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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Hilfe. Wir müssen das Netz zerschneiden«, entschied Nadia.
    ~
    So schnell das Dickicht es zuließ, eilten sie zurück an den Strand und berichteten den anderen, was sie entdeckt hatten.
    »Das Tier könnte uns angreifen«, warnte Bruder Fernando. »Eigentlich sind Gorillas eher friedlich, aber ein Weibchen mit Nachwuchs ist immer gefährlich.«
    Aber Nadia hatte sich schon ein Messer gegriffen und war losgerannt, und die anderen folgten ihr. Joel konnte sein Glück kaum fassen: Er würde einen Gorilla fotografieren können, wenigstens etwas. Bruder Fernando nahm sein Buschmesser und einenlangen Holzstock mit, Angie ihren Revolver und die Flinte. Borobá führte sie geradewegs zu der Grube, in der das Gorillaweibchen kauerte, das zu toben begann, als es sich von Menschenköpfen umringt sah.
    »Jetzt könnten wir eine von Michaels Betäubungsmittelpistolen gebrauchen«, wisperte Angie.
    »Sie hat wahnsinnige Angst. Ich gehe mit Alex näher ran, wartet ihr hinten«, sagte Nadia.
    Alle zogen sich ein paar Schritte zurück und duckten sich zwischen das Farnkraut, während Nadia und Alex Zentimeter für Zentimeter an den Gorilla heranrobbten, verharrten und warteten. Wieder begann Nadia beruhigend auf das verschreckte Tier einzureden. Sie redete und redete, bis das Knurren endlich verstummte.
    »Jaguar«, wisperte Nadia Alex ins Ohr, »sieh mal da oben.«
    Alex hob den Blick und erspähte im Wipfel des Baumes, auf den Nadia gezeigt hatte, ein schwarz glänzendes Gesicht mit platter Nase und nahe zusammenstehenden Augen, die jede Bewegung am Boden aufmerksam verfolgten.
    »Noch ein Gorilla. Und viel größer!«, flüsterte er.
    »Schau ihm nicht in die Augen, er könnte sich bedroht fühlen und sauer werden.«
    Auch die anderen hatten den zweiten Gorilla bemerkt, aber keiner rührte sich. Joel juckte es zwar in den Fingern, als er jedoch Kates strengen Blick sah, ließ er die Kamera, wo sie war. Sie durften sich diese Begegnung mit den großen Affen nicht durch eine falsche Bewegung vermasseln. Eine halbe Stunde später war noch immer nichts geschehen. Der Gorilla auf dem Baum spähte weiter von seinem Beobachtungsposten auf sie herab, die kauernde Gestalt unter dem Netz gab keinen Laut von sich. Nur ihr schneller Atem und die Art, wie sie ihr Junges an sich presste, verrieten, wie verängstigt sie war.
    Nadia schob sich ein Stück über den Rand der Grube, von unten beobachtet von dem verängstigten Gorillaweibchen und von oben von dem Gorillamännchen. Alex robbte mit dem Messer zwischen den Zähnen neben sie und kam sich irgendwie lächerlich vor, wie in einem Tarzanfilm. Als Nadia die Hand ausstreckte, um das Tierunter dem Netz zu berühren, begannen die Äste über ihren Köpfen bedrohlich zu schwanken.
    »Wenn er die beiden angreift, schießt du ihn auf der Stelle tot«, hauchte Kate Angie ins Ohr.
    Angie antwortete nicht. Sie fürchtete, das Tier zu verfehlen, selbst wenn sie es einen Meter vor der Nase hätte, so sehr zitterte die Flinte in ihren Händen.
    Aufmerksam verfolgte das Gorillaweibchen jede Bewegung von Nadia und Alex, wirkte aber nun etwas ruhiger, als hätte es schließlich begriffen, dass diese hier nicht dieselben Menschen waren, die das Netz aufgespannt hatten.
    »Ruhig, ganz ruhig, wir helfen dir«, flüsterte Nadia beschwörend.
    Sie streckte die Hand aus und berührte den schwarzen Pelz, der Affe zuckte zusammen und zeigte die Zähne. Aber Nadia ließ die Hand liegen, und er beruhigte sich nach und nach. Durch eine Kopfbewegung bedeutete Nadia Alex, ebenfalls näher zu kommen. Ganz sachte und vorsichtig streichelte er den Rücken des Gorillas, bis der die Berührung reglos hinnahm. Alex atmete tief durch, strich über das Amulett an seinem Hals, um sich Mut zu machen, und nahm das Messer aus dem Mund. Als die Affenmutter die Klinge auf der Haut spürte, rollte sie sich wie eine Kugel zusammen und schirmte ihr Kleines mit dem Körper ab. Nadia redete ihr weiter beschwichtigend zu, während die Klinge des Messers durch den Pelz schabte und die Seile des Netzes sich strafften. Sie zu durchtrennen war langwieriger als gedacht, aber schließlich hatte Alex ein Loch geöffnet, das für den gefangenen Gorilla groß genug sein würde. Er nickte Nadia zu, und sie wichen ein paar Schritte zurück.
    »Komm! Du kannst raus!«, rief Nadia.
    Bruder Fernando kroch vorsichtig an Alex heran und schob ihm seinen Stock zu, und damit stupste Alex den Gorilla, der noch immer reglos unter dem Netz kauerte, sanft in

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