Die Abenteuer von Aguila und Jaguar
göttliche Fähigkeiten als Lüge zu entlarven, würden die Menschen im Dorf vielleicht ihre Angst verlieren und sich gegen ihn erheben. Natürlich blieben dann noch Mbembelé und seine Soldaten, aber Alex und Nadia hatten sich überlegt, wie sie vorgehen wollten, und Nana-Asante und Beyé-Dokou waren einverstanden. Alex gab der Königin seine Armbanduhr, denn Beyé-Dokou wusste nichts damit anzufangen, und sie vereinbarten eine Uhrzeit und besprachen die Einzelheiten ihres Plans.
Damit waren sie beschäftigt, als die anderen Jäger aus dem Wald auftauchten. Sie hatten einen großen Teil der Nacht getanzt und damit Ezenji und andere Götter der Tier- und Pflanzenwelt um Beistand gebeten. Als sie die Königin sahen, reagierten sie viel kopfloser als Beyé-Dokou. Wie dieser hielten auch sie die Frau zunächst für ein Gespenst, und sie stoben zu Tode erschrocken davon, gefolgt von Beyé-Dokou, der ihnen schreiend begreiflich zu machen versuchte, dass sie kein Spuk war. Schließlich konnte er die Flüchtenden einen nach dem anderen zur Umkehr bewegen. Zögernd näherten sie sich der Frau und berührten sie mit zitternden Fingern. Als sie sich so davon überzeugt hatten, dass sie am Leben war, begrüßten sie Nana-Asante voller Hoffnung und Ehrerbietung.
~
Die Idee, König Kosongo mit Michael Mushahas Betäubungsmittel außer Gefecht zu setzen, war Nadia am Tag zuvor gekommen, als sie beobachtete, wie einer der Jäger mit einem ähnlichen Blasrohr, wie es die Indianer am Amazonas benutzten, einen Affen erlegte. Bestimmt konnte man statt eines Pfeils das Betäubungsmittel nehmen. Nur wusste Nadia nicht, welche Wirkung es auf Menschen hatte. Wenn es ein Nashorn binnen Minuten in Tiefschlaf versetzte, konnte es einen Menschen womöglich umbringen, aber einem Koloss wie Kosongo würde es wahrscheinlich keinen großen Schaden zufügen. Allerdings war der dicke Umhang des Königs ein fast unüberwindliches Hindernis. Ein Narkosegewehr schaffte es durch die ledrige Haut eines Elefanten, aber mit dem Blasrohr würde man den König an einer bloßen Stelle treffen müssen.
Als Nadia den Jägern erklärte, worum es ging, waren die sich sofort einig, wer von ihnen am kräftigsten schoss und am besten traf. Dem Mann, auf den sie zeigten, war anzusehen, wie geschmeichelt er sich fühlte. Er warf sich in die Brust und strahlte, wenn auch nicht lange, denn die anderen lachten ihn aus und machten sich über ihn lustig, wie sie das immer taten, wenn sich einer für etwas Besseres hielt. Nachdem sie ihn so wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hatten, reichte ihm Alex die Ampulle mitdem Betäubungsmittel. Wortlos steckte der beschämte Jäger sie in den Beutel, den er um die Hüfte trug.
»Der König wird ein paar Stunden schlafen wie ein Toter. Dadurch haben wir Zeit, die Dorfbevölkerung von unserer Sache zu überzeugen, und dann kommt Nana-Asante«, schlug Nadia vor.
»Und der Kommandant? Und die Soldaten?« Die Jäger sahen sie fragend an.
»Ich fordere Mbembelé zum Kampf«, sagte Alexander.
Er wusste nicht, warum er das sagte und wie er dieses waghalsige Unterfangen in die Tat umsetzen sollte, es war ihm herausgerutscht, ehe er darüber nachdenken konnte. Aber kaum hatte er es ausgesprochen, nahm die Idee Gestalt an, und er wusste, eine andere Lösung würde es kaum geben. Genau wie sie Kosongos angeblich göttliche Fähigkeiten als Mumpitz entlarven mussten, damit die Leute ihre Angst vor ihm verloren, die letztlich die dürftige Grundlage seiner Macht war, musste man Mbembelé mit seinen eigenen Waffen schlagen, das heißt, mit roher Gewalt.
»Du kannst nicht gewinnen, Jaguar, du bist nicht wie er, du kannst keiner Fliege etwas tun. Außerdem ist er bewaffnet, und du hast noch nie ernsthaft einen Schuss abgegeben«, widersprach ihm Nadia.
»Es wird ein Kampf nur mit Messern oder Speeren.«
»Du spinnst!«
Aber Alex zeigte den Jägern den dunklen Stein, den er um den Hals trug, und erklärte ihnen mit Nadias Hilfe, dieses Amulett besitze große Macht. Es stamme von einem geheimnisvollen Tier, das auf den höchsten Bergen der Erde gelebt hatte, bevor es Menschen gab. Es würde ihn vor Klingen schützen. Die Jäger sollten aus zehn Schritt Entfernung ihre Speere nach ihm schleudern, dann würden sie es sehen.
Die Angesprochenen legten einander die Arme über die Schulter, steckten die Köpfe zusammen wie Footballspieler, redeten hastig aufeinander ein und lachten. Hin und wieder warf einer Alex einen
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