Die Abtruennigen
noch nicht darüber entschieden haben, ob wir dich ausliefern und das Kopfgeld kassieren, oder dich gleich töten sollen. Wobei es wohl auf das Gleiche herauskommen dürfte, da du sicher für die vielen Morde mit dem Tode bestraft werden wirst“, sagte der Nazami. Daran gab es wohl keinen Zweifel, die Valdrac würden mich töten.
„Ich habe sie nicht getötet, ich habe Seite an Seite mit ihnen gekämpft“, rief ich wütend und zerrte an den Fesseln. Zwecklos. Ich konnte nicht verstehen, warum ich nicht in der Lage war, diese Fesseln zu zerbrechen. Ich hätte dazu im Stande sein sollen, selbst als junge Valdrac hätte ich genug Kraft haben müssen.
„Warum sollten wir das glauben? Und warum sollten die anderen Valdrac lügen?“, gab die Frau zurück. Ich seufzte.
„Weil ich niemanden ohne Not töten würde und weil ich nicht meinem Mentor oder meine Freunde umbringen würde. Was hätte ich davon?“ Ich versuchte, meine Wut zu unterdrücken. Es brachte nichts, wenn ich sie anschrie, weil sie mich beschuldigte, meine Freunde getötet zu haben.
„Woher sollen wir wissen, was du dir davon erhofft hast. Als Valdrac tötest du ja wohl auch die Menschen, deren Blut du trinkst.“ Der Nazami hielt sich zurück und beobachtete mich.
„Niemand mit Verstand hätte seinen Clan abgeschlachtet und ausgerechnet einen Zeugen überleben lassen. Ich werde gejagt. Wenn ihr logisch darüber nachdenkt, muss euch doch klar sein, dass ich es gar nicht getan haben kann. Und Menschen wollte ich niemals töten, nur einmal hat mich der Blutdurst übermannt, doch das wollte ich nicht. Deswegen habe ich mir auch Ärger mit meinem Mentor eingehandelt, dem das gar nicht gefiel.“
Ich konnte selbst nicht sagen, warum ich mit den beiden so offen sprach, immerhin war ich ihre Gefangene. Doch vielleicht half es ja, wenn ich so ehrlich war. Wobei sich die Frage stellte, wieso gerade ein Nazami daran interessiert war, die Menschen vor einem Valdrac zu schützen. Soweit ich wusste, waren Nazami von Grund auf böse. Doch dieser hier machte einen ganz anderen Eindruck auf mich. Jedoch wollte ich mir darüber jetzt keine Gedanken machen, denn mein Schicksal war mir wesentlich wichtiger als die Frage, ob dieser Nazami böse war oder nicht.
„Und das sollen wir dir nun glauben?“, zweifelte sie. Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen.
„Ja, denn ich spreche die Wahrheit.“ Sie schien zu überlegen und tauschte mit dem Nazami einen vielsagenden Blick aus.
„Wir werden sehen“, sagte er und daraufhin verließen die beiden das Zimmer.
Ich war allein und an die Wand gefesselt. Angestrengt versuchte ich, mich zu befreien. Zwecklos, die Ketten waren zu stark. Ich konnte es einfach nicht verstehen, sie bewegten sich nicht einmal ein kleines Bisschen, egal wie hartnäckig ich es auch versuchte. Irgendetwas stimmte nicht, entweder mit mir oder mit diesen Ketten. War es möglich, dass ich schon daran litt, kein Blut zu mir genommen zu haben? Das schien mir unwahrscheinlich.
In den nächsten Stunden passierte gar nichts weiter, ich stand nur an der Wand und bemerkte die langsam aufkommenden Schmerzen in meinen Handgelenken, die von meinen zwecklosen Befreiungsversuchen zeugten. Mein Blutdurst begann immer stärker zu werden, ich war sicher, es würde nicht mehr lange dauern und er würde mein ganzes Denken vereinnahmt haben.
Die Tür öffnete sich, das helle Licht, das hereinfiel, blendete mich. Es war wohl inzwischen schon Tag. Die Fackel im Zimmer war längst erloschen.
Meine Augen benötigen ein paar Sekunden, um sich an das Licht anzupassen. Dann sah ich, dass der Nazami zurückgekommen war, jedoch ohne Begleitung. Ob er mich jetzt töten wollte? Aber er hatte keine Waffe dabei. Wusste er überhaupt, wie man mich töten konnte?
Er stand mir nur gegenüber und sah auf mich herab, sagte aber nichts.
„Habt ihr entschieden, was mit mir geschehen soll?“, wollte ich wissen, das Schweigen nicht länger aushaltend.
„Noch nicht“, antwortete er. Seine Stimme klang dunkel und Angst einflößend.
Mein Blutdurst wurde schlimmer und schlimmer. Sollte ich etwas sagen? Doch ich wollte nicht betteln, noch nicht. Einige Minuten vergingen und der Nazami beobachtete mich. Es war ziemlich unangenehm.
„Wer bist du?“, erkundigte ich mich. „Man nennt mich Kardthog!“ Bevor ich noch eine weitere Frage stellen konnte, war er schon durch die Tür.
Kardthog? Das kam mir wie ein
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