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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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war nichts für ihn.
    Der Rashoon fiel über uns her, die Sonnen verschwanden in der Dämmerung, der dunkle Mantel Notor Zans hüllte uns ein. Der Wind heulte, die Wellen setzten Gischtkronen auf und türmten sich empor. Eine Galeere ist für solches Wetter nicht gerade ideal. Zahlreiche Arbeitsgruppen schöpften eilig Wasser, und Duhrra und ich halfen fluchend mit. Das Segel wurde in Fetzen gerissen. Es war mir eine unbändige Freude, gegen diese Naturelemente zu kämpfen, in denen zum Ausdruck kam, daß die Everoinye hier ihre Hände nicht im Spiel hatten.
    Als der Rashoon endlich nachgelassen hatte, sahen wir, was aus unserem Konvoi geworden war. Duhrra mußte sich auf die Zunge beißen, um nicht einen Freudenschrei auszustoßen.
    »Mach deine Weinschnute zu, Duhrra! Und wisch dir das blöde Grinsen vom Gesicht!« Ich fuhr ihn absichtlich grob an, was, wie er wohl wußte, nur zu seinem Wohl war.
    Etwa fünfzig Breitschiffe waren ringsum zu sehen. Sie waren ziemlich weit auseinandergetrieben worden, doch schon wurden Segel gesetzt, schon begann sich wieder eine Art Formation abzuzeichnen. Ich suchte den Horizont ab, jenseits der Segel des Konvois, vermochte aber keinen einzigen anderen Ruderer auszumachen. Nun, die Volgodonts Klauen hatte sich hervorragend gehalten. Sie war ständig in den Wind gedreht gewesen und hatte Widerstand geleistet, soweit das einer behäbigen Galeere überhaupt möglich war. Die anderen Ruderer dagegen waren weit abgetrieben worden. Wir machten uns daran, den Konvoi zu ordnen, und nahmen wieder Kurs auf die Benarej-Inseln.
    »Achtung! Segel!« rief der Ausguck auf dem hohen Bug neben den Scharnieren des Enterbaumes. »Ein Roter!«
    Die Ruderer auf dem Auge der Welt haben üblicherweise drei Satz Segel an Bord – weiß für normale Fahrten, schwarz für Nachtangriffe und rot oder grün für den Ernstfall – je nach der Küste, an der das Schiff beheimatet ist. Bei dem Ruf, daß ein rotes Schiff gesichtet worden war, begann mein Herz heftiger zu schlagen.
    Viele zairische Schiffe setzten auch blaue Segel, weil rot zu leicht gesichtet werden kann. Als das fremde Segel auftauchte, schimmerte es hellrot im gemischten Licht. Sekunden später sah ich den langen schlanken Schiffsrumpf auftauchen, ebenfalls rot gestrichen.
    Der Bursche war also ein Kämpfer ...
    Auf den Sklavendecks herrschte lautstarkes Treiben. Die Sklaven wurden zusammengedrängt und Ersatzsklaven aus dem Bugraum geholt, damit wir zusätzliche Kräfte zur Verfügung hatten. Die Männer wurden zu ihren Bänken gepeitscht und angekettet. Jedes Ruder würde in Aktion sein, jeder Ruderbaum voll bemannt. Das grüne Segel kam dröhnend herab und wurde zu einer langen Rolle zusammengedreht und verstaut. Soldaten strömten aus ihren Quartieren auf das Oberdeck. Die Varters wurden entriegelt, Männer bedienten die Winden.
    Gafard, der Meeres-Zhantil, erschien auf seinem Achterdeck. Er trug eine prachtvolle weißgrüne Uniform, und sein Helm war von einem riesigen weißen Federbusch gekrönt. Ich hielt mich in der Nähe auf. Auch mein Helm trug grüne Federn.
    Der Trommel-Deldar gehorchte dem Befehl des Rudermeisters und erhöhte das Tempo. Der Doppelton legte den Rhythmus vor. Die Pfeifen schwiegen. Das am Rumpf entlangströmende Wasser zischte lauter. Das Ächzen des Holzes und das Gluckern des Wassers, das atemlose Ächzen der Sklaven beim Durchziehen oder Stoßen, das Knirschen der Ruder – eine Geräuschkulisse, die mir nur zu vertraut war. Ebenso bekannt war mir das kurze, heftige Knallen der Peitschen, gefolgt von einem abgehackten Schrei, eine Tonfolge, die sich im Bauch des Schiffes ewig wiederholte. Die Peitschen-Deldars der magdagschen Ruderer kennen sich mit der alten Schlange aus.
    Außerdem erklang ein Wort, das ich haßte, ein Wort, das boshaft und sadistisch hinausgeschrien wurde: »Grak! Grak, ihr Cramphs! Grak!«
    Grak bedeutet: An die Arbeit! Mach zu, bis du nicht mehr kannst, oder stirb! O ja, ich habe dieses üble Wort zu oft auf Kregen gehört.
    »Wenda!« brüllte der Schiffsdeldar und hämmerte mit der Faust auf die Reling des Quarterdecks. »Wenda!« {*}
    Gafard stand mit erhobenem Kopf und bot in seiner prachtvollen Rüstung ein großartiges Bild. Er blickte steuerbord voraus. Das eckige rote Segel lag noch immer vor dem Wind. Doch während wir noch hinschauten, schrumpfte es ein, wurde kleiner, verzerrte sich und verschwand; vermutlich wurde es ebenso verstaut wie unser grünes Segel.
    Gafard sagte leise zu

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