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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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wegwischen kann. Die afrikanischen Götter haben die Menschen nicht nach ihrem Ebenbild erschaffen und lieben sie auch nicht, aber wenigstens lassen sie sie in Ruhe. Mit Geistern ist es etwas anderes, die können gefährlich werden, weil sie dieselben Fehler haben wie Menschen, sie sind gierig, grausam und eifersüchtig. Um sie ruhig zu halten, muss man ihnen Geschenke machen. Viel brauchen sie allerdings nicht, sie begnügen sich mit einem Spritzer Schnaps, einer Zigarre, dem Blut von einem Hahn …«
    Jetzt erzählten die Jäger, ihre Ahnen seien sehr erzürnt und deshalb müssten sie unter Kosongos Grausamkeit büßen. Zwar wussten sie nicht, womit sie die Ahnen beleidigt hatten oder wie sie es wieder gutmachen sollten, aber vielleicht würden sie sich milde stimmen lassen, und dann würde das Los ihrer Sippe sich ändern.
    »Warum gehen wir nicht einfach in ihr Dorf und fragen sie, was sie erzürnt hat und was sie von euch erwarten«, schlug Alex vor.
    »Es sind Gespenster!«, wehrte Beyé-Dokou entsetzt ab.
    »Nadia und ich fürchten sie nicht. Wir reden mit ihnen, vielleicht helfen sie uns. Eigentlich seid ihr doch ihre Kinder und Kindeskinder, also liegt ihr ihnen bestimmt ein bisschen am Herzen, oder?«
    Erst wurde die Idee rundheraus abgelehnt, aber als Alex nicht locker ließ, berieten sich die Jäger wieder lange miteinander und sagten dann, sie würden bis in die Nähe des Dorfs der Ahnen gehen. Dort wollten sie sich im Wald verbergen, ihre Waffen vorbereiten und die Zeremonie abhalten, während Nadia und Alexander versuchen sollten, mit den Ahnen zu verhandeln.
    ~
    Seit Stunden waren sie nun unterwegs. Nadia und Alexander stellten keine Fragen, auch wenn es ihnen häufig schien, als wären sie an einer bestimmten Stelle schon mehrmals vorbeigekommen. Guten Mutes trabten die Jäger voraus, aßen nicht, tranken nicht, wurden nicht müde, als hielte der schwarze Tabak aus ihren Bambuspfeifen sie in Schwung. Eine solche Pfeife besaß jeder Jäger, und außerdem hatten sie Netze und Speere dabei, und einer trug auch ein Blasrohr. Benommen vor Erschöpfung und Hitze stolperten Nadia und Alex hinterher, bis sie irgendwann zu Boden sackten und sich weigerten weiterzugehen. Sie mussten sich ausruhen und etwas essen.
    Der Jäger mit dem Blasrohr schoss auf einen Affen, und der fiel ihnen wie ein Stein vor die Füße. Er wurde gehäutet und zerteilt, und die Pygmäen gruben ihre Zähne in das rohe Fleisch. Alex entfachte ein kleines Feuer und garte das Stück, das für Nadia und ihn bestimmt war, während Borobá das Gesicht in den Händen barg und wimmerte. Wie konnten sie nur so grausam sein? Nadia bot ihm Bambussprossen an und wollte ihm erklären, dass sie das Fleisch so, wie die Dinge standen, nicht ablehnen konnten, aber Borobá kehrte ihr angewidert den Rücken zu und ließ sich nicht anfassen.
    »Stell dir vor, eine Horde Affen würde vor unseren Augen einen Menschen fressen«, sagte Nadia.
    »Er hat ja Recht, Aguila, es ist barbarisch, aber wir müssen essen, sonst können wir nicht weiter.«
    Beyé-Dokou unterbrach ihre beklommene Mahlzeit und erklärte ihnen, wie sie vorgehen wollten. Sie würden sich am folgenden Tag vor Sonnenuntergang in Ngoubé einfinden, wenn Kosongo seinen Tribut an Elfenbein erwartete. Zweifellos würde er wütend sein, wenn sie mit leeren Händen kamen. Ein Teil der Gruppe sollte ihn mit Entschuldigungen und Versprechen hinhalten, während die anderen den Pferch der Frauen öffneten und die Waffen verteilten. Sie würden um ihr Leben kämpfen und ihre Kinder befreien.
    »Das klingt zwar sehr mutig, aber es ist Selbstmord. Es würde ein Massaker geben, die Soldaten haben Gewehre«, sagte Nadia.
    »Völlig veraltete«, wandte Alex ein.
    »Schon, aber sie töten trotzdem aus der Entfernung. Man kann unmöglich mit Speeren gegen Schusswaffen kämpfen.«
    »Wir müssten an die Munition herankommen.«
    »Ausgeschlossen. Die Gewehre sind geladen, und die Soldaten haben Patronengürtel. Können wir nicht irgendwas tun, damit die Gewehre nicht funktionieren?«
    »Damit kenne ich mich nicht aus, Aguila, aber Kate war als Berichterstatterin in mehreren Kriegen und hat monatelang bei einer Guerrillagruppe in Mittelamerika gelebt. Sie weiß bestimmt, wie man das macht. Wir müssen vor den Pygmäen in Ngoubé sein und alles vorbereiten.«
    »Wie kommen wir hin, ohne dass die Soldaten uns sehen?«
    »Wir gehen heute Nacht. Das Dorf der Ahnen liegt doch ganz nah an Ngoubé.«
    »Warum willst du

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