Die Abtruennigen
Lilly übernahm auf der Stelle.
Immer noch vor Schmerz brüllend sah ich ihm dabei zu, wie er nach dem Kelch griff und sein Handgelenk darüber hielt. Mit dem Messer hatte er sich die Ader aufgeschnitten, jetzt lief sein Blut in den Kelch. Er fügte einen zweiten Schnitt hinzu, sofort füllte sich der Kelch schneller.
„Was machst du?“, wollte Lilly von ihm wissen. „Ihr mehr geben“, war seine Antwort als er den, mit seinem Blut gefüllten, Kelch zu mir trug.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Was wenn es alles nur noch schlimmer macht? Es könnte sie sogar töten.“ Lillys Stimme klang besorgt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie meine Lage noch schlimmer werden konnte. Es erschien mir unmöglich, noch einen schlimmeren Schmerz zu verspüren. Und wenn es mich umbrachte, dann war wenigstens der Schmerz zu Ende.
Tyrok ignorierte sie, statt dessen hob er meinen Kopf an, um mich aus dem Kelch trinken zu lassen, was etwas schwierig war, da mein ganzer Körper immer noch von Krämpfen durchgeschüttelt wurde. Seiner starken Hand gelang es jedoch meinen Kopf festzuhalten, damit ich meine Lippen an den Kelch pressen konnte. Er hob ihn an, sofort floss das Blut in meinen Mund.
Ich schluckte, so schnell es meine Lage zuließ, hoffend, dass sich die Auswirkungen schnell einstellen würden. Als der Kelch leer war, stellte Tyrok ihn auf den Nachttisch zurück, hielt meinen Kopf aber immer noch fest.
Einen Moment später lief eine erneute Welle des Schmerzes durch meinen Körper. Hatte ich zuvor angenommen, der Schmerz könnte nicht mehr schlimmer werden, so wurde ich gerade vom Gegenteil überzeugt.
Aber Schmerzen war nicht alles, was ich fühlte. Etwas anderes außer dem Brennen, das sich über meinen ganzen Körper ausgebreitet hatte. Ich konnte es aber nicht wirklich beschreiben. Ich wusste weder was es war, noch ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Schreien konnte ich trotz der Schmerzen nicht mehr, ich war nur noch in der Lage zu stöhnen.
Lilly keuchte, ich schaute zu ihr auf, sie starrte auf meinen Arm. „Tyrok, sieh dir ihre Hand an!“
Er schaute nach unten, bewegte meinen Kopf, sodass auch ich gute Sicht auf das hatte, was Lilly zum Keuchen gebracht hatte. Die Haut meiner rechten Hand hatte sich verändert, sie war überhaupt keine Haut mehr. Meine Finger waren bedeckt von Schuppen anstelle der Haut. Die gleichen Schuppen, die ich an Tyrok gesehen hatte, in seiner wahre Gestalt.
Wie war das möglich?
„Was zum ...?“ Lilly starrte entgeistert, als sich auch der Rest meiner Haut an der Hand in Schuppen verwandelte. Und dabei blieb es nicht, es bewegte sich aufwärts, sehr langsam zwar, dennoch deutlich sichtbar. Immer mehr meiner Haut verwandelte sich in Schuppen.
Tyrok sagte nichts dazu, sondern presste mir sein, noch immer blutendes, Handgelenk auf den Mund und befahl mir zu trinken.
Ohne überhaupt darüber nachzudenken, trank ich von ihm. Ich wusste nicht, wie viel von seinem Blut ich getrunken hatte, oder für wie lange er so dagestanden hatte, aber der Schmerz schien nachzulassen, also trank ich immer weiter.
„Tyrok du gibst zu viel. Du musst damit aufhören, du kannst dich nicht selbst so schwächen“, hörte ich Lillys Stimme.
„Nein!“, gab Tyrok zurück und ließ seine Hand, wo sie war. Ich wusste, ich hätte mich um ihn sorgen sollen, aber ich war viel zu egoistisch und auf meinen eigenen Schmerz bedacht, um aufzuhören.
„Hör sofort auf!“ Lillys Stimme hatte einen Befehlston angenommen, einen Moment später stieß sie Tyrok zur Seite, er schien nicht in der Lage zu sein, sich dagegen zu wehren. Er stolperte zurück und sackte an der Wand hinunter.
„Es tut mir leid, aber ich werde nicht zulassen, dass du dich umbringst“, sagte sie zu ihm.
Ich schaute an mir herunter, mein ganzer Körper war jetzt mit Schuppen bedeckt. Kurz wunderte ich mich, ob auch mein Gesicht sich verwandelt hatte.
„Ja, das hat es“, antwortete Lilly auf meine unausgesprochene Frage.
Der Schmerz war zwar immer noch vorhanden, aber bei weitem nicht mehr so schlimm, wie noch vor ein paar Minuten.
Tyrok raffte sich hoch und kam zurück zum Bett. „Du siehst furchtbar aus Tyrok, du gehst jetzt besser und besorgst dir selbst etwas Blut.“ Davon schien er nicht sehr begeistert zu sein, doch bevor er etwas sagen konnte, fügte Lilly hinzu: „Ich werde mich um sie kümmern.“ Ohne etwas zu erwidern, verließ er das Schlafzimmer.
Mir kam dieses Verhalten doch ziemlich
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