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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wußte nicht mehr zu sagen, wo er stärkere Schmerzen empfand. Bevor sie jedoch noch schlimmer werden konnten, schwang er das Hackbeil mit einem schrillen Schrei vor.
    Der Ungetüm jaulte schrecklich auf, taumelte zurück und versuchte, das Hackbeil aus der Schulter zwischen dem Schlüsselbein und dem Hals herauszuziehen. Blut pumpte kräftig aus der Verletzung, doch der Fährmann wußte, daß sein Widersacher noch immer gefährlich war, wie ein verletztes Tier.
    Seinen eigenen Schmerz als Energiequelle benutzend, täuschte Kimberlain vor, nach der Pistole greifen zu wollen, die nun zwischen ihnen lag. Endlich gelang es dem Ungetüm, mit einem kehligen Schrei das Hackbeil herauszuziehen, und es hatte jetzt keine andere Wahl, als zu versuchen, Kimberlain daran zu hindern, sich in den Besitz der Waffe zu bringen. Doch genau damit hatte der Fährmann gerechnet. Die Arme konnte er jetzt nicht mehr einsetzen, doch er hatte noch immer die Beine. Er setzte zu einer Reihe heftiger Tritte an, die den Riesen auf den blutnassen Küchenboden warfen. Das Ungetüm versuchte ein letztes Mal stöhnend, Kimberlain zu erreichen, doch mit letzter Kraft konnte der Fährmann zu seiner Waffe und dann ein gutes Stück von dem blutenden Tier fortkriechen.
    Kimberlain hob die Pistole, schoß aber nicht, als er hörte, wie Kamanskis Männer durch den Eingang der Bar stürmten.
    Schieß doch, sagte er sich.
    Erschieß mich, schienen die blutunterlaufenen Augen des Ungetüms zu betteln.
    Der Fährmann hielt die Waffe auf ihn gerichtet, und dann war Kamanski neben ihm. Seine Männer umkreisten den Riesen; sie hielten ihre Pistolen und Gewehre schußbereit, als sei er ein wildes Tier, das sie im Urwald endlich in die Enge getrieben hatten.
    Der Prozeß begann erst, nachdem Kimberlain nach zwei Monaten aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er mußte noch immer eine Halskrause tragen; ein Teil einer Niere arbeitete nicht mehr, in seiner Schulter steckte ein Drahtgeflecht, in seinem Handgelenk ein Nagel. Vier Operationen hatte er bisher über sich ergehen lassen müssen, zwei weitere standen ihm noch bevor. Der Fährmann trat in den Zeugenstand und musterte Winston Peet während seiner gesamten Aussage; selbst in dem für die Öffentlichkeit nicht zugelassenen Gerichtssaal waren Peets Arme und Beine mit schweren Ketten gefesselt, und zwei bewaffnete Polizisten bewachten ihn.
    Kimberlain sagte als Sachverständiger aus, daß Peet der bösartigste Kriminelle war, mit dem er es je zu tun gehabt hatte, und seine Bereitschaft zur Gewalttätigkeit nur von seinem Willen begrenzt wurde, sie auch auszuüben. Seine Aussage fesselte die Geschworenen, hatte jedoch keinen Einfluß auf den Richter. Das Gericht kam zum Schluß, daß Winston Peet völlig unfähig war, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, und wies ihn in eine geschlossene Anstalt ein, bis er soweit geheilt war, daß ihm ein zweiter Prozeß gemacht oder er wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden konnte. Es war durchaus möglich, daß Winston Peet eines Tages entlassen wurde, und der Fährmann wußte, daß er dann mit den Morden weitermachen würde. Doch sie würden Peet nie wieder schnappen, weil er nicht mehr den Fehler begehen würde, den er einmal begangen hatte, und dann würde Kimberlain die Schuld daran tragen, weil er ihn nicht erschossen hatte.
    Und nun, drei Jahre später, stand er dem Ungetüm kaum zwei Meter entfernt gegenüber.
    »Ich habe Sie erwartet, Fährmann«, sagte Peet. »Sie sind wegen der Morde gekommen.«

6
    »Ich habe gewußt, daß die Briefe Sie herlocken würden«, sagte Peet. »Ich wußte, daß Sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen würden.«
    Kimberlain fragte sich, wie David Kamanski die Nachricht aufnehmen würde, daß er sich tatsächlich mit den Morden an Turan und Rand beschäftigt hatte, nachdem Peets Briefe seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatten. Der Riese hatte vor allen anderen gespürt, daß hinter diesen Morden mehr steckte. Vielleicht war Peet besonders empfindlich für das Werken eines Mannes, der ihm so sehr ähnelte. Vielleicht war er auch nur eifersüchtig und wollte unbedingt, daß sein Nachfolger geschnappt wurde. Warum sonst hätte er mit Kimberlain Kontakt aufnehmen sollen?
    »Es hat noch einen Mord gegeben«, sagte der Fährmann.
    »Ich weiß. Jordan Lime. Es waren nicht viele Einzelheiten darüber zu erfahren.«
    »Eins nach dem anderen. Ich will wissen, was Sie davon halten. Ich will, daß Sie mir sagen, wo ich Ihrer

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