Die Abtruennigen
Arbeitszimmer und meinem Schlafzimmer. Er brauchte nicht zu wissen, dass ich weitaus weniger schlief als es ein normaler Mensch tat. Ich wollte unter allen Umständen vermeiden, dass er herausfand, was ich wirklich war.
Ob Tyrok seinen Dienern gesagt oder gezeigt hatte, was er war, wusste ich nicht, denn ich hatte ihn nie danach gefragt und nun konnte ich es auch nicht mehr. Traurig spielte ich mit dem Anhänger meiner Kette und dachte an ihn.
Ich übte noch ein wenig meinen Feuerball Zauber und meditierte dann einige Stunden.
Aus der Meditation gerissen wurde ich am nächsten Morgen durch ein lautes Klopfen an meiner Tür. Es musste Max sein.
Erstaunlich, wie schnell er sich gemerkt hatte, wo mein Zimmer war, bei der Größe des Hauses.
Ich stand vom Boden auf und öffnete ihm die Tür.
„Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.“ Das konnte man ja nun nicht gerade behaupten. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich habe Frühstück gemacht, es steht im Esszimmer bereit.“
So folgte ich ihm durch den Flur zum Esszimmer. Was da auf dem Tisch stand, sah aus, als wäre es für fünf Leute und nicht nur für zwei.
„Erwartest du Besuch?“, lachte ich. Er schüttelte ein wenig verlegen den Kopf. „Nein … ich bin’s noch von Zuhause gewöhnt. Ich hoffe, das ist nicht so schlimm.“ Max schien sich Sorgen zu machen, er hätte gleich an seinem ersten Tag Mist gebaut.
„Nicht wenn du einen regen Appetit hast.“ Ich grinste ihn an und setzte mich. Dann schlugen wir zu und schafften es tatsächlich fast das ganze Essen zu verputzen.
Er schaute mich sichtlich beeindruckt an, so fragte ich ihn, was denn los sei.
„Nun ja, du siehst nicht gerade so aus, als würdest du öfter so viel essen.“ Das sah ich in der Tat nicht, denn ich war recht schlank, allerdings musste ich mir als Valdrac auch keine Gedanken über meine Figur machen. Das jedoch konnte Max nicht wissen.
„Wer weiß. Stell dich besser darauf ein, dass ich öfter mal eine Menge esse“, warnte ich ihn vor. Dann erklärte ich ihm, was ich von ihm im Haus erwartete. So viel war es nicht. Er sollte lediglich das Haus sauber machen, kochen und ab und zu die Einkäufe erledigen. Dafür bezahlte ich ihn nicht schlecht, aber ich hatte dank Tyrok hier genug Dublarone und so machte es mir überhaupt nichts aus ein wenig großzügiger zu sein.
So vergingen einige Tage und Max gewöhnte sich ein. Irgendwann fragte ich ihn, ob er mit mir trainieren wolle. Er zögerte ein wenig, doch als ich versprach ihm das Kämpfen beizubringen, willigte er ein. Es schien ihm sogar Spaß zu machen und er war ein eifriger Schüler. So machte es mir gleich viel mehr Spaß. Ich lehrte es ihn so, wie Tyrok es mich gelehrt hatte.
Max war ein fleißiger Kerl, ich begann, ihn richtig zu mögen.
Wenn Max schlief, schlich ich mich hinaus ins Dorf, um meinen Blutdurst zu stillen oder meine Zaubersprüche zu üben, denn ich wollte nicht, dass er davon etwas mitbekam.
Er wunderte sich zwar über meine ungewohnten Essenszeiten und Schlafgewohnheiten, doch sprach mich nie darauf an, was auch gut so war.
Heute war es wieder einmal so weit.
Es waren drei Tage vergangen, seit ich das letzte Mal Blut getrunken hatte. Nachdem Max ins Bett gegangen war, schlich ich durch den Geheimgang im Arbeitszimmer hinaus. Mit Blitz ritt ich ins Dorf.
Aus der Dunkelheit heraus beobachtete ich das Gasthaus. Wie üblich würde in wenigen Minuten schon jemand daraus auftauchen, den ich mir schnappen konnte.
Tatsächlich kam schon nach kurzer Zeit eine junge Frau aus dem Gasthaus. Sie war alleine und lief recht langsam durch die Straße. Das war meine Chance, ich folgte ihr mit einigem Abstand, denn ich wollte warten, bis sie außer Sichtweite des Gasthauses war. Gemächlich lief sie durch die Straßen, bog dann in einer dunklen Gasse ein. Ich beschleunigte meine Schritte und war kurz darauf dicht hinter ihr. Ich holte zum Schlag aus, um sie bewusstlos zu schlagen, wie ich es mit meinen Opfern immer tat.
Doch sie schien es aus irgendwelchen Gründen bemerkt zu haben und wehrte meinen Schlag blitzschnell mit der Hand ab. Ich war erstaunt und hielt inne, in der Zeit drehte sie sich zu mir um. Nun konnte ich ihr Gesicht erkennen, sie war ziemlich hübsch und lächelte mich an. „Heute hast du dir das falsche Opfer ausgesucht“, sagte sie.
Das stimmte zweifellos, denn eigentlich hatte ich mir das Ganze anders vorgestellt und mit Komplikationen ganz und gar nicht gerechnet. Jedoch war sie nur ein
Weitere Kostenlose Bücher