Die Abtruennigen
würde mein neues Leben auch um keinen Preis aufgeben wollen. Nicht einmal, wenn sie das zurückgebracht hätte.
Irgendwie traf mich der Verlust meiner Großmutter sehr viel mehr. Wahrscheinlich lag es an dem Verhalten meiner Eltern, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Immerhin hatten sie versucht mich zu töten, während meine Großmutter sich über meine Verwandlung gefreut hatte, hatte sie doch gewusst, dass ich es mir im Geheimen immer gewünscht hatte.
„Als ich deine Großmutter zum ersten Mal sah wollte ich sie verwandeln, sie war so sehr an uns und der Welt interessiert und ich wollte, dass sie in der Lage war, dies alles aus erster Hand kennenzulernen, anstatt immer nur darüber zu lesen“, erzählte Tyrok zu meiner Überraschung.
„Warum hast du es nicht?“, fragte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen.
„Weil sie eine Familie hatte. Einen Ehemann, der sie liebte, eine Tochter, um die sie sich kümmern musste. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, sie davon wegzureißen. Also stellte ich sicher, dass sie so viel wie möglich über uns und die anderen Rassen lernte, um sie von ihrem oft langweiligen Alltag abzulenken.“
Ich lächelte und ließ von ihm ab.
„Ich kann die Jungs zurückkommen hören, ich gehe besser und sehe was sie herausgefunden haben. Du kannst uns im Arbeitszimmer treffen, wenn du so weit bist“, meinte er und ließ mich mit Lilly alleine.
„Möchtest du dir ansehen, was deine Großmutter dir hinterlassen hat?“, erkundigte sich Lilly. Nickend verließ ich das Schlafzimmer.
In meinem Zimmer angelangt sah ich die drei Kisten, die auf meinem Bett standen. Die Erste war voller Bücher, wie ich beim Hineinschauen erkannte, die meisten davon waren ihre Tagebücher. Allerdings schienen auch einige Bücher dabei zu sein, die ich noch nie gesehen hatte. Sie hatten keine Titel, daher hatte ich keine Ahnung, was in ihnen geschrieben war. Darum würde ich mich später kümmern, wenn ich ein wenig Zeit für mich hatte.
In der zweiten Kiste entdeckte ich einen Umschlag, auf dem mein Name stand. Ich öffnete ihn und etwas Kleines fiel heraus auf den Boden. Als ich mich hinunterbeugte, um es aufzuheben, knallte ich mit Lilly zusammen, die sich ebenfalls gebückt hatte.
„Autsch“, stießen wir gemeinsam hervor, um dann zu lachen. Lilly nahm den Ring. Ich rieb mir den Kopf. Wir erhoben uns beide wieder und sie reichte mir den Ring. Er war aus Silber und hatte eine Gravur, jedoch in einer mir unbekannten Sprache.
„Irgendeine Idee, was das hier bedeuten könnte?“, fragte ich Lilly und gab ihr den Ring zurück.
Sie begutachtete ihn und ich las die Notiz, die ebenfalls in dem Umschlag gewesen war.
Liebe Sharai
Wenn du diese Zeilen liest, bedeutet das, ich bin gestorben. Während ich dir schreibe, sind deine Eltern immer noch außer sich über deine Verwandlung. Ich habe versucht mit deiner Mutter, meiner Tochter, zu sprechen, aber sie ist so dickköpfig wie eh und je und genau wie ihr Mann, der Esel, glaubt sie daran, dass du jetzt ein Monster bist. Lass dir das nicht zu nahe gehen, sie waren schon immer kleingeistige Menschen. Sei stolz auf das, was du bist und lass dir von niemandem etwas anderes einreden.
Ich überlasse dir diesen Ring, der einmal meinem Großvater Anton gehörte und davor seinem Großvater. Ich weiß zwar nicht genau, für wie viele Generationen dies jetzt schon so gehandhabt wurde, hat mir mein Großvater eingeschärft, wie wichtig es ist, den Ring immer an unsere Enkel weiter zu geben. Dem erstgeborenen Enkelkind, genauer gesagt. Er sagte mir außerdem, dass eines Tages unsere Blutlinie davon Gebrauch machen müsse, aber ich weiß nicht, woher er kam oder wozu er gebraucht werden wird.
Irgendwie habe ich jedoch das Gefühl, du bist diejenige, für die der Ring bestimmt war. Also bitte trage ihn mit dir, wo immer du auch bist, da ich leider keine weiteren Informationen habe. Niemand weiß von diesem Ring, ich habe nie jemandem davon erzählt, nicht einmal dem Valdrac, der mich immer besuchen kam.
In Liebe Kati
„Ich habe keine Ahnung, was das für eine Sprache sein könnte und ich kenne zumindest das Aussehen jeder heute noch gebrauchten Sprache. Vielleicht ist es nur zur Verzierung?“ Lilly zuckte mit den Schultern, gab mir den Ring zurück, während ich ihr den Brief entgegen hielt.
Der einzige Finger, an den der Ring passte, war mein Mittelfinger, also zog ich ihn an meine rechte Hand.
„Das klingt ja interessant“,
Weitere Kostenlose Bücher