den beiden Mönchen ohne Schwierigkeiten bis in die Nähe der Banditenhöhle, denn er wusste ja grob, wo sie lag, und Borobá kümmerte sich um die Feinabstimmung. Er hockte auf seinen Schultern, hatte den Schwanz um seinen Hals geschlungen und klammerte sich mal an den Haaren, mal an den Ohren fest. Der Affe kletterte nicht gerne auf Berge, und hinunter erst recht nicht. Immer wieder versuchte Alex ihn abzuschütteln, weil ihm der Affe in seiner Aufregung die Luft abschnürte und ihm gleichzeitig mit den Händchen büschelweise Haare ausriss.
    In Sichtweite der Höhle angekommen, suchten sie hinter Büschen und Felsen Deckung. Es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen, und man hörte nichts als den Wind, der über die Hänge fegte, und hin und wieder den Schrei eines Vogels. Ihre Schritte und selbst ihr Atmen kamen ihnen verräterisch laut vor. Tensing suchte sich ein paar Steine zusammen, barg sie oberhalb des Gürtels in den Falten seines Umhangs und bat Borobá dann wortlos darum, den Kundschafter zu machen. Alex atmete erleichtert auf, als der Affe von seiner Schulter sprang.
    Borobá flitzte auf die Höhle zu und war kurze Zeit später wieder zurück. Zwar konnte er ihnen nicht sagen, was er gesehen hatte, aber Tensing erkannte in seinen Gedanken verschwommen mehrere Personen, die Höhle war also zum Glück noch nicht leer. Die meisten Skorpionkrieger waren wohl aufgebrochen, hatten aber offenbar die Gefangenen mit einigen Bewachern zurückgelassen. Auch wenn sie dadurch jetzt leichteres Spiel haben würden, war Tensing nicht recht froh über diese Nachricht, denn bestimmt hielt sich der Rest der Bande mittlerweile in Tunkhala auf. Zweifellos stimmte Alexanders Vermutung, und die Skorpionkrieger waren nicht für ein halbes Dutzend Mädchen ins Verbotene Reich gekommen, sondern weil sie den Goldenen Drachen stehlen wollten.
    Die drei robbten näher an die Höhle heran und konnten jetzteinen Wachposten sehen, der, auf ein Gewehr gestützt, vor dem Eingang hockte. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und auf die Entfernung wäre er für Dil Bahadurs Pfeile ein leichtes Ziel gewesen, aber dafür hätte der Prinz in die Hocke gehen müssen. Tensing gab ihm zu verstehen, er solle unten bleiben, und zog einen der Steine aus dem Umhang. Im Geist bat er um Vergebung für den bevorstehenden Angriff, und dann schleuderte er den Stein mit voller Wucht. Alex war es vorgekommen, als hätte der Lama gar nicht anständig gezielt, deshalb glaubte er seinen Augen nicht zu trauen, als der Wachposten, von dem Stein genau zwischen die Augen getroffen, ohne einen Laut vornüberkippte. Der Lama bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
    Alex schnappte sich das Gewehr des Wachpostens, obwohl er nicht richtig wusste, wie das Ding funktionierte. Er hatte bloß einmal am Amazonas ein paar lächerliche Schießübungen mit einem Revolver gemacht. Aber das Gewicht der Waffe flößte ihm Selbstvertrauen ein, und er spürte eine ungeahnte Angriffslust in sich aufsteigen. Wie von einem mächtigen Stromstoß wurden alle seine Zweifel getilgt, und er machte sich bereit, wie ein Raubtier zu kämpfen.
    Nebeneinander betraten die drei die Höhle. Tensing und Dil Bahadur brachen in wüstes Geschrei aus, und Alex stimmte unwillkürlich ein. Eigentlich war er ja eher schüchtern, und so wie jetzt hatte er in seinem Leben noch nicht gebrüllt. Er schrie seine Furcht heraus, spürte, wie Zorn und Mut daraus wurden, und fühlte sich unbezwingbar wie der schwarze Jaguar.
    ~
    In der Höhle hockten vier weitere Skorpionkrieger, dahinter die Frau mit der Narbe und die Gefangenen, die mit zusammengebundenen Knöcheln an der Rückwand der letzten Grotte kauerten. Überrumpelt von dem Trio, das da wie wahnsinnig brüllend auf sie losstürzte, brauchten die Blauen Krieger einen kurzen Moment, ehe sie ihre Dolche gezogen hatten, und schon hatte Dil Bahadurs erster Pfeil sein Ziel erreicht und den rechten Arm des einen durchbohrt.
    Aber der hatte noch nicht genug. Zwar schrie er vor Schmerz, aber dann schleuderte er den Dolch mit der Linken und riss auch schon den nächsten aus dem Gürtel. Mit einem Zischen sauste die Klinge direkt auf das Herz des Prinzen zu. Dil Bahadur wich nicht aus. Der Dolch

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