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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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verwunschenen Ort befand, wo, genau wie seine Großmutter ihm angekündigt hatte, die Geister unter den Lebenden herumspazierten. Die Wirklichkeit war aus den Fugen geraten, er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Er hatte großes Heimweh nach seinem Zuhause und seiner Familie; selbst seinen trotteligen Hund Poncho vermisste er hier. So himmelweit von allem entfernt, was er kannte, fühlte er sich sehr einsam. Wenn er wenigstens hätte herausfinden können, wie es seiner Mutter ging! Aber wie sollte er von diesem Nest aus eine Verbindung zu einem Krankenhaus in Texas bekommen? Da könnte er gleich versuchen, auf dem Mars anzurufen. Kate war ihm weder eine gute Reisegefährtin noch eine Hilfe. Als Großmutter ließ sie einiges zu wünschen übrig, sie gabsich nicht einmal Mühe, seine Fragen zu beantworten, weil sie der Meinung war, dass man nur das lernt, was man selbst herausfindet. Erfahrung hielt sie für das, was man erlangt, kurz nachdem man es hätte gebrauchen können.
    Er wälzte sich schlaflos in seiner Hängematte, als er plötzlich meinte jemanden tuscheln zu hören. Vielleicht war es auch nur das Stimmengewirr des Urwalds, aber er wollte es herausfinden. Barfuß und in Unterwäsche schlich er sich ans andere Ende des Gemeinschaftssaals zu den Hängematten, in denen Nadia und ihr Vater schliefen. Er legte Nadia seine Hand auf den Mund und flüsterte ihr ins Ohr, um die anderen nicht zu wecken. Erschrocken schlug sie die Augen auf, aber als sie ihn erkannte, war sie sofort beruhigt, kletterte behände aus der Hängematte und gab Borobá mit einer bestimmenden Geste zu verstehen, dass er sich ruhig verhalten sollte. Das Äffchen gehorchte auf der Stelle und rollte sich zum Weiterschlafen zusammen, und Alex musste wieder an Poncho denken, dem sie nie auch nur den einfachsten Befehl hatten begreiflich machen können. Sie schlichen hinaus und glitten an der Längsseite des Hotels entlang zur Terrasse, von wo Alex die Stimmen gehört hatte. Im Schatten der Tür pressten sie sich gegen die Wand, und von hier aus konnten sie Hauptmann Ariosto und Mauro Carías sehen, die an einem kleinen Tisch saßen, rauchten, tranken und sich leise unterhielten. Ihre Gesichter waren im Schein ihrer Zigarren und einer Duftspirale auf dem Tisch, deren Rauch die Moskitos abhalten sollte, deutlich zu erkennen. Alex beglückwünschte sich dazu, dass er Nadia Bescheid gesagt hatte, denn die beiden Männer sprachen Spanisch.
    »Du weißt also, was du zu tun hast, Ariosto«, sagte Carías.
    »Es wird nicht leicht sein.«
    »Wenn es leicht wäre, bräuchte ich deine Hilfe nicht, und dann müsste ich dich auch nicht bezahlen, Mann.«
    »Ich mag keine Fotografen, das riecht nach Ärger«, wandte der Hauptmann ein. »Und diese Reporterin … also auf den Kopf gefallen ist die bestimmt nicht.«
    »Wir brauchen sie aber: den Professor, diese Alte und die Fotografen. Die werden genau das erzählen, was wir hören wollen, und damit sind wir aus dem Schneider. Diesmal schickt der Kongresskeine Untersuchungskommission. Wozu auch? Schließlich gibt es Leute vom International Geographic als Zeugen«, sagte Carías.
    »Ich begreife nicht, warum die Regierung diese Handvoll Wilde unbedingt beschützen will. Denen werden Tausende von Quadratkilometern überlassen, die man besser unter den Siedlern aufteilen würde, dann gäbe es endlich mal so etwas wie Fortschritt in dieser Hölle.«
    »Immer hübsch der Reihe nach, Ariosto. In dieser Gegend gibt es schließlich Smaragde und Diamanten. Bevor die Siedler mit ihren Motorsägen und Rindviechern kommen, sind wir beide gemachte Leute. Noch will ich keine Garimpeiros hier sehen.«
    »Dann wird es sie auch nicht geben. Das Militär, mein Freund, sorgt schließlich dafür, dass die Gesetze eingehalten werden. Die armen Indianer brauchen doch Schutz, oder?« Die beiden lachten gut gelaunt.
    »Alles läuft nach Plan, eine Person meines Vertrauens wird die Expedition begleiten«, sagte Carías.
    »Wer?«
    »Das erfährst du noch früh genug. Jedenfalls ist die Bestie ein guter Vorwand, damit dieser Hornochse von Leblanc und die Pressefritzen genau dort hingehen, wo wir sie haben wollen, und entsprechend Bericht erstatten. Sie werden mit den Indianern in Kontakt kommen. Sie können unmöglich am oberen Orinoko nach der Bestie suchen, ohne Indianern zu begegnen.«
    »Dein Plan ist so umständlich. Ich habe Leute, die schweigen wie ein Grab, wir könnten das erledigen, ohne dass es jemand mitkriegt«,

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