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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Lascombe nie begegnet«, hakte er nach. »Das stimmt doch, oder?«
    »Richtig, er kannte Jules nicht.«
    »Und er hat auch nie irgendeine andere Adresse von dir gehabt als die Wohnung in der Rue Feydeau?«
    »Richtig.« Sie stockte. »Jedenfalls nicht von mir.«
    »Na bitte«, sagte Anatole, als hätte er einen unwiderlegbaren Beweis angetreten. »Die Beerdigung liegt sechs Monate zurück, nicht? Und bisher ist nichts geschehen, was unseren Frieden gestört hat.«
    »Bis auf den Überfall auf dich in der Passage des Panoramas.«
    Falten erschienen auf seiner Stirn. »Das hatte absolut nichts mit Constant zu tun«, sagte er, ohne zu zögern.
    »Aber sie haben nur die Uhr deines Vaters geraubt«, wandte sie ein. »Was sind das für Diebe, die eine Börse voller Geldscheine zurücklassen?«
    »Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte er. »Mehr nicht.«
    Er beugte sich zu ihr und liebkoste mit dem Handrücken ihre Wange. »Seit unserer Ankunft in der Domaine de la Cade halte ich Augen und Ohren offen, Isolde. Ich habe nichts Verdächtiges gesehen oder gehört. Nichts, was uns beunruhigen müsste. Niemand hat im Dorf Fragen gestellt. Keine Fremden sind in der Umgebung der Domaine gesehen worden.«
    Isolde seufzte. »Beunruhigt es dich denn nicht, dass Marguerite noch nicht geschrieben hat?«
    Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. »Ich gebe zu, das tut es. Ich habe nur widerwillig geschrieben, nachdem wir uns solche Mühe gemacht haben, unseren Verbleib zu verschleiern. Ich kann es mir nur damit erklären, dass Du Pont sie zu sehr in Anspruch nimmt.«
    Isolde lächelte über seine unverhohlene Abneigung. »Sein einziges Vergehen besteht darin, deine Mutter zu lieben«, tadelte sie ihn sanft.
    »Wieso heiratet er sie dann nicht?«, sagte er schärfer als beabsichtigt.
    »Du weißt, warum«, sagte sie behutsam. »Sie ist die Witwe eines Kommunarden. Und er ist kein Mann, der auf Konventionen pfeift.«
    Anatole nickte, seufzte dann. »Die schlichte Wahrheit ist, dass er ihre Zeit in Anspruch nimmt, und, Gott stehe mir bei, trotz meiner Antipathie gegen den Mann bin ich froh, dass sie mit ihm zusammen an der Marne ist; wenn sie allein in Paris wäre, würde ich mir mehr Sorgen machen.«
    Isolde nahm ihren
peignoir
vom Stuhl neben dem Bett und hängte ihn sich über die Schulter.
    Sorge flackerte in seinen Augen auf. »Ist dir kalt?«
    »Ein wenig.«
    »Kann ich dir irgendetwas holen?«
    Isolde legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich brauche nichts.«
    »Aber in deinem Zustand solltest du …«
    Sie lächelte. »Ich bin nicht krank, Anatole«, neckte sie ihn. »Mein Zustand, wie du es ausdrückst, ist vollkommen natürlich. Bitte, mach dir nicht solche Sorgen.« Das Lächeln verschwand von ihren Lippen. »Aber da wir bald eine Familie sind, meine ich nach wie vor, wir sollten Léonie reinen Wein einschenken, was der eigentliche Grund für unsere Reise nach Carcassonne ist. Ihr sagen, was wir vorhaben.«
    Anatole fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Und ich halte es nach wie vor für besser, wenn sie es erst nachher erfährt.«
    Er zündete sich wieder eine Zigarette an. Weiße Rauchfahnen schwebten durch den Raum, wie Schriftzeichen in der Luft.
    »Anatole, glaubst du wirklich, Léonie wird dir je verzeihen, dass du sie so in Unwissenheit gelassen hast?« Isolde hielt inne. »Uns beiden verzeihen?«
    »Du hast sie gern, nicht wahr?«, sagte er. »Darüber bin ich froh.«
    Isolde nickte. »Deshalb widerstrebt es mir ja so, sie weiter zu täuschen.«
    Anatole nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Sie wird verstehen, dass wir sie nur deshalb nicht in unsere Pläne eingeweiht haben, weil wir sie nicht zu sehr belasten wollten.«
    »Ich sehe das anders. Ich glaube, Léonie würde alles für dich tun, alles in Kauf nehmen, was du ihr anvertraust. Allerdings …« Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Wenn sie gekränkt ist, wenn sie glaubt – sogar zu Recht glaubt –, dass wir kein Vertrauen zu ihr haben, dann könnte sie das zu Verhaltensweisen veranlassen, so fürchte ich, die sie und auch wir sehr bedauern würden.«
    »Was meinst du damit?«
    Sie nahm seine Hand. »Sie ist kein Kind, Anatole. Nicht mehr.«
    »Sie ist erst siebzehn«, protestierte er.
    »Sie ist schon jetzt eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die du mir schenkst«, sagte sie leise.
    »Unsinn.«
    »Was glaubst du, wie sie sich fühlt, wenn sie dahinterkommt, dass wir sie hintergangen haben – besser gesagt, du?«
    »Von

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