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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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gekommen?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Monsieur Baillard«, antwortete er. »Und die Polizei.«
    Sie verabschiedete sich von dem Doktor, versprach Marieta, wiederzukommen, sobald sie konnte, ging aus dem Zimmer und folgte Pascal rasch den Flur entlang.
    Oben an der Treppe blieb sie stehen und schaute hinunter auf die Ansammlung von schwarzen Zylinderhüten und Mänteln in der Halle. Zwei Männer trugen die Uniform der Pariser Gendarmerie, zwei weitere waren offenbar Polizisten in Zivil, der ältere der beiden von der Kleidung her eine ärmliche Provinzversion seines Kollegen aus der Großstadt. Und in dem Wald aus dunkler, gedeckter Kleidung eine schlanke Gestalt im hellen Anzug.
    »Monsieur Baillard«, rief sie, eilte die Treppe hinunter und nahm seine Hände. »Ich bin so froh, dass Sie hier sind.« Sie sah ihn an. »Anatole …«
    Ihre Stimme versagte. Sie war unfähig, die Worte auszusprechen.
    Baillard nickte. »Ich bin gekommen, um Ihnen mein Beileid auszusprechen«, sagte er förmlich, dann sprach er leiser, damit seine Begleiter ihn nicht hören konnten. »Und Madama Vernier? Wie steht es um sie?«
    »Schlecht. Ihre Gemütsverfassung macht dem Arzt derzeit mehr Sorgen als die Folgen ihrer Verletzung. Natürlich muss unbedingt verhindert werden, dass sich ihr Blut infiziert, doch die Kugel hat den Arm zum Glück nur an der Innenseite gestreift.« Léonie hielt jäh inne, denn erst jetzt wurde ihr klar, was Monsieur Baillard soeben gesagt hatte. »Sie wussten von der Heirat?«, flüsterte sie. »Aber ich hatte keine … Wie …«
    Baillard legte einen Finger an die Lippen. »Dieses Gespräch sollten wir nicht jetzt und nicht in dieser Gesellschaft führen.« Er lächelte ihr zu und sprach dann wieder lauter. »Der Zufall wollte es, Madomaisèla Léonie, dass diese Herren und ich zur selben Zeit zur Domaine de la Cade fuhren.«
    Der jüngere der beiden Polizisten in Zivil nahm seinen Hut ab und trat vor. Er hatte tiefdunkle Ringe unter den Augen, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen.
    »Inspecteur Thouron«, sagte er und streckte die Hand aus. »Vom Kommissariat des 8 . Pariser Arrondissements. Mein Beileid, Mademoiselle Vernier. Und ich bedaure, dass ich zudem eine traurige Nachricht bringe. Und schlimmer noch, es ist eine alte Nachricht. Wir haben seit Wochen versucht, Ihren Bruder ausfindig zu machen, um ihm mitzuteilen – genauer gesagt, auch Ihnen –, dass …«
    Léonie zog den Brief aus ihrer Tasche. »Quälen Sie sich nicht, Monsieur l’Inspecteur«, sagte sie dumpf. »Ich weiß, dass meine Mutter tot ist. Dieses Schreiben ist gestern eingetroffen, wenn auch nach etlichen Umwegen. Und heute Abend hat Vic…«
    Sie brach ab, weil sie seinen Namen nicht aussprechen wollte.
    Thourons Augen wurden schmal. »Sie und Ihr verstorbener Bruder waren überaus schwer zu finden«, sagte er.
    Léonie bemerkte die Aufgewecktheit und Intelligenz hinter seinem unordentlichen Äußeren und den erschöpften Gesichtszügen.
    »Und angesichts der … Tragödie des heutigen Abends stelle ich mir die Frage, ob die Ereignisse in Paris vor einem Monat und das, was sich heute Abend hier zugetragen hat, nicht irgendwie zusammenhängen.«
    Léonie warf Monsieur Baillard einen Blick zu, dann sah sie den älteren Mann an, der neben Inspektor Thouron stand. Sein Haar war grau meliert, und er hatte die kräftigen, dunklen Gesichtszüge, die typisch für den Midi waren.
    »Monsieur l’Inspecteur, Sie haben mir Ihren Kollegen noch nicht vorgestellt«, sagte sie in der Hoffnung, ein offizielles Verhör noch ein wenig hinauszuzögern.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er. »Das ist Inspecteur Bouchou von der Gendarmerie in Carcassonne. Bouchou war mir bei der Suche nach Ihnen behilflich.«
    Léonie blickte von einem zum anderen. »Eins verstehe ich nicht, Inspecteur Thouron. Sie haben einen Brief aus Paris geschickt und sind trotzdem persönlich gekommen? Und heute Abend sind Sie hier. Was hat es damit auf sich?«
    Die Männer wechselten einen Blick.
    »Messieurs, ich würde vorschlagen«, sagte Monsieur Baillard leise, aber mit einer Autorität in der Stimme, die keinen Widerspruch duldete, »dass wir dieses Gespräch in einer etwas vertraulicheren Umgebung fortführen.«
    Léonie spürte die Berührung von Baillards Fingern auf ihrem Arm und merkte, dass eine Entscheidung von ihr erwartet wurde.
    »Im Salon ist ein Kaminfeuer«, sagte sie.
     
    Die kleine Gruppe durchquerte die schachbrettgemusterte

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