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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Geschäft, wusste zu befehlen und sich Respekt zu verschaffen; was er im Guten nicht erreichen konnte, erreichte er mit Gewalt. Hinter seinem Rücken wurde getuschelt, er sei ein Krimineller, aber niemand wagte es, ihm das ins Gesicht zu sagen; es ließ sich nicht beweisen, dass er Blut an den Händen hatte. Seine äußere Erscheinung hatte nichts Bedrohliches oder Verdächtiges, er war ein sympathischer Mann, gut aussehend, sonnengebräunt, mit gepflegten Fingernägeln und blendend weißen Zähnen, der sich elegant und sportlich kleidete. Er hatte eine volltönende Stimme und sah seinem Gegenüber beim Sprechen in die Augen, als wollte er mit jedem Satz seine Aufrichtigkeit beteuern.
    Der Unternehmer empfing die Expeditionsteilnehmer in einem der Wohncontainer, der als Salon eingerichtet war und über alle Annehmlichkeiten verfügte, die es im Dorf nicht gab. Zwei junge, attraktive Frauen waren bei ihm, die alkoholische Getränke servierten und den Zigarrenrauchern Feuer gaben, aber keinen Ton sagten. Wahrscheinlich können sie kein Englisch, dachte Alex. Irgendwie waren sie ihm unheimlich, sie erinnerten ihn an Morgana, das Mädchen, das ihm in New York den Rucksack geklaut hatte. Er wurde rot und kam sich wieder vor wie ein Rindvieh.Die hatte ihn vielleicht draufgeschickt! Die beiden schienen die einzigen Frauen im Camp zu sein, jedenfalls waren ihnen draußen nur bis an die Zähne bewaffnete Männer begegnet. Ihr Gastgeber hatte ein üppiges Buffet auffahren lassen: Es gab Käse, kalten Braten, Meeresfrüchte, Obst, Eiscreme und andere aus Caracas mitgebrachte Leckereien. Alex schlug sich den Bauch voll: Etwas so Gutes hatte er schon ewig nicht mehr bekommen.
    »Sie scheinen sich ja hier gut auszukennen, Santos. Sie leben schon lange hier in der Gegend, oder?«, wandte sich Mauro Carías an den Führer.
    »Schon immer. Ich könnte es nirgends sonst aushalten.«
    »Ich habe gehört, Ihre Frau ist hier krank geworden. Das tut mir sehr leid … Es wundert mich allerdings nicht, nur wenige Ausländer können diese Abgeschiedenheit und das Klima ertragen. Und das Mädchen, geht sie nicht zur Schule?« Carías streckte die Hand nach Nadia aus, aber Borobá fletschte die Zähne.
    »Ich muss nicht zur Schule. Ich kann lesen und schreiben!«, sagte Nadia.
    »Mehr brauchst du natürlich nicht zu können, meine Hübsche.« Carías grinste.
    »Nadia kennt sich gut mit der Natur aus, außerdem spricht sie Englisch, Spanisch, Portugiesisch und etliche Indianersprachen«, meldete sich ihr Vater.
    »Was hast du denn da um den Hals, meine Hübsche?« Die Stimme des Unternehmers klang weichgespült.
    »Ich heiße Nadia.«
    »Zeig mir deine Kette, Nadia«, sagte Carías mit einem makellosen Werbefilmlächeln.
    »Ich kann sie nicht abnehmen, sie hat Zauberkräfte.«
    »Wie wär’s? Verkauf sie mir doch. Ich bezahle einen guten Preis dafür.«
    »Nein!«, schrie Nadia und ging auf Abstand.
    César Santos unterbrach die beiden, um sich für das widerborstige Verhalten seiner Tochter zu entschuldigen. Es wunderte ihn, dass ein so wichtiger Mann seine Zeit damit verplemperte, ein Kind auf die Schippe zu nehmen. Früher hatte niemand Nadia beachtet, aber in den letzten Monaten erregte seine Tochter überallAufmerksamkeit, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Mauro Carías meinte, das Mädchen sei nicht auf das zivilisierte Leben in einer Stadt vorbereitet, wenn es nie aus dem Amazonasgebiet herauskomme. Was sollte denn aus ihr werden? Sie mache doch eigentlich einen aufgeweckten Eindruck, und mit einer guten Ausbildung könne sie es zu etwas bringen. Er erbot sich sogar, sie nach Caracas mitzunehmen, um sie dort auf die Schule zu schicken und in ein anständiges Fräulein zu verwandeln.
    »Ausgeschlossen, ich möchte meine Tochter bei mir haben, aber dennoch vielen Dank«, sagte César Santos.
    »Denken Sie drüber nach, Mann! Ich wäre wie ein Pate für sie …«, ließ der Unternehmer nicht locker.
    »Ich kann auch mit den Tieren sprechen«, redete Nadia dazwischen. Alle brachen in schallendes Gelächter aus. Nur ihr Vater, Alex und Kate Cold lachten nicht.
    »Wenn du mit den Tieren sprechen kannst, vielleicht kannst du mir dann als Dolmetscherin bei einem meiner Haustiere dienen. Begleiten Sie mich«, lud der Unternehmer seine Gäste ein, während er Nadia mit einem milden Blick bedachte.
    ~
    Sie folgten Mauro Carías in den Hof, den die im Kreis aufgestellten Container bildeten, und dort stand in der Mitte ein aus Brettern und

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