Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit
dachte ich das. Ich k?mpfte heftig darum, mit ihr Schritt zu halten, bem?hte mich, mehr zu lernen und tiefer zu allem vorzudringen, aber sie hatte eine nat?rliche Gabe.
Du weißt, was dann passiert ist. Ich wurde von meinem kranken Ehrgeiz überwältigt. Ich habe sie immer und immer wieder bedrängt, mir zu geben, was ich haben wollte. Ich wusste, dass sie mich liebte, aber ich war zu selbstsüchtig, um meinerseits richtige Liebe für sie zu empfinden. Ich wollte Macht, nicht Liebe. Ich wollte ewig leben. Agnes hätte einen Weg finden können, das zu bewerkstelligen, worum ich sie gebeten hatte, aber sie wusste, dass es falsch gewesen wäre. Es hätte ihre Kräfte verzerrt und sie in gefährliche Bereiche geführt. Und doch hat es sie gequält, dass sie mir nicht gab, was ich ersehnte. Deshalb ist sie von mir weggelaufen.
Nachdem sie gegangen war, war ich rasend vor Wut. Mein Stolz zwang mich zu beweisen, dass ich meine Träume auch ohne sie umsetzen konnte, sogar, ohne ihr etwas davon zu erzählen. Oh, Evie, ich kann gar nicht beschreiben, welche schrecklichen Pfade ich beschritten habe! Aber ich war zufrieden mit mir; ich dachte, ich hätte etwas Mutiges und Kühnes und Großartiges geleistet. Schließlich lernte ich, wie ich meine Lebensspanne weit über die Vorstellungen anderer Menschen hinaus ausdehnen konnte. Ich würde tatsächlich viele Generationen lang leben, aber eines Tages würde auch meine Zeit abgelaufen sein. Die wahre Unsterblichkeit entzog sich mir. Ich brauchte immer noch die Berührung des Ewigen Feuers, das Agnes mit ihrem unverdorbenen Geist so m?helos erreichen konnte.
Agnes hatte sich irgendwo in den stinkenden Straßen von London verkrochen, während ihre Eltern so taten, als wäre sie zu einer Vergnügungstour nach Europa aufgebrochen. Ihnen graute vor einem möglichen Skandal, und sie waren voller Hoffnung, dass ihr liebes Mädchen eines Tages wieder zur Tür hereinspaziert kommen würde, als wäre nichts geschehen. Ich versuchte verzweifelt, Agnes zu finden, aber ohne Erfolg. Als sie es schließlich wagte, nach Wyldcliffe zurückzukehren, fanden meine Spione sie nur zu leicht. Sie ging jede Nacht im Schatten der Abteimauern auf und ab und versuchte, den Mut zu finden, nach Hause zurückzukehren. Ich wartete auf sie, und eines Nachts trafen wir uns schließlich wieder.«
Er stöhnte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
»Oh, Evie, sag mir jetzt, dass du mich liebst, sag es mir noch ein letztes Mal.«
Ich nahm seine Hände und sah ihn geradeheraus an. Sein schönes Gesicht war von Angst und Schmerz und Erschöpfung gezeichnet, aber das spielte keine Rolle.
»Ich liebe dich, Sebastian. Ich werde dich immer lieben. «
Er küsste meine Hände und zwang sich weiterzureden.
»Agnes war hübscher als je zuvor, wenn auch abgemagert und erschöpft. Nach dem ersten Schock war sie überglücklich, mich wiederzusehen. Aber ich war unfreundlich, wie immer. Sie erzählte mir von ihrer Heirat und dem Baby. Ich warf ihr vor, sich selbst entwertet zu haben, indem sie jemand anderen geheiratet hatte als mich. Ich sprach kranke Drohungen gegen ihren Ehemann und ihr Kind aus. Dann erz?hlte sie mir, dass ihr Ehemann ? Francis ? gestorben w?re, und ihr Kind ebenfalls. Ich glaubte ihr, also bat ich sie, mit mir wegzugehen und noch einmal von vorn anzufangen. Sie weigerte sich, und sie sagte, sie k?nnte mich nicht mehr als Ehemann lieben, nur noch als Bruder. Ich wurde w?tend. Ich erkl?rte ihr, dass ich sie lieben w?rde, was eine L?ge war. Ich sagte ihr, dass ich sie brauchen w?rde, was die Wahrheit war.
Verstehst du, Evie, ich träumte immer noch davon, die vollkommene Unsterblichkeit zu erlangen. Nicht einmal zweihundert Jahre zu leben reichte mir, auch nicht fünfhundert Jahre. Ich bat Agnes noch einmal um ihre Hilfe. Aber sie sagte mir, dass sie ihre Kräfte aufgegeben und in einem geheimen Talisman verschlossen habe, den ich niemals finden würde. Meine Wut loderte auf, und ich schüttelte sie heftig und verlangte zu erfahren, wo sich dieses Versteck befand. Sie versuchte, sich loszureißen, aber ein blinder, irrer Wahnsinn kam über mich. Ich ließ sie einfach nicht los. Ich wollte ihr weh tun als Ausgleich für den Schmerz, den sie mir zufügte. Ich stieß sie wütend zu Boden, und sie … sie …«
Er hielt inne.
»Was ist dann passiert? Sag es mir!«
»Sie ist mit dem Kopf gegen die Mauer gestoßen, als sie gestürzt ist. Es ging alles so schnell,
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