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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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streifte seine Achsel, ohne ihn zu verletzen, während er den Arm zum zweiten Schuss hob und seelenruhig weiterging, denn er war überzeugt, dass ihn die Zauberkraft des Drachenamuletts schützte.
    Tensing wiederum entging den Dolchen, die rechts und links an ihm vorbeischwirrten, durch waghalsige Manöver. Als erfahrener Tao-Shu-Kämpfer konnte er genau einschätzen, wie schnell und wohin genau die Geschosse unterwegs waren. Er brauchte nicht nachzudenken, sein Körper reagierte rein instinktiv. Mit einem weiten Sprung und einem Tritt gegen die Kinnlade setzte er einen der Skorpionkrieger außer Gefecht und schlug gleichzeitig einem anderen mit einem Seitenhieb das Gewehr aus der Hand, noch ehe der abdrücken konnte. Der Entwaffnete griff nach seinen Messern.
    Alex blieb keine Zeit zu zielen. Er drückte auf den Abzug, krachend löste sich ein Schuss, und Steinsplitter spritzten, als die Kugel in die Felswand schlug. Dil Bahadur verpasste ihm einen Schubs, er schwankte und entging um Haaresbreite einem Dolch. Als er sah, dass die beiden Skorpionkrieger, die noch auf den Beinen waren, nach den Gewehren griffen, packte er das seine am Lauf, der ganz heiß war, und stürzte, wie ein Besessener brüllend, auf sie zu. Ohne nachzudenken, zog er dem ersten der beiden den Gewehrkolben über die Schulter, was den zwar nicht umwarf, aber doch lange genug ablenkte, dass Tensing ihn am Nacken zu fassen bekam. Ein Griff an einem bestimmten Punkt am Hals, und den Kerl waren sie vorerst los. Der Mann spürte einen elektrischen Schlag vom Nacken bis zu den Fußsohlen, sackte mit verdrehten Augen und einem Gurgeln in sich zusammen und konnte keinen Finger mehr rühren.
    Im Nu waren die vier Skorpionkrieger überwältigt. Der Wachposten draußen war wieder zu sich gekommen, aber ihm blieb keine Zeit, Hand an seine Messer zu legen. Alex drückte ihm die Mündung des Gewehrs gegen die Schläfe und befahl ihm, sich zuden anderen zu setzen. Er sagte es auf Englisch, aber der Tonfall war unmissverständlich, und der Mann gehorchte auf der Stelle. Mit dem Gewehr konnte Alex zwar nicht umgehen, aber dafür setzte er ein möglichst entschlossenes und kaltblütiges Gesicht auf, während Tensing Seile zusammensuchte, um die fünf zu fesseln.
    Mit dem Bogen im Anschlag war Dil Bahadur auf dem Weg in den hinteren Teil der Höhle. Zehn Meter trennten ihn noch von den Mädchen, die hinter einer Grube mit glühenden Holzscheiten und Kochtöpfen kauerten. Ein Aufschrei ließ ihn erstarren. Die Narbenfrau hielt ihre Peitsche in der Linken und schwenkte mit der Rechten einen offenen Korb über den Köpfen der fünf Gefangenen.
    Sie schrie etwas, und allen war klar, gleich würde sie die Skorpione über den Mädchen ausschütten.
    Der Prinz wagte nicht zu schießen. Die Frau hätte er auf diese Entfernung mühelos getroffen, aber dann wären die giftigen Spinnentiere auf die Mädchen gefallen. Wie die Blauen Krieger war sicher auch die Frau gegen das Gift immun, aber für die anderen konnte es den Tod bedeuten.
    Keiner rührte sich. Alex hatte die Skorpionkrieger weiter im Visier, denn zwei von ihnen waren noch nicht gefesselt und lauerten bloß auf eine Gelegenheit zum Angriff. Der Lama wagte nicht einzugreifen. Von dort, wo er stand, konnte er nur seine übersinnlichen Fähigkeiten gegen die Frau einsetzen. Er versuchte ihr einen Gedanken zu schicken, der sie einschüchterte, denn in der Aufregung hätte er sie auf die Entfernung doch nicht hypnotisieren können. Schwach nahm er ihre Aura wahr und erkannte, wie roh und erbarmungslos sie war und außerdem so sehr in die Enge getrieben, dass man sie bestimmt nur mit Gewalt zur Aufgabe zwingen konnte.
    Das kurze Zaudern genügte, und schon witterten die zwei ungefesselten Skorpionkrieger ihre Chance. Im nächsten Moment hätte Alex schießen müssen, denn die beiden setzten zum Sprung auf Tensing an. Da geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Eins der Mädchen warf sich gegen die Narbenfrau und riss sie zu Boden, während der Korb mit den Skorpionen durch die Luft flog und ein Stück vor den Gefangenen landete. Eine Flut schwarzer Skorpione ergoss sich neben dem Feuer.
    Es war Pema, die angegriffen hatte. Obwohl sie so zierlich war und obendrein durch die Fußfessel behindert wurde, wälzte sie sich jetzt entschlossen mit der Narbenfrau am Boden, achtete nicht auf die blindwütig ausgeteilten Peitschenhiebe und nicht auf die Skorpione. Pema hieb mit den Fäusten auf die Frau ein, biss sie, zerrte

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