Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
löste.
    Damit hatte Kimberlain gerechnet. Mit dem Rest nicht.
    Das Wasser, das mit fünfzehntausend Metern pro Sekunde hinausschoß und plötzlich aufgehalten wurde, suchte sich die einzige Austrittsmöglichkeit: durch das andere Ende der Pistole. Der Strahl schoß in die umgekehrte Richtung, zerriß die gesamte Waffe, als er sich durchbohrte, durchfuhr die kugelsichere Weste der Frau und drang in ihren Körper. Ihr Mund füllte sich mit einem schrecklichen, geräuschlosen Schrei. Die Wucht des Treffers warf sie rückwärts gegen die Wand, und sie hinterließ eine rote Spur auf ihr, als sie sie hinabglitt. Sie klammerte sich ans Leben, während sie den Fährmann haßerfüllt ansah.
    »Ihr werdet bezahlen«, keuchte sie durch das Gurgeln des schaumigen Blutes in ihrem Mund. »Ihr alle werdet bezahlen. Eine Million werden vor fünfzig Millionen sterben. Die …«
    Weiter kam sie nicht. Ein Krampf schüttelte sie, und ihre Augen blickten ins Leere.
    Kimberlain sank vor Schmerz und Erschöpfung auf die Knie. Seine Augen waren auf gleicher Höhe mit der Schulter der toten Frau, die nun freilag, da der Wasserdüsenstrahl ihre Bluse zerrissen hatte. Er fuhr sich über die Augen und kniff sie zusammen, so unglaublich war das, was er auf ihrer Haut sah. Aber es war da. Es war da!
    Die Tätowierung eines lächelnden Totenkopfes mit einem Speer, der durch beide Schläfen fuhr.
    Die Frau war eine Hashi!
    Der Fährmann rutschte zu Mendelson zurück. Seine Gedanken rasten.
    Die Hashi! Hier und jetzt! Sie spielten eine Rolle bei dieser Sache! Gab es da vielleicht eine Verbindung?
    Mendelson war tot, doch es war ihm gelungen, mit seinem eigenen Blut etwas auf ein Stück Papier unter seiner Hand zu kritzeln. Kimberlain wollte danach greifen, las bereits, was darauf stand: drei Zahlen, gefolgt von zwei Buchstaben: 719, 720, 721 PS.
    Er hörte, wie die Tür auf glitt, und wollte sich umdrehen. Doch die Verletzungen an seinen Seiten trieben glühende Schmerzen durch seinen Körper, und er wäre beinahe zusammengebrochen.
    »Keine Bewegung!« befahl eine große, blonde Frau, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Sie trug schwarze Jeans und Stiefel und hielt eine Pistole in der Hand. Die Waffe wirkte viel zu groß für sie, doch sie schien damit umgehen zu können. Kimberlain hatte den Eindruck, daß sich auch ihr Blick auf die Schulter der toten Frau konzentriert hatte, auf die Hashi-Tätowierung. »Schieben Sie den Zettel zu mir hinüber!« befahl sie. »Und zwar mit der linken Hand.«
    Die Blondine kam näher, hielt aber so viel Abstand, daß er wußte, daß es sich bei ihr um einen Profi handelte, und zwar um einen guten. Doch wenn sie ebenfalls eine Hashi gewesen wäre, eine Verstärkung für die Sekretärin, wäre er jetzt schon tot. Wer war sie also?
    Kimberlain tat wie geheißen. Die Blondine beugte sich vor und hob das blutverschmierte Blatt Papier vom Teppich auf. Bevor er einen Angriff in Betracht ziehen konnte, war sie schon wieder außer Reichweite getreten. Noch immer die Pistole auf ihn richtend, ging sie rückwärts zur Tür, die sich augenblicklich hinter ihr schloß.
    Gegen seine Schmerzen ankämpfend, sprang Kimberlain auf und lief zur Tür. Er drückte auf den Knopf, mit der man sie öffnen konnte.
    Nichts.
    Die Frau mußte sie von außen kurzgeschlossen haben und nun annehmen, daß er in der Falle saß. Doch er konnte immer noch Mendelsons Privatfahrstuhl benutzen. Wenn er ihn schnell genug nach unten beförderte, konnte er der Frau vielleicht noch folgen. Einen Augenblick später war er in der kleinen Kabine, drückte auf den Knopf und lehnte sich gegen die Wand.
    Die Türen öffneten sich am anderen Ende der Eingangshalle, ein Stück entfernt vom hektischen Kommen und Gehen, das zu dieser Tageszeit in dem Bürogebäude herrschte. Der Fährmann versuchte, schnell dem nächsten Ausgang entgegenzustreben, war jedoch zu schwach. Er hatte noch mehr Blut verloren und fühlte sich äußerst benommen, als er durch einen Seitenausgang schritt und um das Gebäude herumging. Er war sich kaum bewußt, wie seine Absätze auf dem braunen Kopfsteinpflaster klapperten, das von der Farbe her dem Marmor des Gebäudes entsprach. Ihm erschien es lediglich rostig, fast wie Blut.
    Auf der Vorderseite des Gebäudes verschluckte ihn die Menschenmenge, die zur Mittagszeit auf der Congress Street unterwegs war. Er schaute sich um, während er sich von ihr treiben ließ, suchte nach einem blonden Haarschopf, während er die

Weitere Kostenlose Bücher