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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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die christlichen Missionare auf seinem Gebiet nicht gerne gesehen. Aber er war sich sicher, dass sie nicht lange durchhalten würden. Wenn sie nicht durch eine Tropenkrankheit ums Leben kamen, konnte ein Unfall diesen Zweck erfüllen, oder sie würden irgendwann müde und ohne Hoffnung aufgeben. Er erlaubte ihnen, eine kleine Schule zu bauen und mit den mitgebrachten Medikamenten eine Krankenstation einzurichten, aber dann durften die Kinder den Unterricht nicht besuchen, und die Kranken mussten sich von der Missionsstation fernhalten. Daraufhin versuchten die Ordensbrüder, den Frauen des Dorfes etwas über Hygiene beizubringen, bis ihnen auch das verboten wurde. Sie lebten von der Außenwelt abgeschottet, waren ständig bedroht und den Launen des Königs und des Kommandanten ausgeliefert.
    Aus dem Wenigen, was die beiden Missionare hatten berichten können, schloss Bruder Fernando, dass Kosongo und Mbembelé ihre Schreckensherrschaft über Schmuggel finanzierten. Die Gegend war reich an Diamanten und anderen Edelsteinen. Außerdem gab es Uran, das aber bisher noch nicht abgebaut wurde.
    »Und die Regierung tut überhaupt nichts?«, wunderte sich Kate.
    »Wo glauben Sie, dass Sie sind? Offensichtlich machen Sie sichkein Bild davon, wie die Dinge hier laufen«, sagte Bruder Fernando düster.
    Gegen Geld, Bier, Tabak und zwei Messer willigten die vier Männer schließlich ein, die Gruppe in Kosongos Gebiet zu bringen. Kate und die anderen packten den Rest ihrer Vorräte in Taschen und versteckten ganz unten die Schnapsflaschen und Zigaretten, die begehrter waren als Geld und die sie womöglich noch brauchen würden, um jemanden zu bezahlen oder zu bestechen. Sardinen in Büchsen und eingelegte Pfirsiche, Streichhölzer, Zucker, Milchpulver und Seife standen ebenfalls hoch im Kurs.
    »Dass mir niemand meinen Wodka anrührt«, brummelte Kate.
    »Das Wichtigste sind Antibiotika, Tabletten gegen Malaria und Serum gegen Schlangenbisse«, sagte Angie und packte den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Flugzeug mitsamt der Ampulle Betäubungsmittel, die Michael Mushaha ihr als Muster mitgegeben hatte, in eine der Taschen.
    Die angeblichen Fischer drehten ihre Kanus um, bockten sie an einer Seite mit einem Holzstock hoch und legten sich zum Schlafen darunter, nachdem sie bis tief in die Nacht getrunken und lauthals gesungen hatten. Anscheinend fürchteten sie sich weder vor den Weißen noch vor wilden Tieren. Kate und die anderen fühlten sich dagegen nicht sicher. An ihre Waffen und Taschen geklammert, ließen sie die vier nicht aus den Augen, obwohl die friedlich schliefen. Gegen sechs graute der Morgen. Über Fluss und Wald hing geheimnisvoll der Morgennebel, und die Landschaft sah aus wie auf einem wässrigen Aquarell. Hundemüde trafen die Gestrandeten die letzten Vorbereitungen für den Aufbruch, während die vier Männer aus den Kanus über den Strand rannten und gekonnt einen Ball aus Lumpen hin und her kickten.
    Bruder Fernando baute einen kleinen Altar aus feuchtem Sand, krönte ihn mit einem Kreuz aus zwei zusammengebundenen Stöcken und rief zum Gebet. Die Fußballer kamen aus Neugier, die anderen aus Höflichkeit, aber der Missionar hielt eine so feierliche Andacht, dass alle ergriffen waren, sogar Kate, die auf ihren Reisen schon viele unterschiedliche Zeremonien gesehen hatte und kaum mehr zu beeindrucken war.
    Dann beluden sie die schmalen Kanus, verteilten das Gewichtvon Gepäck und Passagieren so gleichmäßig wie möglich und verstauten schließlich im Flugzeug, was sie nicht mitnehmen konnten.
    »Ich hoffe, es kommt niemand vorbei, solange wir fort sind«, sagte Angie und gab ihrem Sturmfalken zum Abschied einen Klaps.
    Dieses Flugzeug war alles, was sie besaß auf der Welt, und sie fürchtete, man werde es ihr bis zur letzten Schraube klauen. Vier Tage sind schnell um, redete sie sich zu, aber das Herz war ihr schwer, voller düsterer Vorahnungen. Vier Tage waren eine Ewigkeit in diesem Dschungel.
    Gegen acht am Morgen brachen sie auf. Sie hatten ihre Segeltuchplanen über die Kanus gespannt, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, während sie in der Mitte des Flusses stromaufwärts fuhren. Der Durst und die Hitze machten ihnen zu schaffen, sie wurden belagert von Bienen und Fliegen, ihre vier Retter aber paddelten scheinbar mühelos gegen die Strömung, lachten miteinander und nahmen immer wieder kräftige Schlucke vom Palmwein, den sie in kleinen Plastikkanistern dabei hatten. Dieses Getränk war sehr

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