Die Abtruennigen
weil Lilly bei uns war?
Er legte mir beruhigend eine Hand auf mein Bein und fuhr ruhig fort: „Du warst sehr krank und hast mehr geschlafen, statt bei Bewusstsein zu sein diese letzten Tage. Ich kenne keine Zauber, würde sie auch nicht benutzen, wenn ich sie kennen würde. Erinnere dich, was ich dir über Magie erzählt habe. Du musst es geträumt haben. Ich habe dir immer wieder Tränke und Kräuter gegeben in den letzten Tagen und du warst niemals wach, während ich das tat. Vertrau mir, es war kein helles weißes Licht darin involviert.“
Obwohl ich ihm immer noch nicht glaubte, wusste ich, es würde keinen Sinn machen, weiter mit ihm darüber zu diskutieren. Ich wusste zwar genau, was ich gesehen hatte, aber er würde es wohl niemals zugeben, aus welchen Gründen auch immer. Es würde wohl eine ganze Weile dauern, bis ich ihn verstehen würde, falls dies überhaupt möglich war.
Ihn wütend zu machen, wenn ich noch andere Fragen hatte, war auch keine gute Idee. Also ließ ich das Thema fallen und fragte ihn stattdessen nach dem Gift.
„Es ist eine neue Entdeckung und ich weiß nicht genau, wie die Menschen in den Besitz gekommen sind. Ich bin mir sicher, dass die Dämonenjäger, wie sie sich ja nennen, es nicht selbst entwickelt haben. Allerdings habe ich Heiko, Markus und Marcello darauf angesetzt und hoffe, dass sie bald zurückkehren werden.“
„Gift um Valdrac zu töten, das hätte ich nicht für möglich gehalten“, seufzte Lilly. Eine wirklich gefährliche Waffe, die auf keinen Fall in falsche Hände gelangen durfte.
„Wir können es uns nicht erlauben, diese Sache aus der Hand zu geben, wir müssen jedes Wissen und jeden Beweis darüber so schnell es geht vernichten.“
Ich konnte dem nur zustimmen, nachdem ich die Wirkung des Gifts am eigenen Leib erfahren hatte, wünschte ich dies keinem anderen Valdrac.
„Warum habe ich die wahre Gestalt angenommen?“, war meine nächste Frage.
„Es gibt vieles, das wir nicht über die wahre Gestalt wissen. Ich vermute, es war eine Schutzmaßnahme, um dich vor den Auswirkungen des Giftes so gut wie möglich zu schützen. Soweit ich sagen kann, hat sich dessen Ausbreitung verlangsamt, sobald du dich verwandelt hattest.“
Ich nickte. „Und es fühlte sich wesentlich weniger schmerzhaft an, aber wie habe ich das gemacht? Ich dachte, man muss sich selbst dazu zwingen, sich zu verwandeln?“
Tyrok zuckte mit den Schultern. „Ich nehme an, es war instinktiv, oder dein Körper hat einfach die Kontrolle übernommen, eine Art Selbstschutz. Viele Valdrac verwandeln sich zum ersten Mal wenn sie in tödlicher Gefahr schweben und die meisten lernen nie sich mit reiner Willenskraft zu verwandeln.“
Tyrok erhob sich und war dabei zu gehen, aber ich hatte noch eine letzte Frage an ihn.
„Kann ich meine Großmutter noch einmal besuchen?“ Er seufzte. „Ich fürchte, das wird nicht mehr möglich sein. Sie ist vor vier Tagen von uns gegangen. Sie hat mich gebeten ihre Sachen hierher bringen zu lassen, sie sind jetzt in deinem Zimmer untergebracht, falls du sie dir ansehen möchtest.“ Er machte eine kurze Pause. „Es tut mir sehr leid, dass du nicht zu ihrer Beisetzung gehen konntest.“
Er kam zum Bett zurück, zog mich hoch und gab mir eine Umarmung.
Für ein paar Augenblicke standen wir nur so da, die Tränen liefen mir über das Gesicht und machten seine Schultern nass. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie nicht mehr da war, es brach mir das Herz.
Natürlich hatte ich immer gewusst, dass sie eines Tages sterben würde, aber sie war einfach noch nicht so alt gewesen, sodass es keinen Grund gegeben hatte, wirklich darüber nachzudenken. Einzig und allein der Angriff dieser verdammten Dämonenjäger war daran schuld, dass ich jetzt keine Großmutter mehr hatte.
Und all das nur wegen mir. Wäre ich nicht zum Valdrac verwandelt worden, hätten die Dämonenjäger überhaupt keinen Grund gehabt, in unser kleines Dorf einzufallen. Jetzt war ich der Grund, dass meine ganze Familie tot war.
„Es ist nicht deine Schuld. Es war nicht deine Entscheidung verwandelt zu werden und niemand konnte ahnen, was diese Fanatiker anrichten würden.“ Wieder einmal hatte Tyrok meine Gedanken gelesen.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wollte ich mein altes Leben auch nicht zurück. Es war schon seit Jahren sterbenslangweilig gewesen, ich hatte mich nach einer Veränderung gesehnt. Es war traurig, dass meine Familie dafür hatte sterben müssen, aber ich
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