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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Gesicht verriet, dass ihm nicht klar war, worauf Shelagh hinauswollte. Ganz anders Meredith.
    »Moment mal«, sagte sie. »Damit ich das richtig verstehe. Sie sagen, Sie haben rausgeschaut, aber keine Scheinwerfer gesehen. Korrekt?«
    Shelagh nickte.
    »Und das haben Sie auch der Polizei erzählt?«
    Hal sah von einer zur anderen. »Ich verstehe nicht, was daran so wichtig ist.«
    »Vielleicht gar nichts«, sagte Meredith schnell. »Aber es ist eigenartig. Selbst wenn dein Vater zu viel getrunken hatte – was ich nicht gesagt haben will –, wäre er dann wirklich ohne Licht gefahren?«
    Hal runzelte die Stirn. »Aber wenn der Wagen die Böschung runter ins Wasser gestürzt ist, sind die Scheinwerfer doch bestimmt kaputtgegangen.«
    »Möglich, aber du hast vorher gesagt, der Wagen war nicht besonders stark beschädigt.« Sie argumentierte weiter. »Und, Hal, die Polizei hat gesagt, Shelagh hätte Bremsenquietschen und so weiter gehört, richtig?«
    Er nickte.
    »Nur, dass wir gerade von Shelagh erfahren haben, dass sie genau das nicht gehört hat.«
    »Mir ist noch immer nicht klar …«
    »Zwei Dinge. Erstens, wieso ist der Polizeibericht nicht richtig? Zweitens – und ich räume ein, das ist spekulativ –, wenn dein Vater tatsächlich die Gewalt über den Wagen verloren hat und die Böschung hinuntergestürzt ist, dann hätte es weit mehr Lärm gegeben, und es wäre irgendwas zu sehen gewesen. Ich glaube nämlich nicht, dass alle Lichter komplett ausgegangen wären.«
    Hals Miene veränderte sich. »Willst du damit andeuten, der Wagen könnte die Böschung runtergeschoben worden sein? Dass er gar nicht gefahren wurde?«
    »Das wäre eine Erklärung«, sagte Meredith.
    Einen Moment lang starrten sie einander an, mit vertauschten Rollen. Hal skeptisch, Meredith mit wachsender Überzeugung.
    »Da ist noch etwas«, warf Shelagh ein.
    Die beiden, die für einen Augenblick vergessen hatten, dass sie nicht allein waren, wandten sich ihr zu.
    »Als ich schlafen ging, etwa eine Viertelstunde später, habe ich ein anderes Auto auf der Straße gehört. Und wegen der Sache zuvor habe ich noch mal rausgeschaut.«
    »Und?«, fragte Hal.
    »Es war ein blauer Peugeot, der Richtung Sougraigne fuhr. Mir ist erst am Morgen bewusst geworden, dass das nach dem Unfall war, also etwa gegen halb zwei. Wenn der Wagen aus der Stadt kam, hätte der Fahrer den Wagen unten im Fluss auf jeden Fall sehen müssen. Wieso hat er dann aber nicht die Polizei verständigt?«
    Meredith und Hal sahen sich an und dachten beide an den Wagen, der hinter dem Hotel auf dem Personalparkplatz stand.
    »Konnten Sie denn wirklich genau sehen, dass es ein blauer Peugeot war?«, fragte Hal mit bemüht ruhiger Stimme. »Es war doch dunkel.«
    Shelagh errötete. »Es war genau dasselbe Fabrikat und Modell wie mein Auto. Fährt hier in der Gegend doch fast jeder«, sagte sie trotzig. »Außerdem ist vor meinem Schlafzimmerfenster eine Straßenlaterne.«
    »Was hat die Polizei gesagt, als Sie ihnen das erzählt haben?«
    »Die hielten das nicht für wichtig.« Sie sah zur Tür. »Tut mir leid, aber ich muss los.«
    Sie stand auf. Meredith und Hal ebenfalls.
    »Hören Sie«, sagte er und schob die Hände in die Taschen. »Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber könnte ich Sie vielleicht doch irgendwie dazu überreden, mit mir auf das Polizeirevier in Couiza zu kommen? Damit Sie denen erzählen können, was Sie uns gerade erzählt haben.«
    Shelagh schüttelte den Kopf. »Eher nicht«, sagte sie. »Ich habe meine Aussage ja schon gemacht.«
    »Ich weiß. Aber wenn wir zusammen hingehen …«, beharrte er. »Ich habe den Unfallbericht gelesen, und das, was Sie mir erzählt haben, steht nicht in der Akte.« Er fuhr sich mit den Fingern durch sein volles Haar. »Ich würde Sie hinfahren.« Seine blauen Augen blickten sie beschwörend an. »Ich möchte der Sache auf den Grund gehen. Für meinen Dad.«
    Der gequälte Ausdruck auf Shelaghs Gesicht verriet Meredith, wie schwer ihr die Entscheidung fiel. Ganz offensichtlich wollte sie nichts mit der Polizei zu tun haben. Aber ihre Zuneigung zu Hals Vater gewann die Oberhand. Sie nickte knapp.
    Hal seufzte erleichtert auf. »Danke«, sagte er. »Vielen, vielen Dank. Ich hole Sie ab, sagen wir um zwölf. Dann müssen Sie sich nicht hetzen. Ist Ihnen das recht?«
    Shelagh nickte. »Ich muss heute Morgen ein paar dringende Sachen erledigen. Deshalb bin ich auch früher gekommen. Aber um elf müsste ich wieder zu Hause

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