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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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entscheiden.«
    »Und wie?«
    »Wir werfen eine Münze: Kopf heißt, wir fahren nach Süden, Zahl, wir fahren nach Norden. Das liegt in Gottes Hand oder ist Glückssache, was Ihnen lieber ist.« Alex kramte eine Münze aus der Hosentasche.
    Angie und der Missionar sahen sich einen Moment fragend an und lachten dann los. Der Vorschlag war unwiderstehlich komisch.
    »Abgemacht!«, riefen sie.
    Auch die anderen erklärten sich einverstanden. Alex gab Nadia die Münze. Nadia warf sie hoch, und alle hielten den Atem an, bis das Geldstück auf dem Sand landete.
    »Zahl! Wir fahren nach Norden!«, triumphierte Bruder Fernando.
    »Ich gebe Ihnen drei Tage. Wenn wir Ihre Freunde bis dahin nicht gefunden haben, kehren wir um, verstanden?«, knurrte Angie.
    »Fünf Tage.«
    »Vier.«
    »Na schön. Vier Tage und keine Minute weniger«, willigte der Missionar zähneknirschend ein.
    ~
    Die angeblichen Fischer ließen sich nur mühsam dazu überreden, den Ort auf der Karte anzusteuern. Sie erklärten, kein Mensch wage sich ohne die Erlaubnis von König Kosongo in diese Gefilde, und der habe nichts übrig für Fremde.
    »König? Hier gibt es keine Könige, sondern einen Präsidenten und ein Parlament, dieses Land ist doch eine Demokratie …«, sagte Kate.
    Aber Angie klärte sie darüber auf, dass es neben der offiziellen Regierung bei einigen afrikanischen Klans und Stämmen Könige, manchmal auch Königinnen gab, die allerdings wie die Monarchen in einigen Ländern Europas eher eine symbolische als eine politische Rolle spielten.
    »Meine Brüder haben in ihren Briefen diesen so genanntenKönig Kosongo erwähnt, aber von Kommandant Maurice Mbembelé war häufiger die Rede. Offenbar hat der das Sagen«, meldete sich Bruder Fernando.
    »Vielleicht ist es nicht dasselbe Dorf?« Angie sah ihn zweifelnd an.
    »Für mich steht außer Frage, dass es dasselbe ist.«
    »Wir gehen in die Höhle des Löwen, das ist doch Wahnsinn«, sagte Angie.
    »Wir müssen herausfinden, was mit den Missionaren geschehen ist«, sagte Kate.
    »Was wissen Sie über diesen Kosongo, Bruder Fernando?«, schaltete Alex sich ein.
    »Nicht viel. Offenbar hat er den Thron nicht rechtmäßig inne. Kommandant Mbembelé hat ihn zum König gemacht. Vorher gab es wohl eine Königin, aber die ist verschwunden. Wahrscheinlich wurde sie umgebracht, jedenfalls hat sie seit Jahren niemand gesehen.«
    »Und was haben die Missionare über Mbembelé berichtet?«, fragte Alex weiter.
    »Er hat ein paar Jahre in Frankreich studiert, wurde aber ausgewiesen, weil er Ärger mit der Polizei hatte.«
    Danach sei Maurice Mbembelé zum Militär gegangen, hatte jedoch auch dort wegen seines undisziplinierten Auftretens und seiner Gewalttätigkeit Schwierigkeiten bekommen. Er wurde beschuldigt, eine Studentenrevolte blutig niedergeschlagen zu haben, Häuser waren niedergebrannt worden, und es hatte Tote gegeben. Um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden, kehrten seine Vorgesetzten alles unter den Teppich und schafften sich ihren Offizier vom Hals, indem sie ihn in den hintersten Winkel des Landes schickten. Wahrscheinlich hofften sie, das Sumpffieber und die Moskitos würden ihn zur Vernunft bringen oder ihm den Garaus machen. Dort im Urwald verlor sich Mbembelés Spur, bis er irgendwann mit einer Handvoll seiner treusten Gefolgsleute in Ngoubé auftauchte. Aus den Briefen der Missionare ging hervor, dass Mbembelé sein Hauptquartier im Dorf hatte und von dort die ganze Gegend kontrollierte. Er war brutal und berüchtigt für seine grausamen Strafen. Es hieß sogar, er habe mehr als einmal die Leber und das Herz seiner Opfer gegessen.
    »Diese Art von Kannibalismus hat einen rituellen Hintergrund«, sagte Kate. »Angeblich gehen dadurch der Mut und die Kraft des besiegten Feindes auf den Sieger über.«
    »Idi Amin soll als Diktator von Uganda bisweilen seine im Ofen geschmorten Minister zum Abendessen aufgetischt haben«, sagte Angie.
    »Kannibalismus ist gar nicht so selten, wie wir glauben, das ist mir vor ein paar Jahren in Borneo klar geworden«, sagte Kate.
    »Du warst dabei, als jemand gegessen wurde?« Alex starrte seine Großmutter fassungslos an.
    »Ich war wegen einer Reportage in Borneo. Ich habe nicht gesehen, wie Leute gekocht wurden, wenn du das meinst, aber meine Informationen stammten aus erster Hand. Vorsichtshalber habe ich nur Dosenbohnen gegessen.«
    »Ich glaube, ich werde Vegetarier«, sagte Alex angeekelt.
    Bruder Fernando berichtete, Kommandant Mbembelé habe

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