Die Achte Fanfare
Quails nächsten Anschlag zu überleben. Wie hieß es noch so schön – Mäuse fängt man mit Speck. Quail war zwar alles andere als eine Maus, doch wenn es einem gelang, ihn zu fangen, dann Peet.
Doch offensichtlich hatte er etwas sehr Wichtiges übersehen. Die Hashi hatten versucht, ihn in Mendelsons Büro zu töten, und waren auch für die Morde an Lime und den anderen verantwortlich. Und nun war anscheinend aus dem Nichts der ›Fliegende Holländer‹ aufgetaucht. Offensichtlich hatte man ihn hinzugezogen, einen Auftrag zu Ende zu führen, den die Hashi verpatzt hatten, und Kimberlain mußte nun in Erfahrung bringen, wer ihn hinzugezogen hatte. Wo war die Verbindung?
Kimberlain gab das Grübeln erst einmal auf und griff nach dem Telefon, um Peets Nummer zu wählen.
»Sie haben mir nicht gesagt, daß Sie Zeus hinzugezogen haben, Jared«, fauchte Kamanski ihn an, kaum, daß er später an diesem Morgen Kimberlains Zimmer betreten hatte. »Sie haben ihn in diese Sache verwickelt und mir nichts davon gesagt.«
Du kennst nicht die ganze Geschichte, dachte Kimberlain, während er sich ungerührt weiter anzog. »Sie haben es gestern abend selbst gesagt, Hermes. Wir beide sind nur noch ganz normale Bürger. Da wir es hier mit weit mehr zu tun haben, als wir ursprünglich annahmen, dachte ich, ein wenig Hilfe von außen könnte uns ganz gelegen kommen.«
»Ich arbeite nicht mehr mit ihm. Und ich kann mir nicht vorstellen, wieso Sie auf einmal dazu bereit sind.«
»Vergleichen Sie meinen Fall nicht mit dem Ihren«, entgegnete Kimberlain barsch. »Meine Dienstverpflichtung war abgelaufen; Ihre nicht. Sie haben den alten Mann im Stich gelassen, kaum daß klar wurde, daß es eine Untersuchung geben würde. Sie wollten Ihre kostbare Karriere nicht gefährden. Das FBI war an Ihnen interessiert, und Sie haben das Angebot bereitwillig angenommen. Zeus hätte Ihnen jederzeit den Teppich unter den Füßen wegziehen können, hat es aber nicht getan, was bedeutet, daß ich ihn wahrscheinlich falsch eingeschätzt habe. Ich hätte es Ihnen jedenfalls heimgezahlt.« Er zog seine Schuhe an; einer davon lag auf den Stühlen, auf denen Peet am Abend zuvor gesessen hatte. »Was haben Sie über Jason Benbasset herausgefunden?«
»Was wissen Sie über ihn?« erwiderte Kamanski, froh, das Thema Zeus und die Vergangenheit wechseln zu können.
»Gehen Sie davon aus, daß ich nichts weiß.«
»Benbasset war ein fünffacher Milliardär, aber einer, der im internationalen Maßstab Wohlfahrtseinrichtungen und Bürgerrechtsorganisationen unterstützte. Ein verdammt guter Mann. Vor drei Jahren verbrachten er und seine Familie das Erntedankfest in New York, und sie fielen bei einer Feier im Marriott Marquis auf dem Broadway dem Bombenanschlag einer terroristischen Vereinigung zum Opfer. Benbasset, seine Frau, zwei Söhne und eine Tochter kamen ums Leben. Es entstand ein entsetzlicher Sachschaden; drei Stockwerke wurden völlig vernichtet. Ich lasse Ihnen die Akte hier, dann können Sie sich über die Einzelheiten selbst informieren.«
»Jetzt weiß ich, wieso es mir nicht von Anfang an klar war«, erkannte der Fährmann. »Das war kurz nach Peet, und ich lag im Krankenhaus. Gab es irgendwelche überlebende Familienangehörige?«
»Nein. Eine ganze Reihe arabischer Gruppen übernahm die Verantwortung für den Bombenanschlag, und wir können mit Sicherheit davon ausgehen, daß ihn eine davon tatsächlich ausgeführt hat. Aus ihrer Sicht hatten sie auch guten Grund dafür, denn Benbasset war ein hohes Tier beim United Jewish Appeal und ist öffentlich für Israel eingetreten. Aber diese arabischen Mistkerle haben nicht gewußt, daß er ein halbes Dutzend palästinensischer Flüchtlingslager besucht hatte und gerade einen Fonds zu deren Unterstützung einrichten wollte. Er war ein Mann, der blitzschnell zuschlagen konnte und für alle Seiten offen war. Er hat vom Weltfrieden geträumt und war bereit, dafür zu kämpfen. Sein Kampf ist mit ihm gestorben.«
»Vielleicht auch nicht«, sagte Kimberlain, wenngleich er auch nicht genau wußte, was er damit meinte.
Kamanski war ziemlich ungehalten, als Kimberlain kurz darauf den Raum verließ, ohne ihm zu erklären, was er nun vorhatte. Er trug Kamanski einfach auf, bis Mitternacht die vollständige Akte über Benbasset zusammengestellt zu haben; dann würden sie sich mit Zeus treffen, um zu versuchen, endlich zu klären, was hier wirklich vor sich ging. Damit blieben dem Fährmann noch fast
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