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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Rotzbengel?!«
    »Ich habe dich auch lieb, Oma«, lachte Alex und drückte sie fest an sich.
    »Diesmal ist es mir ernst, Alexander. Ich nehme dich nie mehr mit. Und wir, mein Fräulein«, sagte sie an Nadia gewandt, »wir sprechen uns noch!«
    »Kate, lass uns ein andermal rührselig werden, es gibt viel zu tun«, fiel Alex ihr ins Wort.
    Mittlerweile waren die anderen aufgewacht und bestürmten Alex und Nadia mit Fragen. Kate wurde es leid, vor sich hin zu schimpfen, ohne dass jemand zuhörte, und so bot sie den beiden lieber etwas zu essen an. Sie zeigte auf den Berg aus Ananas, Mangos und Bananen, die Schalen voller in Palmöl gebratenem Huhn, den Maniokpudding und das Gemüse, alles Geschenke, die ihnen gemacht worden waren und über die Alex und Nadia nun dankbar herfielen, denn sie hatten in den letzten Tagen kaum gegessen.
    »Habe ich nicht gesagt, sie kommen wieder? Gepriesen sei Gott!«, rief Bruder Fernando freudestrahlend und wandte sich den von Angie geretteten Wachen zu.
    Sie hatten den beiden jungen Männern in einer Ecke der Hütte ein Lager bereitet. Der eine, der Adrien hieß, war von dem Messer in den Magen getroffen worden und rang mit dem Tod. Der andere hieß Nzé und hatte eine Wunde am Brustkorb, aber Bruder Fernando hatte in Ruanda viele Verletzungen gesehen und meinte, es sei kein lebenswichtiges Organ betroffen, und er werde durchkommen, sofern die Wunde sich nicht entzündete. Er hatte viel Blut verloren, aber er war jung und kräftig. Der Missionar hatte Nzé und Adrien, so gut er konnte, verarztet und gab ihnen Antibiotika aus Angies Erste-Hilfe-Kasten.
    »Ein Glück, dass ihr wieder da seid. Wir müssen hier weg, ehe Kosongo mich zur Frau haben will«, sagte Angie.
    »Die Pygmäen helfen uns hier raus, aber zuerst müssen wir ihnen helfen«, sagte Alex. »Gegen Abend kommen die Jäger. Wir wollen Kosongo als Hochstapler entlarven und danach Mbembelé zum Kampf fordern.«
    »Weiter nichts? Und darf man erfahren, wie ihr das anstellen wollt?«, spottete Kate.
    Alexander und Nadia erklärten ihre Strategie, die unter anderem vorsah, die Dorfbewohner zum Aufstand zu bewegen, indem man ihnen sagte, dass Königin Nana-Asante am Leben war. Außerdem mussten die Sklavinnen befreit werden, damit sie gemeinsam mit ihren Männern kämpfen konnten.
    »Weiß einer von euch, wie wir die Gewehre der Soldaten unschädlich machen können?«, wollte Alex wissen.
    »Man müsste die Mechanik verklemmen …« Kate sah sich suchend um.
    Ihr Blick fiel auf die Tonne mit dem Harz für die Fackeln, eine zähe und klebrige Masse, die in jeder Hütte des Dorfes vorrätig war. Zu der Kaserne hatten nur die Pygmäinnen Zutritt, die dort putzten, für die Soldaten Wasser holten und kochten. Nadia erbot sich, Jena das Vorhaben zu erklären, denn sie hatte bei ihrem Besuch im Pferch ja bereits Bekanntschaft mit ihr gemacht. Kate kramte Angies Flinte aus einer der Taschen und zeigte Nadia, wo das Harz hineingedrückt werden sollte.
    Unterdessen hatte Bruder Fernando mit Nzé geredet und sagte, der Junge sei bereit, ihnen zu helfen. Seine Mutter, Adriens Mutter und andere Verwandte hatten am Abend zuvor die Früchte, das gebratene Huhn, den Palmwein und sogar Tabak in die Hütte gebracht als Geschenke für Angie, die im Dorf schon wie eine Heldin verehrt wurde, weil sie die Einzige war, die sich je dem Kommandanten entgegengestellt hatte. Sie hatte ihm nicht nur widersprochen, sondern ihn sogar angefasst. Sie wussten nicht, wie sie ihr dafür danken sollten, dass sie die beiden Jungen vor dem sicheren Tod durch die Hand Mbembelés bewahrt hatte.
    Adrien würde möglicherweise den Tag nicht überleben, aber Nzé war bei Bewusstsein, wenngleich sehr geschwächt. Das grausige Turnier hatte ihn von der lähmenden Angst befreit, in der er seit Jahren gelebt hatte. Er fühlte sich wie von den Toten auferstanden: Das Schicksal hatte ihm für einige Tage das Leben geschenkt. Zu verlieren hatte er nichts, denn wie er enden würde, war sicher. Sobald die Fremden das Dorf verließen, würde Mbembelé ihn den Krokodilen vorwerfen. Dass er dem Tod ins Auge sah, gab ihm denMut, den er nie gehabt hatte. Und aus dem Mut wurde fast Kühnheit, als er hörte, Königin Nana-Asante werde zurückkehren und von Kosongo den Thron zurückfordern. Ja, er würde den Fremden helfen, die Bewohner Ngoubés zum Aufstand zu bewegen, aber sie mussten versprechen, dass sie ihm und Adrien ein schnelles Ende bereiteten, falls der Plan fehlschlug.

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