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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Paradoxon.
    Und damit machte der Verstand sich daran, dieses Rätsel zu lösen.

24
    Er wußte nicht genau, was ihn geweckt hatte – weniger ein Geräusch als eine Bewegung oder eine plötzliche Veränderung. Er erwachte, stellte fest, daß er nicht allein war, und erkannte im gleichen Augenblick, daß es zu spät war, seinen Häschern vorzumachen, er sei noch ohnmächtig.
    Die Gestalten um ihn herum verkrampften sich und rutschten unruhig hin und her.
    Wie Kimberlain feststellte, saßen diese Gestalten allesamt, und einige hatten sich höchst unbequem hingekauert, um ihn sehen zu können. Sie befanden sich in einem kleinen Lear Jet, einer zwölfsitzigen Düsenpassagiermaschine, und vier Wachen paßten auf ihn auf. Geweckt hatte ihn die Bewegung, mit der die Räder der Maschine auf der nächtlichen Landebahn aufgesetzt hatten.
    Sein Kopf pochte heftig. Er war sich nicht sicher, wie lange er bewußtlos gewesen war, doch alle Anzeichen deuteten auf einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden hin. Doch die Dunkelheit außerhalb der Fenster entsprach der der späten Nacht, was bedeutete, daß man ihn vielleicht nach Europa gebracht hatte; dabei erklärte auch der Zeitunterschied das Maß der Dunkelheit.
    Er mußte sich nicht großartig bewegen, um festzustellen, daß man ihn mit straffem Draht auf den Sitz gefesselt hatte. Das leichteste Zerren verwandelte sein Gesicht in eine schmerzverzerrte Grimasse. Wer immer diese Leute waren, sie waren Profis. Kein Tau oder Seil auf der Welt ist so wirksam wie ein Draht um die Handgelenke. Wenn er zu fest daran zerrte, ging er das Risiko ein, sich selbst die Schlagadern zu durch trennen. Die Wachen waren für den Zeitpunkt vorgesehen, da man gedachte, ihm diese Fesseln abzunehmen – wahrscheinlich, nachdem der Lear Jet ausgerollt war.
    Die kleinen Reifen des Jets knirschten auf der Rollbahn, und Kimberlain spürte, wie er auf seinem Sitz leicht hochgeworfen wurde. Er ballte die Hände zu Fäusten und spannte die Arme an, damit ihm der Draht nicht in die Haut schnitt, doch seine Häscher wußten genau, wieviel Spielraum sie seinen Fesseln geben mußten.
    Mit dem Kreischen der Bremsen in den Ohren blickte er von einem kalten Augenpaar zum nächsten. Diese Männer hatten zweifellos den Auftrag bekommen, ihn von New York hierher zu bringen. Eine andere Partei würde ihn vor dem Flugzeug erwarten. Doch nicht die Hashi, oder er wäre schon längst tot. Wer also dann?
    Der kleine Jet kam knirschend zum Stehen, und seine Häscher bezogen schon strategische Positionen in der Kabine, um jeden möglichen Fluchtversuch seinerseits zu vereiteln. Und wenn alles andere schiefging, war da noch immer der Draht um seine Gelenke, dessen anderes Ende ein Mann hielt, der ihn damit jederzeit kampfunfähig machen konnte.
    Wortlos bedeuteten zwei Männer ihm, aufzustehen, nachdem sie den Draht von den Armlehnen entfernt hatten. Wie Kimberlain es erwartet hatte, hielt je einer von ihnen eins der nun freien Enden in der Hand, fast, als handele es sich um Peitschen. Kimberlain stand auf, nur von der Gewißheit überzeugt, daß er schon tot wäre, hätten seine Häscher es letztendlich darauf angelegt. Er brauchte nur etwas Zeit. Wenn sie ihn am Leben lassen wollten, waren die Aussichten auf Flucht plötzlich viel größer.
    Sie führten ihn jetzt zum Ausgang des Lear Jets. Ein weiterer seiner Häscher stieß die Tür auf, und kalte Luft strömte in die Wärme der Kabine. Als Kimberlain den Ausgang erreichte, trat einer der Männer, die den Draht hielten, die Gangway hinab, während der andere ein paar Schritte hinter Kimberlain blieb. Die Arme zwangsläufig gespreizt, stieg der Fährmann hinab.
    Die kehligen Geräusche von landenden und startenden Jets verdrängten alle anderen. Nebel hatte sich über den Flughafen gesenkt, doch er war nicht dicht genug, um die Lichter vorn und hinten zu verdunkeln. Das war der Flughafen Heathrow von London. Sie waren zu einer entlegenen Laufbahn gerollt, die vom Nebel umschlossen wurde. Die kühle Feuchtigkeit grub sich bis tief in Kimberlains Knochen. Sie machte ihn langsamer, doch er würde seine gesamte Schnelligkeit brauchen, wenn es soweit war. Sie gingen weiter, er und zwei Mann auf jeder Seite, die die Drähte hielten. Sie bewahrten eine immer gleichbleibende Entfernung. Sie wußten, wer er war. Man hatte sie vor ihm gewarnt.
    Zwanzig Meter weiter konnte Kimberlain durch den Nebel ein paar andere Gestalten ausmachen, die neben einem ähnlichen kleinen Jet standen.

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