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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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bewaffneten Männer ihren Angriff auf das Haus.
    »Und so beginnt es«, sagte Baillard.
»Courage,
Léonie.«
    Ihre Blicke trafen sich. Langsam, als widerstrebte es ihm selbst jetzt noch, übergab er ihr die Tarotkarten.
    »Sie erinnern sich an die Schrift Ihres Onkels?«
    »Vollkommen.«
    Er lächelte schwach. »Obwohl Sie das Buch in die Bibliothek zurückgebracht haben und mich glauben ließen, dass Sie es nie wieder zur Hand genommen haben?«, sagte er mit leichtem Tadel.
    Léonie errötete. »Mag sein, dass ich mich das ein oder andere Mal wieder mit seinem Inhalt vertraut gemacht habe.«
    »Vielleicht ist das ein glücklicher Umstand. Die Alten sind nicht immer klug.« Er schwieg kurz und sagte dann: »Aber Sie wissen, dass Ihr Schicksal unentrinnbar damit verwoben ist? Falls Sie sich entscheiden, den Karten, die Sie gemalt haben, Leben einzuhauchen, falls Sie den Dämon herbeirufen, dann wird er auch Sie holen, das wissen Sie?«
    Angst glitzerte in ihren grünen Augen. »Ich weiß es.«
    »Nun denn.«
    »Aber ich verstehe nicht, wieso der Dämon Asmodeus nicht auch meinen Onkel geholt hat.«
    Baillard zuckte die Achseln. »Böses zieht Böses an«, sagte er. »Ihr Onkel wollte sein Leben nicht verwirken und hat gegen den Dämon gekämpft. Doch er war danach für sein Leben gezeichnet.«
    »Aber was, wenn ich nicht …«
    »Genug jetzt«, sagte er mit fester Stimme. »Ich glaube, im entscheidenden Moment wird es Ihnen klar werden.«
    Léonie nahm das schwarze Seidenpäckchen und schob es tief in die weite Tasche ihres Umhangs, dann ging sie rasch zum Kaminsims und nahm eine Schachtel Streichhölzer, die auf einer Ecke der Marmoreinfassung lag.
    Sie drehte sich zu Baillard um, ging auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Stirn. »Danke, Sajhë«, flüsterte sie. »Für die Karten. Für alles.«
     
    Die Halle war dunkel, als Léonie, Audric Baillard, Louis-Anatole und Marieta aus dem Salon traten.
    In jeder Ecke, jeder Nische sah und hörte Léonie hektisches Treiben. Emile, der Sohn des Gärtners, inzwischen ein kräftiger großer Mann, stattete die Hausdiener mit sämtlichen Waffen aus, die er finden konnte. Eine alte Muskete, ein Entermesser aus den Glasvitrinen, Knüppel. Das Hofgesinde war mit Jagdgewehren, Harken, Spaten und Hacken bewaffnet.
    Léonie spürte, wie entsetzt Louis-Anatole war, dass die vertrauten Menschen des Alltags plötzlich so verändert aussahen. Er hielt sich krampfhaft an ihrer Hand fest.
    Sie blieb stehen und ließ ihre Stimme hell und klar ertönen.
    »Ich möchte das Leben von keinem von euch aufs Spiel setzen«, sagte sie. »Ihr seid treu und tapfer – ich weiß, mein verstorbener Bruder und Madama Isolde würden das ebenso sehen, wären sie jetzt Zeugen des Geschehens –, aber diesen Kampf können wir nicht gewinnen.« Sie sah sich in der Halle um, blickte in vertraute und weniger vertraute Gesichter. »Bitte, ich flehe euch an, flieht, solange ihr noch die Chance dazu habt. Geht zurück zu euren Familien und Kindern.«
    Niemand rührte sich. Das Glas der gerahmten Schwarz-Weiß-Fotografie, die über dem Flügel hing, schimmerte, und Léonies Blick fiel darauf. Sie zögerte. Die Erinnerung an einen längst vergangenen sonnigen Nachmittag auf dem Place du Pérou: Anatole sitzend, Isolde und sie selbst hinter ihm stehend, alle drei froh, in der Gesellschaft der anderen zu sein. Für einen Moment war sie versucht, die Aufnahme mitzunehmen. Doch die Anweisung, das Gepäck auf das Nötigste zu beschränken, hinderte sie daran. Die Fotografie blieb, wo sie immer gewesen war, als bewachte sie das Haus und seine Bewohner.
    Sie sah ein, dass sie nichts mehr tun konnte, und schlüpfte mit Louis-Anatole durch die verglaste Metalltür auf die Terrasse. Baillard und Marieta folgten. Da erklang aus der versammelten Schar hinter ihr eine Stimme:
    »Viel Glück, Madama Léonie. Und dir auch,
pichon.
Wir werden hier sein, wenn Sie zurückkommen.«
    »Et à vous aussi«,
antwortete der Kleine mit kindlicher Stimme.
    Draußen war es kalt. Der Frost biss ihnen scharf in Wangen und Ohren. Léonie zog die Kapuze über den Kopf. Auf der anderen Seite des Hauses konnten sie den Mob hören, immer noch ein Stück entfernt, doch der Lärm erfüllte sie alle mit Furcht.
    »Wo gehen wir denn hin, Tante Léonie?«, flüsterte Louis-Anatole.
    Léonie hörte die Angst in seiner Stimme. »Wir gehen durch den Wald zu Pascal, der mit dem Gig auf uns wartet«, erklärte sie.
    »Warum wartet er

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