Die Abenteuer von Aguila und Jaguar
aber sicher zu verhungern. Dankbar verschlang er die Ananas, die sie ihm anbot.
Frisch gebadet wie seine Tochter, erschien kurz darauf César Santos, der Führer, und lud den Rest der verschwitzten Expeditionsteilnehmer ein, sich in die Fluten zu stürzen. Das taten auchalle, außer Professor Leblanc, der Karakawe anwies, einige Eimer mit Wasser herbeizuschleppen, damit er sich auf der Terrasse waschen konnte, denn die Vorstellung, das Bad mit einem Rochen zu teilen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Diese Fische waren zum Teil groß wie Bettvorleger, und ihr mächtiger Stachel konnte nicht nur schneiden wie ein Sägeblatt, sondern war auch giftig. Nach seinem Schlangenabenteuer der vergangenen Nacht dachte Alex gar nicht daran, vor der Begegnung mit einem Fisch zurückzuschrecken, wie miserabel dessen Ruf auch immer sein mochte. Er stürzte sich kopfüber in den Fluss.
»Falls dich ein Rochen angreift, heißt das, dass diese Gewässer nicht für dich gemacht sind«, war alles, was seine Großmutter dazu anmerkte, ehe sie mit der Ärztin an eine andere Stelle zum Baden ging.
»Die Rochen sind scheu und leben am Grund des Flusses. Sie fliehen normalerweise, wenn sie Bewegungen im Wasser wahrnehmen, damit sie einen aber auf alle Fälle rechtzeitig bemerken, sollte man beim Gehen über den Boden schlurfen, sonst tritt man womöglich auf einen drauf«, wies César Santos sie an.
Das Bad war eine Wohltat, und danach fühlte sich Alex putzmunter und sauber.
SIEBTES KAPITEL
Der schwarze Jaguar
Bevor sie aufbrachen, lud Mauro Carías die Teilnehmer an der Expedition in sein Camp ein. Dr. Omayra Torres begleitete sie nicht und entschuldigte sich damit, sie müsse die zwei jungen Mormonen mit einem Armeehelikopter zurück nach Manaus schicken, denn der Zustand der beiden hatte sich weiter verschlimmert. Das Camp lag eine Meile von Santa María de la Lluvia entfernt auf einer Waldlichtung und umfasste mehrere Wohncontainer, die man per Hubschrauber herbeigeschafft und dort im Kreis abgestellt hatte. Im Vergleich zu den Behausungen mit Wellblechdach, aus denen die Ortschaft bestand, waren sie luxuriös ausgestattet. Es gab einen Generator, der Strom lieferte, eine Funkantenne und Sonnenkollektoren für warmes Wasser.
Carías hatte ähnliche Stützpunkte an verschiedenen strategischen Punkten im Amazonasgebiet, und von dort aus kontrollierte er seine vielfältigen Geschäfte, angefangen beim Holzhandel bis hin zu den Goldminen, aber eigentlich lebte er ganz woanders. Es hieß, er habe in Caracas, Rio de Janeiro und Miami prunkvolle Villen und in jeder davon eine Ehefrau. Von Ort zu Ort gelangte er in seinem Düsenjet oder in seinem Sportflugzeug, konnte aber auch bisweilen auf die Hubschrauber der Armee zurückgreifen, die ihm einige befreundete Generäle zur Verfügung stellten. Auf der holprigen Flugpiste von Santa María de la Lluvia konnte er mit seinem Jet nicht landen, deshalb benutzte er hier seine zweimotorige Propellermaschine, ein richtiges Schmuckstück verglichen mit dem altersschwachen, rostigen Blechvogel von César Santos. Kate Cold fielen der Elektrozaun und die Wachen rund um das Camp auf.
»Was mag dieser Mann hier aufbewahren, dass er eine so scharfe Bewachung braucht?« Sie sah ihren Enkel fragend an.
Mauro Carías war einer der wenigen Abenteurer, die im Amazonasgebiet reich geworden waren. Tausende und Abertausende von Garimpeiros drangen auf der Suche nach Goldadern oderDiamantenvorkommen zu Fuß oder im Kanu in den Urwald vor, kämpften sich mit Macheten durch das Pflanzendickicht und wurden von Ameisen, Blutegeln und Moskitos zerfressen. Viele starben an Malaria, andere kamen bei Schießereien mit ihren Konkurrenten ums Leben oder fielen dem Hunger und der Einsamkeit zum Opfer; ihre Leichen verfaulten in namenlosen Gräbern oder wurden zum Fraß der Tiere.
Von Carías erzählte man sich, er habe sein Vermögen zunächst mit Hühnern gemacht: Er ließ sie im Wald laufen und schlitzte ihnen dann den Kropf auf, um die Goldkörnchen zu ernten, die von den unglücklichen Vögeln verschluckt worden waren. Aber dieses Gerücht war wohl, wie so viele, die sich um die Vergangenheit dieses Mannes rankten, etwas aufgebauscht worden, denn tatsächlich war der Boden im Amazonasgebiet nicht mit Gold übersät wie ein Hühnerhof mit Maiskörnern. Eines stand aber fest: Mauro Carías musste nie wie diese elenden Garimpeiros Kopf und Kragen riskieren, denn er hatte gute Verbindungen und einen Riecher fürs
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