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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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einer Entscheidung gelangt: Ich musste die Möglichkeit, ihm das Ersehnte zu geben, für immer aus meiner Reichweite verbannen. Jetzt kann ich nicht einmal dann durch seine gequälten Schreie und flehentlichen Blicke in Versuchung geführt werden, wenn er meinen Unterschlupf finden sollte. Ihm kann ich keinen Schaden zuf?gen, und die Mysterien werden aufbewahrt werden f?r das M?dchen, das sie eines Tages weise nutzen wird.
      Nachdem ich meine Entscheidung erst einmal getroffen hatte, streifte ich über die Märkte und opferte meine letzten paar Schillinge, um bei einem Händler aus dem Osten, der nur wenig Englisch sprach, einen billigen Anhänger mit einer seltsamen Gravur zu kaufen. In diesen vollgestopften Straßen tummeln sich Menschen aller möglichen Nationalitäten, und sie alle verkaufen etwas. Ich habe ein wenig gefeilscht, und nachdem wir uns einig geworden waren, befestigte er das Schmuckstück an einer schweren Silberkette. Zufrieden mit meiner Errungenschaft, kehrte ich in meine Unterkunft zurück.
      Als es Nacht wurde, habe ich zum letzten Mal den Heiligen Kreis gezogen. Ich bin dabei sehr sorgfältig vorgegangen, denn ich wollte mich daran erinnern können, wie schön die Gabe war, die ich zurückgeben würde.
      Nachdem ich die Flammen heraufbeschworen hatte, ließ ich sie hoch auflodern, bis sie mich wie ein Wald aus silbernen Bäumen umgaben, die sich im Wind wiegten. Eine ganze Zeitlang stand ich verzückt da und sah einfach nur dem Licht und den Farben zu, aber dann irgendwann musste ich mit der Arbeit beginnen.
      Ich konzentrierte meine Kräfte, bis ich schließlich nicht mehr nur mit den Augen sah, sondern mit dem Geist. Ich musste mich ins Herz des Feuers begeben, und so rief ich den Geist an, der es bewachte, und dieser Geist antwortete mir. Dann hatte ich den Eindruck, als würde ich mich in der Höhle befinden, von der ich einmal getr?umt hatte ? jene H?hle, in der eine sich endlos in die H?he reckende Flammens?ule aus der Mitte der erschaffenen Welt aufstieg. Ich hatte keine Angst. Ich erhielt die Erlaubnis, mich zu n?hern, und dann stand ich vor einer Entscheidung. Ich musste nur meine Hand ausstrecken, um f?r immer Teil der unsterblichen Sch?nheit und Macht zu werden. Aber stattdessen warf ich den silbernen Anh?nger in die Flammens?ule hinein. Und jetzt, zum ersten Mal, versengte mich die Hitze, bis ich glaubte, sterben zu m?ssen. Es war, als w?rde meine Lebenskraft aus mir herausgesogen werden und in das silberne Schmuckst?ck ?bergehen. Ich sah zwei geliebte Gesichter, seines und ihres, und ich schwor mir, sie zu besch?tzen. Dann wurde der Schmerz so gro?, dass ich im Nichts versank. Als ich wieder erwachte, befand ich mich allein in meinem armseligen, kahlen Zimmer, und die Halskette lag kalt in meiner Hand.
      Mein Kampf ist vorüber. Meine Kräfte sind jetzt in diesem funkelnden Talisman versiegelt, weit außerhalb seiner Reichweite, oder auch meiner eigenen. Ich weiß, dass er mich nie wirklich geliebt hat, aber ich mache ihm deswegen keinen Vorwurf. Seine Gefühle waren die eines übereifrigen Jungen, der auf irgendein fantastisches Abenteuer aus gewesen war. Er hatte Aufregung und Macht gesucht, nicht meine Liebe. Sie wird diejenige sein, die ihn die Geheimnisse seines Herzens lehrt.
      Und jetzt muss ich meine Liebe zu ihm beiseiteschieben, wie ein Hochzeitskleid, das nicht mehr benötigt wird. Ich habe mein ganzes Leben beiseitegelegt, um ihres zu retten. Dies ist meine Entscheidung. Dies ist meine Freiheit.
     

 Sechsunddreißig
 
 
      
      E s war ein langer und unruhiger Tag. Ich schob meine Gedanken an Sebastian beiseite und las heimlich immer wieder den Brief, den ich vom Pflegeheim bekommen und in einem meiner Schulbücher versteckt hatte. Ich versuchte, einen Sinn in alldem zu erkennen. Dann schließlich war es an der Zeit, dass wir uns zum Schlafen bereit machten, und ich ging ins Badezimmer und verriegelte die Tür. Ich setzte mich auf den Boden, löste das Band um meinen Hals und betrachtete den Anhänger sorgfältig. Er bestand aus ineinanderverschlungenen Silberfäden, in deren Mitte sich ein strahlender Kristall befand, der in verschiedenen Farben zu glühen schien, als ich ihn im Licht drehte. Er war hübsch, auch wenn ich ihn bisher nicht so sehr als Schmuckstück betrachtet hatte, sondern nur als eine Verbindung zu Frankie.
      Jemand klopfte an die Badezimmertür.
      »Nun mach schon!«
      Es war India, die so ungeduldig war wie immer und

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