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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Das erste Opfer war in Boston umgebracht worden – der Fährmann vermutete, daß der Killer von dort stammte. Der Geburtsort dieses Opfers war Gilford in New Hampshire gewesen; das dortige Opfer war in White Plains im Staat New York geboren worden. Und so ging es weiter; kein Bundesstaat wiederholte sich. Der Mörder hatte offensichtlich ein Schema gesucht, ein Muster, mit dem er seinen Taten einen gewissen Zusammenhang geben konnte. Und die erschreckendste Erkenntnis dabei war, mit welchem Aufwand er seine Opfer auswählen mußte. Schließlich konnte er erst ein neues Opfer töten, wenn sichergestellt war, daß es nicht in einem Bundesstaat geboren worden war, aus dem bereits ein anderes seiner Opfer stammte.
    Das sechzehnte Opfer war in Medicine Lodge im Staat Kansas geboren worden, und es überraschte ihn nicht, daß der Killer diesem Staat bislang noch keinen Besuch abgestattet hatte. Der Fährmann wußte, daß eine volle Mobilmachung, zumindest eine öffentliche, seinen Mann noch tiefer in die Schatten treiben würde. Andererseits war er der Meinung, man könne dem Mörder am besten gegenübertreten und ihn aufhalten, wenn man ihn zu einer Konfrontation herausforderte. Er ließ sein Foto an die Medien verteilen, eine Aufnahme des Spezialisten, der hinzugezogen worden war, um das Ungetüm zur Strecke zu bringen. Der Mörder würde das Bild sehen und nicht widerstehen können, ihn als siebzehntes Opfer auszuwählen, schon allein, um seine Überlegenheit zu beweisen.
    Medicine Lodge war eine Kleinstadt mit einer Bevölkerung von zweitausend Menschen auf drei Quadratkilometern Ausdehnung. Kimberlain überzeugte Kamanski, ihre Arbeit auf eine Beschattung seiner Person zu beschränken, bis eine eindeutige Identifizierung erfolgt war. Durch ihn. Gleichzeitig einigten sie sich darauf, der Bevölkerung von Medicine Lodge ihre letzte Entdeckung vorzuenthalten und so die ganze Stadt zum Köder zu machen, eine Entscheidung, die Kamanski letztendlich dazu zwingen sollte, seinen Rücktritt einzureichen.
    Der Fährmann zeigte sich oft genug in der Stadt, um sichergehen zu können, daß der Mörder ihn bemerken würde. Der Verrückte lauerte schon hier; Kimberlain spürte es ganz deutlich. Er wußte genauso sicher, daß der Mann hier eingetroffen war, wieer wußte, daß Kamanskis Beschattungsteams ihn niemals zu Gesicht bekommen würden. Eines Abends saß Kimberlain seit fünf Uhr in der einzigen Bar des Ortes, ließ sich von Kamanskis Leuten die Berichte aus den einzelnen Stadtteilen geben und fragte sich, wie es sein würde, wenn es zu der unausweichlichen Konfrontation kam. Später am Abend waren dann nur noch er und die Kellnerin in der Bar. Sie war eine muntere, hübsche Brünette, vielleicht zwanzig Jahre alt, und hatte eine umwerfende Figur. Kimberlain nippte an seinem Mineralwasser, als wäre es der beste Cognac für dreißig Dollar das Glas, und etwa alle zehn Minuten kam die Kellnerin zu ihm herüber, um ihn zu fragen, ob er noch eins wolle. Manchmal sagte er ja, nur um einen Grund zu haben, ihr ein Trinkgeld zu geben. Die ganze Zeit über hörte er Kamanski über das Walkie-Talkie zu, das auf der Bar stand.
    Kimberlain hatte im Prinzip nicht den geringsten Grund für die Annahme, etwas könne nicht stimmen. Schließlich verriet es ihm seine Uhr. Achtzehn Minuten waren verstrichen, seit die Kellnerin zum letzten Mal aus der Küche gekommen war, und so lange hatte sie noch nie gewartet, um ein Trinkgeld zu kassieren.
    O Gott.
    In diesem Augenblick wußte der Fährmann, daß der Mörder seine Herausforderung angenommen hatte. Und er wußte, er hätte damit rechnen müssen, daß der Mann es auf diese Art versuchen würde. Er war so nervös, daß er den falschen Knopf auf seinem Walkie-Talkie drückte und es auf ›Senden‹ schaltete.
    Ihm blieb keine Zeit, diesen Fehler zu korrigieren. Kimberlain sprang über den Bartresen und stürmte durch die Küchentür. Er sah ihn dort im hellen Licht stehen: groß, ohne Frage der größte Mann, den er je gesehen hatte. Kimberlain hatte es in seiner aktiven Dienstzeit mit einigen Riesen zu tun gehabt, die entweder abnorm großgewachsen oder abnorm muskulös gewesen waren, doch er hatte noch nie ein Geschöpf gesehen, auf das beides zugleich in solch einem Ausmaß zutraf.
    Das kahlköpfige Ungetüm grinste und schleuderte den Kopf der hübschen Kellnerin über den Boden vor die Füße des Fährmanns. Der Rest machte gewissermaßen Geschichte. Genau siebenundfünfzig Sekunden

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