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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Brunder
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alte Frau, was der Grund dafür war. Sie blickte zur Menschenmasse und meinte: „Ach man hat ein Kopfgeld auf eine junge Frau ausgesetzt, sie soll den Lord Dunkelstein und seine ganze Verwandtschaft umgebracht haben.“
    Mir stockte der Atem. Also waren sie doch nicht so einfach wieder abgereist.
    „Eine schreckliche Tragödie mit unserem lieben Lord. Wie kann jemand nur so grausam sein?“, redete die Alte weiter und schniefte leise dabei. „Er war so ein guter Mann!“, sagte sie und ich nickte. „Oh ja, das war er allerdings!“
    Die Frau horchte auf. „Kanntest du ihn persönlich?“ Und ob ich das tat, aber das wollte ich ihr nicht unter die Nase reiben und so erwiderte ich: „Nein, leider nicht, aber ich habe nur Gutes über ihn gehört.“
    Damit war sie dann auch zufrieden und schlurfte weiter. Ich blieb noch kurz stehen und erhaschte einen Blick auf den Aushang am Rathaus. Das Bild darauf war gar nicht so schlecht, wie ich fand. Ich zog meine Kapuze tief ins Gesicht und lief auf dem schnellsten Weg zum Stall zurück.
    Ins Gasthaus konnte ich auf keinen Fall zurück. Wenn man mich erkannte, würde es Ärger geben, das war klar. Nicht dass ich vor den Menschen Angst gehabt hätte, aber es würde zweifellos auch die Valdrac auf den Plan rufen und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Ich musste irgendwie meine Unschuld beweisen, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte, da die einzige Überlebende außer mir behauptete, ich wäre dafür verantwortlich gewesen. Es stellte sich jedoch die Frage, wie die anderen so dumm sein konnten zu glauben, ich könnte so viele Valdrac auf einmal getötet haben. So eine gute Kämpferin war ich nun auch wieder nicht. Irgendetwas stimmte hier einfach nicht.
    „Du reist schon wieder ab?“, erkundigte sich der Stallmeister, als ich auf Blitz hinaus ritt.
    „Ja und ich fürchte, wir werden uns so bald auch nicht wieder sehen“, gab ich zurück und drückte ihm noch ein paar Münzen in die Hand.
    Seine Augen glänzten. „Du bist ein ebenso guter Mensch wie Lord Dunkelstein.“ Ich nickte nur. Ob er schon Bescheid wusste? Wenn er das Foto auf dem Fahndungsbrief gesehen hatte, musste er mich zweifellos auch erkannt haben.
    Ich konzentrierte mich und horchte in seine Gedanken. Und tatsächlich, er hatte mich erkannt, glaubte jedoch nicht, dass ich etwas damit zu tun hatte und schwieg deshalb.
    Er trat auf mich zu und flüsterte: „Du solltest so schnell wie möglich von hier verschwinden, es wird sicher nicht lange dauern, bis jeder hier weiß, dass man ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt hat. Reite nach Kiduna, du kannst es nicht verfehlen, wenn du immer der Straße folgst. Es ist ein kleines Dorf, meine Familie lebt dort. Der dortige Stallmeister ist mein Sohn. Sag ihm, ich schicke dich und er soll dir Unterkunft gewähren.“
    Ich war ziemlich erstaunt, dass er mir so sehr helfen wollte, konnte aber nicht feststellen, dass es sich um eine Falle handelte und so beschloss ich, seinem Rat zu folgen.
    So verließ ich die Stadt und ritt die Straße entlang nach Kiduna, nicht wissend, was in den kommenden Tagen noch auf mich zukommen würde.
     
     
    Einige Zeit später hatte ich Kiduna erreicht und musste feststellen, Dorf war als Bezeichnung für diese paar Häuser eindeutig übertrieben. Ich ritt zum Stall, indem vielleicht drei Pferde Platz fanden. Mir kam ein junger Kerl entgegen, der kaum älter als ich sein konnte.
    „Was kann ich für dich tun?“, fragte er mich und klang dabei ziemlich verwirrt. Offenbar bekamen sie hier nur sehr selten Besuch.
    „Dein Vater schickt mich, mit der Bitte, mir eine Unterkunft zu gewähren. Ich werde natürlich dafür bezahlen“, antwortete ich ihm.
    „Ja, aber sicher“, sagte er eifrig und griff an die Zügel von Blitz, dem das wiederum gar nicht gefiel. Der Junge zuckte zurück. Ich strich beruhigend durch die Mähne meines Pferdes.
    „Er mag es nicht von Fremden angefasst zu werden“, erklärte ich dann und brachte ihn, wie immer, selbst in den Stall.
    „Mein Name ist Max.“ Er reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie. „Hallo Max, ich bin Sharai.“
    Er führte mich zu einem der größeren Häuser. Dieses hatte an der Seite einen kleineren, separaten Eingang.
    „Du kannst also jederzeit ein und ausgehen, wie du möchtest, ohne dabei jemanden zu stören.“ Das war gut, denn ich würde sicherlich vor allem nachts unterwegs sein, wovon sie besser nichts mitbekamen. Durch einen kleinen Flur kam man zu einer

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