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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Kurtz über den Schreibtisch zu. »Ich kann die Unterschrift darauf nicht lesen.«
    Kurtz warf einen raschen Blick darauf. »Howard Poe. Er war einer der diensthabenden Neurochirurgen.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Er hat eine Privatpraxis auf der East Side. Läuft ziemlich gut. Eine der besten der Stadt, heißt es.«
    Kimberlain erhob sich. »Danke, Doktor. Sie waren sehr hilfreich.«
    »Was hat das zu bedeuten, Mr. Kimberlain? Worauf haben Sie es abgesehen?«
    »Auf ein Gespenst, Herr Doktor.«
    Howard Poe war wie jeden Sonntag um zehn Uhr morgens aufgestanden. Zuerst ging er ins Arbeitszimmer, um dort die Stereoanlage einzuschalten.
    »Guten Morgen, Doktor«, erklang aus dem Sessel neben dem Fenster eine Stimme, als er nach dem Knopf griff.
    »Wer sind Sie? Wie sind Sie hier hereingekommen?« fragte er und trat zur Tür zurück. Im Nebenzimmer lag ein Revolver. Doch plötzlich stand der Fremde vor ihm, und Poes Mut entschwand wieder.
    »Was wollen Sie?« fragte er.
    »Ihnen helfen, Doktor«, sagte der Fährmann.
    »Was zum …«
    »Woher kam das Geld, mit dem Sie Ihre Praxis eröffnet haben?« fragte Kimberlain, bevor Poe ausreden konnte. »Ich finde den Zeitpunkt interessant, an dem Sie Ihre Praxis eröffnet haben. Vier Monate nach einem gewissen terroristischen Anschlag vor drei Jahren. Sie erinnern sich doch noch an diesen Anschlag, nicht wahr?«
    Poes schweres Schlucken war Antwort genug.
    »Ihre Unterschrift steht auf Jason Benbassets Totenschein. Nur, daß er niemals gestorben ist. Sie oder ein anderer haben seinen Tod vorgetäuscht, nachdem Sie ihm das Leben gerettet haben. Das ist eine schöne Story für die Zeitungen. Vielleicht sogar fürs Fernsehen.«
    Poe richtete sich auf. »Sind Sie hier, um mich zu erpressen?«
    »Ich will nur die Wahrheit erfahren.«
    »Wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Warum ist das so wichtig für Sie?«
    »Bleiben wir doch beim Thema. Sie haben Jason Benbasset das Leben gerettet und dann einen falschen Totenschein ausgestellt, richtig?«
    Poe zuckte zusammen. »Ich habe ihn gerettet, doch dann … verlor ich ihn.«
    »Sie meinen, er ist gestorben?«
    »Ich meine, daß ich ihn verlor.«
    Poe erzählte die Geschichte aus einem weichen Ledersessel vor einer Wand mit Kirschbaum-Regalen, die eine kostspielige Sammlung ledergebundener medizinischer Fachbücher enthielt. Er hatte noch immer keine Lampen eingeschaltet, und nur ein wenig Sonnenschein fiel durch die halb zugezogenen Jalousien an den Fenstern.
    »Ich arbeitete an einem anderen Patienten, als zwei Männer mich packten. Sie schienen zu wissen, wer ich war – wie, weiß ich nicht. Sie sagten, sie seien mit Jason Benbasset im Hotel gewesen, als es zu den Explosionen kam. Oder vielleicht haben sie in der Lobby auf ihn gewartet – es ist so lange her, daß ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Außerdem war Benbasset gerade erst eingeliefert worden – oder besser gesagt: das, was von ihm noch übrig war. Seine Verletzungen waren … schwerwiegend. Er lag hinter einer der Abtrennungen, und als ich erfuhr, wer er war, ging ich sofort zu ihm.«
    Poe hielt einen Augenblick lang inne und atmete tief ein.
    »Ich sah mir an, was von ihm noch übrig war, und dachte, er sei bestimmt tot. Er mußte tot sein, darauf wiesen auch die glasigen Augen hin. Doch dann blinzelte er. Seine Lippen bewegten sich. Verdammt, er war bei Bewußtsein. Fragen Sie mich nicht, wie das möglich war. Medizinisch gibt es keine Erklärung dafür, doch da lag er und wollte etwas sagen. Ich senkte den Kopf, hielt mein Ohr vor seinen Mund und hörte, wie er sprach. Die Worte kamen nur sehr undeutlich, doch man konnte sie noch verstehen: ›Retten Sie mich.‹«
    »Und haben Sie ihn gerettet?«
    »Ich habe es versucht. Die technischen Einzelheiten will ich Ihnen ersparen. Es war nicht mehr viel von ihm übrig, doch mit Hilfe der Maschinen stabilisierte ich ihn. Ich versuchte den beiden Männern zu sagen, wie sinnlos es sei, wie grausam, seine Schmerzen zu verlängern, wenn sowieso keine Chance auf ein Überleben bestand. Doch sie waren nicht davon abzubringen. Offensichtlich hat Benbasset ihnen auch Befehle gegeben. Ich habe noch nie eine solche Loyalität erlebt.«
    »Es muß Stunden gedauert haben«, sagte Kimberlain, »und ein ganzes chirurgisches Team erforderlich gewesen sein.«
    »Sie haben mit beiden Vermutungen recht. Wir hätten unter diesen Umständen eigentlich gar nicht so viel Zeit für ihn erübrigen

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