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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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gezwirbelt.
    »Das müssen Pygmäen sein, die berühmten Menschen des Waldes«, sagte Angie erleichtert und hob grüßend eine Hand.
    Die Männer waren bis auf einen Lendenschurz nackt, nur einer trug ein zerschlissenes gelbes T-Shirt, das ihm bis über die Knie fiel. Sie hatten Speere dabei, drohten aber nicht damit, sondern hielten sie in der Hand wie Wanderstäbe. Zweien lag ein langer Stock über der Schulter, um den ein Netz gewickelt war. Nadia sah, dass es genau so ein Netz war wie das, in dem sich das Gorillaweibchen verfangen hatte, aber die Falle war doch viele Meilen entfernt. Die Pygmäen erwiderten Angies Gruß mit einem freundlichen Lächeln, einer sagte etwas auf Französisch, und gleich darauf redeten alle durcheinander auf die Freunde ein, die kein Wort verstanden.
    »Könnt ihr uns nach Ngoubé bringen?«, unterbrach sie Bruder Fernando.
    »Ngoubé? Non … non!«
    »Wir müssen nach Ngoubé«, beharrte der Missionar.
    Nach einigem Hin und Her war klar, dass sie sich mit dem Mann im T-Shirt am besten verständigen konnten, denn er sprach außer etwas Französisch auch ein paar Worte Englisch. Er sagte, er heiße Beyé-Dokou. Ein anderer zeigte mit dem Finger auf ihn und sagte: »Tuma«. Beyé-Dokou brachte ihn zwar durch einen freundschaftlichen Knuff zum Schweigen, übersetzte aber doch mit Stolz in der Miene, das bedeute, dass er der beste Jäger seiner Gruppe sei. Daraufhin lachten die anderen laut los und machten sich über ihn lustig. Offensichtlich war Eitelkeit unter den Pygmäen nicht gut angesehen. Beschämt zog Beyé-Dokou die Schultern hoch. Mit einiger Mühe erklärte er Bruder Fernando und den anderen, sie dürften nicht in das Dorf gehen, das sei sehr gefährlich, sie sollten schnell umkehren.
    »Kosongo, Mbembelé, Sombe, Soldaten …«, sagte er wieder und wieder und verzog dabei das Gesicht zu Grimassen der Furcht.
    Als sie weiter darauf bestanden, dass sie nach Ngoubé mussten, und sagten, die Kanus würden erst in vier Tagen wiederkommen, um sie abzuholen, sah er sehr besorgt drein, beriet sich lange mit seinen Gefährten und bot schließlich an, sie auf einem verborgenen Pfad durch den Wald zurück zu ihrem Flugzeug zu bringen.
    »Die müssen die Falle gebaut haben«, sagte Nadia und deutete auf das Netz.
    »Offenbar halten sie es für keine gute Idee, wenn wir nach Ngoubé gehen«, sagte Alex.
    »Wenn es stimmt, was man hört, sind sie die Einzigen, die in diesen Sumpfwäldern überleben können«, sagte Angie. »Sie kennen sich aus und verirren sich nicht. Wir sollten ihr Angebot annehmen, ehe es zu spät ist.«
    »Jetzt sind wir schon hier und gehen weiter nach Ngoubé. So war es abgemacht, oder?«, sagte Kate.
    »Nach Ngoubé«, wandte sich Bruder Fernando wieder an Beyé-Dokou.
    Die erschrockenen Gesichter und fuchtelnden Arme der Pygmäen machte überdeutlich, was sie von diesem wahnwitzigen Vorhaben hielten, aber dann boten sie doch an, die Freunde zu führen. Sie luden das Netz unter einem Baum ab, befreiten die sechs ohne Federlesens von ihren Taschen und Rucksäcken, warfen sich das Gepäck über die Schulter und eilten so geschwind zwischen dem Farnkraut voraus, dass die anderen Mühe hatten, ihnen zu folgen. Sie waren sehr kräftig und behände, und das schwere Gepäck schien sie nicht weiter zu stören, als wären ihre Beine und Arme mit Stahltrossen verstärkt. Während Kate und die anderen benommen hinter ihnen herkeuchten, liefen sie ohne sichtbare Anstrengung mit kurzen Schritten in einem watschelnden Trab und unterhielten sich dabei ohne Unterlass.
    ~
    Beyé-Dokou lief zwischen Kate und den anderen und erklärte ihnen etwas über Kosongo, Mbembelé und Sombe, die drei Namen, die er vorhin schon genannt hatte. Sombe sei ein grausamer Zauberer, sagte er.
    König Kosongo berühre nie mit den Füßen den Boden, weil sonst die Erde bebte. Sein Gesicht war immer verdeckt, damit niemand seine Augen sah, denn sein Blick war tödlich, auch wenn er einen nur streifte. Er richtete niemals selbst laut das Wort an jemanden, denn seine Stimme war wie Donner: Die Menschen wurden taub, und die Tiere nahmen Reißaus. Zum Sprechen benutzte er den Königlichen Mund , das war einer seiner Diener, der dazu ausgebildet war, die gewaltige Stimme zu ertragen. Außerdem musste der Königliche Mund Kosongos Essen vorkosten,damit niemand den König vergiftete oder durch die Speisen verhexte. Beyé-Dokou sagte, sie dürften niemals den Kopf auf die Höhe des Königs heben. Hinfallen lassen

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