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Die Abrichtung (German Edition)

Die Abrichtung (German Edition)

Titel: Die Abrichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens van Nimwegen
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Schläge, mal schnell, dann mit unregelmäßigen Pausen. Mal härter, mal sachter. Jeder Schlag ist eine Überraschung. Das Schwein zählt mit und bedankt sich für jeden Schlag. Seine Stimme verliert an Festigkeit, dann wird sie immer lauter. Es ist eine Qual, aber eine süße Qual.
    Nach dem letzten Schlag und der letzten geschrieenen Zahl bricht das Schwein in seinen Fesseln zusammen, richtet sich aber schnell wieder auf. Ich löse den Karabinerhaken an der linken Hand, und die Hand findet sofort ihren Weg in meinen Schritt, wo sie dankbar knetet. Ich löse die restlichen Haken, und das Schwein geht in die Knie und fängt an, hemmungslos zu saugen und zu lecken. Es umklammert mich, und ich fühle seine Dankbarkeit.
    Es darf eine halbe Stunde bei mir im Bett liegen, wo es sich immer wieder festsaugt und anklammert. Danach muss es mit Sucker zum Training. Sein Rücken ist immer noch knallrot gestreift. Sucker soll seine Lederjacke tragen. Unterschiede müssen sein.

Zungen  
    Das Boots ist heute ziemlich voll. Ein Fest hat Ledermänner aus aller Welt in die Stadt gebracht.
    Ich trage Chaps, Sucker und das Schwein tragen nur Stiefel. Dem Schwein sind die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Es kniet vor mir und saugt. Ratte und Sucker, der mit seinen Tätowierungen viel Aufmerksamkeit erntet, umarmen und küssen sich.
    Da kriecht auf dem Boden ein alter Mann zu uns, halbnackt. Falten, schlaffe Haut, aber sein Körper sieht trainiert aus, als ob er täglich schwimmt. Kein Hängebauch. Er blickt nicht auf, sagt nichts und beginnt unaufgefordert meine Stiefel zu lecken, gründlich und systematisch. Als ich nach einiger Zeit spüre, dass er fertig ist, ziehe ich ihn, ohne ihn anzuschauen, an den Haaren herauf und lasse ihn meinen Arsch lecken.
    Ratte flüstert mir ins Ohr: «Ist das nicht der Meyer?» – «Welcher Meyer?» – «Direktor Dr. Dr.» – «Der Meyer? Das wäre ja interessant. Keine Ahnung, ich weiß ja nicht, wie sich dessen Zunge anfühlt. Wenn der es ist, will er bestimmt was.» – Ich schiebe ihn mit dem Stiefel weg: «Ab!»
    Der alte Mann kriecht weg und verliert sich in der Masse.
    Jemand sagt: «Der ist manchmal im Park. Er sagt nie ein Wort und leckt, was er lecken darf. Man braucht nur hinzuzeigen. Neben mir auf der Bank war Vogelscheiße. Auch die hat er weggeleckt, für mich. Er hat dabei einen Steifen gekriegt. Ein Kerl mit einer Dogge behauptete, der hätte sogar seinem Köter die Eier geleckt. Keine Ahnung, ob das wahr ist.»
    Ich sage zum Schwein: «Geh mal und schau, ob er noch irgendwo ist. Stell dich hin. Lass dich verwöhnen, aber sprich kein Wort! Du darfst abspritzen, wenn es soweit kommt.» Die Handschellen nehme ich ihm nicht ab. Es macht sich mit hoch aufgerichtetem Schwanz auf den Weg.
    Es kommt glücklich lächelnd zurück, immer noch steif. «Herr, danke! Das war gut. Und, Herr … Der war ja alt. Nicht so alt wie der Großvater voriges Jahr auf dem Fest, wissen Sie, der da Klavier spielte? Nicht so alt, aber doch ein alter Mann. Aber diesmal, Herr, darf ich das sagen? Diesmal habe ich mich nicht geekelt. Nein, gar nicht. Es war geil, und ich habe ihn eigentlich gern gehabt. Herr, wie kommt das?» – «Schwein, er war nackt. Kalles Großvater hatte einen vollgesabbelten, speckigen Anzug mit Essensresten an. Und dieser hier, hat er gestunken?» – «Ich glaube, er war sauber gewaschen. Seine Fingernägel waren kurz und sauber, das habe ich gefühlt und gesehen.» – «Siehst du? Er pflegt sich. Oder er hat einen, der ihn pflegt.» – «Herr, ich bin so froh, dass ich auch alte Leute mag.»
    Ich frage nicht, warum.
    Ratte fragt: «War es denn der Meyer?» Das Schwein weiß es nicht, denn hier ist es ziemlich dunkel, und der Alte kroch auf dem Boden herum. Das Schwein kennt Direktor Dr. Dr. Meyer von Gesicht und vor allem vom Geschmack – aber das hilft diesmal nicht.

Würde  
    Wir liegen auf dem Bett. Das Schwein hat soeben seine siebzig mit der Peitsche erhalten und liegt in meinem rechten Arm; ich spiele mit seinen Brustwarzen. Ratte liegt neben mir und lässt sich von Sucker ablecken.
    «Ratte, wir haben ja schon über Gehorsam und Strafe und Entschuldigung gesprochen. Heute sollten wir mal nachdenken über Würde und Scham. Du als Punker hast da ja schon einiges verstanden. Dir ist aufgefallen, wie sich manche Menschen selbst im Wege stehen mit einer verkorksten Auffassung von Menschenwürde, die manchmal nur lächerlich ist. Und du hast mit deinem Aussehen schon

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