Die Abrichtung (German Edition)
Der Hinterkopf kahl rasiert. Und eben eine wirkliche Bürste: vorn drei Zentimeter lang und oben ganz eben, waagrecht.» Das Schwein zittert jetzt wieder.
«Schwein! Morgen beginnt das letzte Drittel deiner Lehre. Schweine müssen nackt sein. Du suchst dir jeden zweiten Tag unaufgefordert jemanden, Jim oder Sucker oder Punk, der dich ganz kahl rasiert. Nur deine Schweinebürste und die Wimpern sollen bleiben.
Das Schwein sieht nach der Behandlung wirklich krass aus. Aber sehr männlich, sehr pervers und sehr geil. Es schaut wie gebannt in den Spiegel. Ich lasse es zwei Stunden so angebunden, damit es sich an sich selbst gewöhnen kann.
Öl
Das Schwein erwacht in meinen Armen. Seine Lehrzeit kommt in die entscheidende Phase. Die letzten sechs Monate sollen härter werden als die ersten zwölf.
Ich konnte in der Nacht die Zeichen des Übergangs fühlen: Das Schwein ist seit gestern am ganzen Körper haarlos, auch um den Schwanz herum, überall glatt rasiert, abgesehen vom Streifen auf dem Kopf. Die schönen langen Haare, die diesem jungen Mann so viel bedeutet haben, sind ihm genommen. Jeder soll den glänzenden Schädel sehen mit dem Rest von Behaarung, dessen Zweck eindeutig ist.
Der Auftrag, sich alle zwei Tage rasieren zu lassen, erinnert das Schwein daran, dass es auch über seinen Körper, das letzte, was es noch hatte, nicht mehr selbst bestimmen kann.
Das Schwein erwacht, kriecht sofort zwischen meine Beine und verwöhnt mich mit seiner neuen Bürste. Ich fühle mit meinem Fuß, dass es dabei hart ist. Es findet sich offenbar mit seinem Schicksal ab. Alles andere wäre ja auch dumm. Auch mich erregt diese drastische Wandlung vom Engel zum Nutzschwein.
Dabei fällt mir das neue Sportstudio ein, das hinter dem Bahnhof eröffnet wurde. Es macht Reklame im Boots und in ein paar einschlägigen Zeitschriften. Ich rufe den Besitzer an und frage, ob er was dagegen hätte, wenn ein oder zwei rasierte Schweine nackt trainieren würden. Das sei doch für alle einfacher und vielleicht auch ganz schön anzusehen. Er findet es sofort eine gute Idee. «Zu uns kommen eh fast nur Schwule und Weiber.»
Draußen scheint die Frühjahrssonne. Achtzehn Grad, also warm genug. Ich schicke das Schwein nur in Stiefeln und Lederhose zum Krafttraining und schärfe ihm ein, dass es dort alles auszieht. Die Lederhose wäre ja sowieso zu eng.
Als das Schwein Stunden später zurückkommt, glänzt seine Haut viel stärker als sonst. Und schon ruft der Inhaber des Studios an: «Mensch, Klasse, det hat Eendruck jemacht. Abba wat wa machen, machen wa richtich. Ick habe det Schwein injerieben mit Öl.» Er unterbreitet mir einen Vorschlag, auf den ich gerne eingehe: Das Schwein kann jeden zweiten Tag kostenlos trainieren und noch jemanden mitbringen, vorausgesetzt, die anderen Besucher dürfen es vor dem Training einölen und hinterher unter der Dusche rasieren. Ich verlange zusätzlich, dass es auch nach dem Duschen eingeölt wird und stelle klar, dass es vom Trainer ruhig hart angepackt werden soll. Verantwortungsvolle Schläge und Tritte dürfen durchaus sein, aber nur öffentlich.
Dem Schwein schärfe ich ein, dass es in diesem Sommer nur noch etwas auf dem Oberkörper tragen darf, wenn es ihm ausdrücklich erlaubt wird, dass es aber andererseits rechtzeitig melden muss, wann ihm zu kalt ist. Es soll gesund bleiben und nicht frieren – aber lernen, dass Nacktheit das Normale ist.
Geschirr
Der Sattler schlägt Fesseln vor, wie man sie in gewissen Läden kaufen kann: Manschetten mit einer Schnalle zum schnellen An- und Ablegen. Aber dafür hätte ich mit dem Schwein ja nicht zum Sattler gehen müssen. Es soll bleibende Hand- und Fußfesseln erhalten. Der Sattler ist schwer von Begriff. Ich könnte doch kleine Schlösser verwenden und so weiter und so weiter. Nein, ich will ganz einfache Manschetten aus dem härtesten Gürtelleder, 5 cm breit, mit stabilen D-Ringen. Nein, nicht gepolstert, nicht umgenäht, und wirklich permanent. Ja, aber wenn das Schwein nun mal ins Krankenhaus muss? Na, dann werden sie eben durchgeschnitten, notfalls mit ‘nem Bolzenschneider. Außerdem dürfe sie jeder sehen, auch Ärzte. Ja, aber Schuhe und Strümpfe, und das drückt doch.
Als ob ich das nicht vorher bedacht hätte. Die Fußfesseln müssen gerade so weit werden, dass sie sich nicht über die Ferse streifen lassen. Dann sind sie locker genug, um in jeden Schaftstiefel zu passen ohne zu scheuern. Dann lassen sich Schnürstiefel darunter
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