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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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die Seite. Das wirkte, der Affe hob den Kopf, schnupperte und sah sich neugierig um. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er sich bewegen konnte, dann rappelte er sich hoch, schüttelte das Netz ab und sprang aus der Grube. Nadia und Alex sahen, wie sich das Gorillaweibchen,ihr Kleines an die Brust gepresst, vor ihnen aufbaute, und schlugen die Hand vor den Mund, um nicht vor Schreck zu schreien. Wie versteinert standen sie da. Der Affe beugte sich vor und betrachtete sie ohne einen Wimpernschlag.
    Alex wagte kaum zu atmen, so nah waren sie dem Tier. Er blickte in das schwarze, runzelige Gesicht, das jetzt zehn Zentimeter vor seiner Nase war. Schwitzend schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, erkannte er undeutlich eine rosafarbene Schnauze voller gelber Zähne. Seine Brille war beschlagen, aber er wagte nicht, sie abzuziehen. Der Atem des Gorillas traf ihn voll ins Gesicht, er roch angenehm wie frisch geschnittenes Heu. Da streckte das Kleine plötzlich keck die Hand aus, packte sein Haar und zog daran. Alexanders Herz tat einen Hüpfer, und er hielt dem Affenbaby einen Finger hin, den es umklammerte wie ein Säugling. Der Mutter schien dieser Vertrauensbeweis zu weit zu gehen, sie versetzte Alex einen Schubs, der zwar offensichtlich nicht böse gemeint war, ihn aber dennoch umwarf. Sie stieß ein nachdrückliches Brüllen aus, das sich wie eine Frage anhörte, war mit zwei Sprüngen auf dem Baum, auf dem ihr Gefährte wartete, und zusammen verloren sie sich im Blattwerk. Nadia half Alexander auf die Füße.
    »Habt ihr das gesehen? Es hat mich angefasst!« Alex tat einen Luftsprung.
    »Gut gemacht, Kinder«, sagte Bruder Fernando.
    »Wer hat nur das Netz hier aufgespannt?« Nadia dachte an die Seile, die sie am Strand gefunden hatte.

FÜNFTES KAPITEL
Der verwunschene Wald
    Als sie wieder im Lager waren, bastelte sich Joel aus einem Bambusstab und einem gebogenen Stück Draht eine primitive Angel und ging in der Hoffnung, etwas Essbares zu fangen, hinunter ans Ufer, während die anderen noch eine Weile beisammen saßen und über das Geschehene sprachen. Wie Nadia war auch Bruder Fernando der Ansicht, es bestehe Hoffnung auf Rettung, denn das Netz bewies, dass Menschen in der Nähe waren. Früher oder später würden die Jäger nachsehen, ob ihnen etwas in die Falle gegangen war.
    »Warum jagen sie Gorillas? Das Fleisch ist doch ungenießbar, und den Pelz kann man auch nicht brauchen«, wunderte sich Alex.
    »Das Fleisch ist annehmbar, wenn man sonst nichts hat. Die Organe werden für Hexereien benutzt, aus dem Pelz und den Schädeln werden Masken, und die Hände verkauft man als Aschenbecher«, erklärte der Missionar. »Die Touristen sind ganz scharf darauf.«
    »Wie ekelhaft!«
    »In unserer Missionsstation in Ruanda hatten wir einen zwei Jahre alten Gorilla, das war der einzige, der durchgekommen ist. Wenn ein Muttertier getötet wurde, haben die Leute uns manchmal die Kleinen gebracht. Sie sind sehr zart besaitet und sterben vor Traurigkeit, wenn sie nicht vorher Hungers sterben.«
    »Apropos, habt ihr keinen Hunger?« Alexander knurrte der Magen.
    »Wir hätten die Schildkröte nicht laufen lassen sollen, die wäre ein gutes Abendessen gewesen«, sagte Angie.
    Die Retter der Schildkröte schwiegen betreten. Angie hatte Recht, in ihrer Lage konnten sie sich keine Gefühlsduselei erlauben, es ging ums Überleben.
    »Was ist denn mit dem Funk?«, fragte Kate, an Angie gewandt.
    »Ich habe etliche Notrufe gesendet, aber ich glaube nicht, dassjemand sie empfangen hat, wir sind hier am Ende der Welt. Ich muss weiter probieren, ob ich Michael Mushaha erreichen kann. Ich hatte ihm versprochen, dass ich mich zweimal am Tag bei ihm melde. Bestimmt macht er sich Sorgen, wenn er nichts von uns hört.«
    »Über kurz oder lang wird uns jemand vermissen und nach uns suchen.« Kate versuchte zuversichtlich zu klingen.
    »Wir sitzen in der Tinte«, knurrte Angie. »Mein Flugzeug ist Schrott, wir wissen nicht, wo wir sind, und wir haben Hunger.«
    »Aber meine Liebe, wieso sehen Sie alles immer so schwarz! Gott lässt uns wohl sinken, aber nicht ertrinken. Seien Sie unbesorgt, es wird uns nichts mangeln«, sagte Bruder Fernando.
    Sprühend vor Zorn fasste Angie den Missionar unter den Achseln und hob ihn ein paar Zentimeter vom Boden hoch, um ihn sich aus der Nähe, Auge in Auge, zu betrachten.
    »Hätten Sie auf mich gehört, wäre es zu diesem Schlamassel gar nicht gekommen!«
    »Es war meine

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