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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Mädchens mit bronzefarbenen Locken ging mir durch den Kopf. War das Effie? Hatte ich wirklich sie gesehen?
      »Auf der anderen Seite befindet sich eine Art Bild«, sprach Sarah weiter. »Eine Skizze von etwas. Und darauf steht: ›Ein Erbstück der Töchter von Evelyn Frances Smith. Möge es niemals von ihnen getrennt werden oder der Dunkelheit anheimfallen.‹ Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Weißt du es, Evie?«
      »Ich glaube, ich verstehe es«, antwortete ich langsam.
      Meine Hände zitterten, als ich den Anhänger unter dem Hemd hervorholte. Er sah genauso aus wie der auf der Zeichnung.
      »Evie, das gleiche Bild haben wir über der Tür des Bauernhauses gesehen. Erinnerst du dich? Dieses Blatt und das Haus und der Anhänger, das ist alles miteinander verbunden. «
      »Und daher muss es sich bei dem Anhänger um das Erbstück handeln.« Ich starrte ihn verwundert an. »Und jetzt gehört er mir.«
      Eine Glocke läutete. Wyldcliffe blieb niemals stehen, für gar nichts. Ich versteckte den Anhänger wieder.
      »Wir müssen in die Klasse zurück«, sagte Sarah. »Aber wir sollten herausfinden, ob Lady Agnes da irgendwie reinpasst. Warte mal … 1884 – als diese Effie geboren wurde – das muss das Jahr von Agnes’ Tod gewesen sein. Erinnerst du dich nicht? Das Portrait von ihr wurde 1882 gemalt, zwei Jahre vor ihrem Unfall.«
      »Ich verstehe nicht, was das mit Agnes zu tun haben soll.«
      »Aber eine dieser beiden Frauen, eine deiner Ahnen, hat den gleichen Namen. Sieh nur, hier steht ›Eliza Agnes‹.«
      »Ich vermute, dass das damals ein ziemlich verbreiteter Name war. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass es eine Verbindung zwischen genau dieser Eliza Agnes und Lady Agnes Templeton gibt.«
      »Aber es ist ein Anfang, oder nicht?«, sagte Sarah eifrig. Dann runzelte sie die Stirn. »Es ist seltsam, dass es Frankie gelungen ist, dir das genau jetzt zu schicken. Als hätte sie irgendwie gewusst, dass du es brauchen würdest.«
      Konnte Frankie so etwas wirklich gewusst haben? , fragte ich mich. Während wir wieder in die Schule hineingingen, wünschte ich mir von ganzem Herzen, dass ich sie sehen und mit ihr sprechen k?nnte. Es gab noch so vieles, das ich wissen musste.
      Den ganzen Tag lang war mein Geist weit weg, weilte bei jenen Frauen, deren Leben ein Teil meines eigenen war. Sogar einen Namen hatten wir gemeinsam. Evelyn … Evie … Effie. Sie war das fehlende Verbindungsstück, die Großmutter, die Frankie nie gekannt hatte. Meine Ururgroßmutter. Es war ihr Name, den ich oben in den Moors beim eingestürzten Bauernhaus gehört hatte. Und ich wusste, dass ich wirklich gesehen hatte, wie sie auf der Türschwelle gesessen und an einem lange zurückliegenden Frühlingsmorgen in einen Apfel gebissen hatte. Ich wollte keine Dinge sehen, die andere nicht sehen konnten. Ich war nicht wie Sarah, die die Idee des Unbekannten freudig begrüßte. Ich wollte geistig gesund sein, wollte die vernünftige Evie Johnson sein und mich in Sebastians Armen sicher fühlen können.
      Aber eine Sache beunruhigte mich, sie ließ mir keine Ruhe.
      Wieso hätte Effie – Evelyn Frances Smith, eine bescheidene Frau von einem armen Bauernhof irgendwo auf einem Hügel – wichtig genug sein sollen, um ein Erbstück zu besitzen, das sorgsam über fünf Generationen hinweg von einer Tochter an die andere weitergegeben wurde? Diese Frage verfolgte mich den ganzen Tag lang. Woher stammte der Anhänger? War er wertvoll? Und wie konnte ich das herausfinden?
     

 Fünfunddreißig
 
 
      
      Das Tagebuch von Lady Agnes,
 23. Mai 1883
     
       
 
      Die silberne Halskette ist alles, was ich noch habe. Der Mystische Weg ist mir nun verschlossen. Ich besitze keine Macht mehr, nicht einmal so viel, um eine Kerze ausblasen zu können. Ich bringe es kaum über mich, das aufzuschreiben, was ich getan habe, aber ich muss es tun. Ich muss meine neue Wirklichkeit anerkennen.
      Ich habe S. häufig in den Flammen gesehen und beobachtet. Nacht für Nacht. Es war wie eine Droge. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen; ich musste wissen, was bei ihm los war. Schließlich sah ich, dass er sich von seiner Krankheit erholt hatte und plante, nach London zu kommen, verzweifelt bemüht, mich zu finden. Nein, das ist nicht wahr. Er wollte nicht mich finden, sondern nur eine Möglichkeit, um durch mich an das Feuer zu kommen. Nachdem ich viel nachgedacht und gelitten hatte, bin ich schließlich zu

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