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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ließ ihn leichter atmen. Er befand sich mittlerweile in dem Zustand, in dem die Verzweiflung jede Erschöpfung verdrängt. Er spürte, wie seine Verfolger näher kamen, und lief noch schneller. Den Passagieren mußte er vorkommen wie ein ungeduldiger Mitreisender, der Angst hatte, eine Anschlußmaschine zu verpassen. Niemand fiel die Pistole auf, die er sich auf der Rollbahn in den Hosenbund geschoben hatte.
    Eine Biegung nach links führte ihn einen weiteren schier endlosen Gang entlang. Seine beste Chance hatte er, wenn er sich so lange wie möglich unter den anderen Passagieren aufhielt und sich mit dem Zoll befaßte, wenn es soweit war. Danach würde er draußen ein Taxi nehmen und in Sicherheit sein, sobald er losgefahren war. Er befand sich schließlich in London – einem sicheren Ort für jemanden, der sich hier auskannte.
    Er hatte den Kopf der Prozession der Passagiere erreicht, und eine Treppe und zwei weitere Biegungen brachten ihn zum Zoll. Die Schlangen vor den besetzten Schaltern waren für diese Tageszeit überraschend lang. Kimberlain suchte sich einen nicht besetzten Schalter aus und lief daran vorbei, die Rufe und Schreie der Zollbeamten hinter sich ignorierend. Er lief an Gepäckausgabebändern vorbei, und mehrere Zollbeamte griffen nach ihren Sprechfunkgeräten, während er an ihnen vorbeirannte. Einer trat ihm in den Weg, und Kimberlain stieß ihn mühelos zur Seite. Hinter ihm bedeuteten laute Schritte, daß ihm entweder Zollbeamte oder gedungene Killer folgten. Ihm blieb nicht die Zeit, es herauszufinden, und momentan wollte er sich sowieso mit keiner der beiden Gruppen einlassen. Der Fährmann lief aus dem Flughafengebäude in die Nacht hinaus.
    Zehn Meter weiter zu seiner Rechten befand sich ein Taxistand, an dem zahlreiche der bekannten schwarzen englischen Taxen in einer Reihe standen. Er sprang in eins hinein und drückte dem Fahrer, bevor er sich rühren konnte, durch die offene Plexiglasabtrennung die Pistole gegen den Kopf.
    »Fahren Sie?!« befahl er.
    »Sagen Sie mir nur, wohin«, entgegnete der Fahrer ängstlich und legte den Gang ein.
    »Nach London. Alles andere später. Schnell, fahren Sie zu!«
    Der Fahrer gehorchte und bog auf die Spur, die vom Flughafengelände und zum M-4 führte. Kimberlain hielt die Plexiglasabtrennung hinabgedrückt und richtete die Waffe weiterhin auf den Kopf des Fahrers. Der Mann hatte das Fenster einen Spalt breit geöffnet, und kalte, feuchte Luft überflutete den Rücksitz der Taxe. Der Fährmann lehnte sich nun zurück, vergewisserte sich aber, daß der Taxifahrer sehen konnte, daß die Pistole noch auf seinen Kopf gerichtet war.
    Die Fragen, die sich ihm auf der Landebahn gestellt hatten, kehrten zurück. Die ganze Sache ergab keinen Sinn. Die Schlägertypen hatten offensichtlich eine andere Partei repräsentiert als die Männer, die sie getötet hatten. Aber zu welcher Partei gehörte die Blondine dann?
    Egal. Er mußte sich jetzt um andere Dinge kümmern. London war ein Paradies für Geheimdienste, die in den besten Hotels ständig Zimmer reserviert hatten. Bei mehreren dieser Hotels bekam man in einem Notfall auf ein Kodewort ein Zimmer, ohne Ausweise vorlegen oder sich eintragen zu müssen. Ein Zimmer und, was genauso wichtig war, ein Telefon.
    Der Taxifahrer brauste mit hoher Geschwindigkeit über den M-4. Es war fast Mitternacht, und die breite Autobahn wirkte in ihrer Leere fast unheimlich. Kimberlains Kopf pochte vor Schmerzen und Erschöpfung. Bei dem Versuch, sich auf der Landebahn von seinen Fesseln zu befreien, hatte er sich die Handgelenke aufgescheuert. Womit immer sie ihn betäubt hatten, Reste dieser Substanz waren noch in seinem Blut, und er mußte auch gegen deren Nachwirkung ankämpfen. Jeder Wagen, der ihnen entgegen kam, riß ihn wieder aus seiner Benommenheit.
    Kimberlain streckte in dem geräumigen Fond des Wagens die Beine aus. Als der Fahrer den M-4 verließ und durch Kensington das letzte Stück der Fahrt zum feuchten London antrat, gelangte der Fährmann allmählich zur Überzeugung, seine Verfolger abgeschüttelt zu haben. Der Fahrer drehte sich um, als wolle er um neue Anweisungen bitten.
    »Das Hilton auf der Park Lane«, sagte Kimberlain zu ihm.
    Minuten später waren sie auf die Park Lane eingebogen und hielten auf den Hyde-Park zu. Das Hilton-Hochhaus lag direkt gegenüber. Kimberlains Atem ging leichter, als der Taxifahrer auf die Einfahrt des Hotels bog. Der Fahrer wollte schon bremsen, als der Fährmann die

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