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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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belauerten das Lager, um bei der kleinsten Unachtsamkeit einen erneuten Angriff zu starten. Hitze und Feuchtigkeit waren trotz des frühen Morgens drückend, die Kleidung klebte am Körper, die Haare waren schweißnass, die Haut brannte. Vom Wald stieg ein schwerer Geruch nach Zersetzung auf, der sich mit dem Gestank des qualmenden Tierkots mischte. Der Durst machte allen zu schaffen, aber mit den wenigen Wasserflaschen, die noch im Flugzeug waren, würden sie sparsam umgehen müssen. Bruder Fernando schlug vor, das Wasser aus dem Fluss zu trinken, aber Kate wandte ein, davon könnten sie Typhus und Cholera bekommen.
    »Wir können es abkochen, bloß wird es bei der Hitze nicht mehr kalt, wir müssen es warm trinken«, sagte Angie.
    »Dann kochen wir Tee«, schlug Kate vor.
    Der Missionar band seinen Topf vom Rucksack, schöpfte Wasser aus dem Fluss und brachte es über dem Feuer zum Sieden. Es hatte eine rostige Farbe, roch sonderbar süßlich, ein bisschen eklig, und schmeckte nach Metall.
    Nur Borobá wagte sich zu kurzen Erkundungen in den Wald, die anderen fürchteten, sich im Dickicht zu verirren. Nadia sah, dass der Affe erst neugierig verschwand und wieder auftauchte, plötzlich jedoch ganz verstört wirkte. Sie bat Alex mitzukommen, und zu zweit folgten sie dem Äffchen.
    »Geht nicht zu weit«, rief Kate ihnen nach.
    »Wir sind gleich wieder da«, sagte Alex.
    Ohne Zaudern führte Borobá die beiden hinein in den Wald. Während er sich von Ast zu Ast hangelte, mussten Nadia und Alex sich mühsam einen Weg zwischen dem dichten Farnkraut am Boden bahnen und baten im Stillen, dass sie nicht auf Schlangen treten oder sich unvermittelt einem Leoparden gegenübersehen würden.
    ~
    Sie blieben Borobá auf den Fersen und drangen weiter ins Dickicht vor. Es war, als folgten sie einem kaum erkennbaren Pfad, vielleicht einmal von Tieren auf ihrem Weg zum Flussufer gebahnt, aber mittlerweile überwuchert. Insekten krabbelten ihnen unter das T-Shirt und in die Haare, es war sinnlos, sich dagegen zu wehren. Besser, man fand sich mit ihnen ab und dachte erst gar nicht an die vielen Krankheiten, die sie übertragen konnten, angefangen bei Malaria bis hin zur Schlafkrankheit, die man bekommen konnte, wenn eine Tsetsefliege einen stach, und von der man ganz dumpf und teilnahmslos wurde, bis man schließlich nicht mehr herausfand aus seinen Albträumen und starb. Hier und da versperrten ihnen mächtige Spinnennetze den Weg, die sie mit den Händen zerreißen mussten, dann wieder versanken sie bis über die Knöchel in schmatzendem Schlamm.
    Durch das Raunen des Urwalds drang plötzlich ein Klagelaut wie von einem Menschen, und erschrocken blieben sie stehen. Borobá schwang sich aufgeregt auf den nächsten Ast, wandte sich zu ihnen um und kreischte. Nach wenigen Schritten wussten sie, was er ihnen hatte zeigen wollen. Alexander, der vorneweg ging, wäre um ein Haar gestürzt, denn vor seinen Füßen klaffte unvermittelt ein Loch. Der Klagelaut kam von einer dunklen Gestalt, die unten am Grund kauerte und auf den ersten Blick wie ein großer Hund aussah.
    »Was ist das?«, wisperte Alex und wich zurück.
    Borobás Kreischen wurde drängender, die Gestalt in der Grube bewegte sich, und nun konnten sie erkennen, dass es ein Affe war. Er hatte sich in einem Netz verheddert und konnte sich kaumrühren. Der Affe hob den Kopf, brüllte und bleckte die Zähne, als er Nadia und Alex sah.
    »Ein Gorilla!«, flüsterte Nadia. »Er kommt nicht mehr raus.«
    »Eine Falle.«
    »Wir müssen ihm helfen.«
    »Wie denn? Wenn er beißt …«
    Nadia beugte sich zu dem gefangenen Tier hinunter und redete mit ihm wie mit Borobá.
    »Was sagst du?«, wollte Alex wissen.
    »Ich weiß nicht, ob er mich versteht. Nicht alle Affen sprechen dieselbe Sprache, Jaguar. Im Camp haben die Schimpansen mich verstanden, aber die Mandrills nicht.«
    »Die blöde Bande hätte sowieso nicht auf dich gehört, Aguila.«
    »Ich weiß nichts über die Sprache der Gorillas, aber vielleicht ist sie ja so ähnlich wie die von anderen Affen.«
    »Sag ihm, er soll sich ruhig verhalten, und dass wir versuchen, ihn aus dem Netz zu befreien.«
    Nach und nach wurde das gefangene Tier ruhiger, aber wenn Nadia versuchte, näher zu kommen, bleckte es wieder die Zähne und knurrte.
    »Da! Ein Kleines!« Alex hatte Nadias Arm gepackt.
    Das Affenbaby war winzig, sicher erst ein paar Wochen alt, und es klammerte sich verzweifelt an den dicken Pelz seiner Mutter.
    »Wir brauchen

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