Die Achte Fanfare
Verstärker gedrückt und treibt ihn in einem röhrenförmigen Gehäuse auf und nieder – das meinte ich mit der Bazooka. Mit dem großen Kolben sind zwei kleinere verbunden, die das Wasser mit äußerst hohem Druck durch das Gerät treiben. Wenn das Wasser aus dem Kolben schießt, hat es eine Geschwindigkeit von mindestens eintausend Metern pro Sekunde bei sechzigtausend Psi.«
»Wow«, sagte der Fährmann.
»Ja, doch wie ich schon sagte, solch eine Waffe gibt es nicht, zumindest weiß ich nichts davon. Das Problem dabei, den Wasserstrahl als Waffe zu benutzen, liegt darin, daß die Luft die Schneidefähigkeiten des Strahls abstumpft. Nach kaum einem halben Meter, den das Wasser durch die Luft zurücklegt, ist seine Wirksamkeit fast auf den Nullpunkt gesunken, und der Wintergarten befindet sich volle fünfzehn Meter von den Schlafzimmerfenstern entfernt, was die Sache noch schwieriger macht.«
»Und was heißt das nun im Klartext?« fragte ein aufgeregter Kamanski.
»Jemand muß das Prinzip verbessert haben. Mehr Energie für die Kolben ist gleichbedeutend mit einer höheren Geschwindigkeit des Wasserstrahls. Man muß auch mehr Moleküle in einen Strahl von gleicher Größe packen, wozu man eine etwas größere Röhre braucht. Wenn man die Geschwindigkeit des austretenden Strahls auf etwa fünfzehntausend Meter pro Sekunde erhöht und im richtigen Verhältnis abschleifende Partikel wie Granat oder Quarz hinzufügt, wird sich der Strahl über vielleicht dreißig Meter Entfernung durch praktisch alles schneiden.«
»Wie lange kann man ihn einsetzen?« fragte Kimberlain.
»Kommt auf die Größe des Tanks an. Sechs Sekunden scheint mir eine ziemlich gute Vermutung zu sein, ähnlich wie bei einem Magazin für ein Maschinengewehr.« Captain Seven hielt inne, um seine Gedanken zu sammeln. »Stellen wir es uns mal vor. Der Schütze unten im Wintergarten stützt seine Wasserkanone auf dem Fenstersims ab. Er hat sich die Einrichtung des Schlafzimmers eingeprägt, und man muß nur ein wenig Kopfrechnen beherrschen, um den genauen Winkel herauszufinden, mit dem man das Gemälde zu Boden schicken und gleichzeitig das Kabel der Videokamera durchtrennen kann.«
Captain Seven hielt plötzlich inne und warf sich auf Jordan Limes frisch überzogenes Bett. »Lime hört den Aufprall, fährt instinktiv hoch und schaltet das Licht ein.« Er setzte sich auf und griff nach dem Schalter über dem Kopfbrett. »Das Licht geht an, und der Schütze kann nun Limes Umriß sehen. Er zielt, schießt, und der Wasserstrahl dringt durch den Vorhang – daher die Löcher, die ich Ihnen gezeigt habe – und trifft auf Lime, der im Bett sitzt« – Captain Seven warf die Beine über den Bettrand und tat so, als würde er gerade aufwachen – »oder vielleicht gerade aus dem Bett steigen will, etwas in der Art jedenfalls. Der Strahl trifft sein Ziel. Wir sprechen hier von einer Waffe mit der gleichen Durchschlagskraft wie ein Laserstrahl. Doch der Strahl ist nur so dick wie eine Kugelschreibermine. Was immer er berührt, schneidet er sauber und glatt durch. Völlig glatt. Keine verbrannten oder zerklüfteten Ränder.« Der Captain warf sich zur Seite, um die Wirkung des Treffers zu verdeutlichen. »Die erste Salve trennt Limes Arm ab, und der Schock bewirkt, daß er lange genug bewegungslos sitzenbleibt, um einen weiteren Treffer zu ermöglichen. Der Schütze im Wintergarten mußte die Kanone nur etwas senken, um zu erreichen, was hier mit Lime passiert ist. Es war sehr schnell vorbei.«
»Unglaublich«, war Kamanskis einziger Kommentar.
»Wir sprechen hier von einem Mord mit Hochtechnologie, Herman.« Captain Seven taumelte von dem Bett zurück. »Die Schreie deuten darauf hin, daß Lime noch verhältnismäßig lange gelebt hat. Das Blut spritzt durch die Luft, während der Strahl ihn auseinanderreißt und die einzelnen Glieder überall im Zimmer verteilt.«
Kamanski nickte. »Die ganzen Wände waren voller Blut – wir konnten uns nicht vorstellen, wie es dorthin gelangt war. Es muß sich mit den Wasserstrahlen vermischt haben.«
»Jede Wette, David. Und die Strahlen konnten die Wände nicht mehr beschädigen, weil sie abgebremst wurden, als sie Limes Körper durchschlugen.«
»Da ist nur noch eins, Captain«, sagte der Fährmann. »Als der Alarm erklang, wurde der Landsitz hermetisch abgeriegelt, einschließlich des Rasens um den Wintergarten. Wie ist der Schütze entkommen?«
»Ihre Leute liefen überall herum?« fragte Seven
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