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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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begann Paulus, doch in diesem Moment hörte er Schritte auf der Treppe. Die Tochter erschien, beladen mit zwei Reisetaschen. Paulus half ihr, das Gepäck vor die Haustür zu tragen, und wünschte den beiden eine gute Reise.
    »Wer war denn das?«, fragte Mele.
    »Bloß eine Nachbarin.«
    »Sie ist nett. Ich hoffe, wenn ich mal alt bin, werde ich auch so.«
    In Paulus’ Wohnung sah sich Mele neugierig um. »Istdas da aus dem Buch, von dem du mir erzählt hast?« Sie deutete auf die Seiten aus dem Voynich-Manuskript über seinem Bett.
    »Ja. Kommt mir inzwischen fast albern vor, dass ich mich so lange damit beschäftigt habe. Verglichen mit Hermo von Lomersheims Handschrift wirkt es wie ein Comicheft.«
    Anstelle einer Antwort machte sie einen Schritt auf ihn zu, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
    Nach einer Weile löste sie sich von ihm und blickte ihn an. »Du willst es lieber langsam angehen lassen, oder?«
    Paulus war eigentlich gerade drauf und dran gewesen, all seine Vorsätze über Bord zu werfen, aber er nickte. »Ich hab die ganze Zeit nur daran gedacht, dass es blöd von mir war, nicht mit nach Düsseldorf zu kommen. Aber ich hatte einfach Sorge, dass du … dass unsere Gefühle füreinander …«
    »… nur durch den Druck der Ereignisse entstanden sein könnten«, ergänzte Mele seinen Satz. »Ich verstehe das. Andererseits …« Sie stockte. Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. »Andererseits bleibt uns vielleicht nicht mehr viel Zeit!«
    Er drückte sie an sich und küsste sie sanft. »Mach dir keine Sorgen. Wir haben getan, was wir konnten. Die Amerikaner werden schon wissen, was zu tun ist, um die Katastrophe zu verhindern.«
    Sie erwiderte seinen Kuss, und all seine Zurückhaltung war endgültig vergessen.

41.
Washington D. C., Maryland, Montag 11:37 Uhr
    Eddie nahm einen Schluck Kaffee – dünn und lauwarm wie immer – und scrollte durch die Nachrichten des internen Mitteilungssystems. Er wusste nicht genau, wonach er suchte, aber er hatte das Gefühl, irgendetwas unternehmen zu müssen.
    Nicht, dass er nichts anderes zu tun gehabt hätte – im Gegenteil. Bob schien zu ahnen, dass der Fall Fort Fredrick nicht so schnell aus Eddies Gedanken verschwinden würde, und hatte ihm deshalb eine ganze Reihe angeblich zeitkritischer Überprüfungen aufgetragen.
    Eddie ignorierte die Aufgaben einfach. Er wusste, dass diese Beschäftigungstherapie nur dazu dienen sollte, ihm weiteren Ärger mit Jason Butler zu ersparen. Bob hätte sich keine Sorgen machen müssen – Eddie hatte nicht vor, sich noch einmal in die Nesseln zu setzen. Trotzdem konnte er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen.
    Er hatte letzte Nacht schlecht geschlafen, genau wie die Nächte davor. Eine seltsame Nervosität hatte ihn erfasst, seit er von Jason Butler abgekanzelt worden war.
    Es war nicht seine Karriere, um die er sich Sorgen machte. Die steckte ohnehin in einer Sackgasse, da kam es auf einen Patzer mehr oder weniger kaum an. Aber da war dieses Gefühl, dass eine Katastrophe heraufzog, die er vielleicht hätte verhindern können. Möglicherweise hatte Butler recht: Indem er sich auf Crowe als Verdächtigen konzentriert und andere Möglichkeiten ausgeblendet hatte, war er vielleicht daran schuld, dass der wahre Täter unerkannt bleiben konnte. Es war eine schreckliche Vorstellung.
    Aber was konnte er schon tun? Er war ohnehin nie etwas anderes gewesen als ein kleines Rad in dem gewaltigen Getriebe, das für die Sicherheit seines Heimatlandes sorgen sollte. Er musste darauf vertrauen, dass Kompetentere als er ihren Job machen würden. Immerhin wussten sie jetzt, wonach sie suchen mussten.
    Trotzdem war es ihm unmöglich, einfach untätig herumzusitzen. Er hatte keinerlei Befugnisse mehr, was den Fall betraf, aber er konnte immer noch nach Indizien suchen, nach Zusammenhängen, die vielleicht ein neues Licht auf die Vorkommnisse warfen. Er war immer gut darin gewesen, kleine Details zu erkennen, jedes für sich genommen scheinbar unbedeutend, und sie wie Puzzlesteine zu einem Gesamtbild zu formen, das es ermöglichte, einen Täter zu überführen. Leider hatte er weder eine Ahnung, wie dieses Gesamtbild aussah, noch, woher er die Puzzlesteine nehmen sollte.
    Er scrollte durch die internen Mitteilungen, von denen die CIA befand, dass sie den anderen Sicherheitsbehörden zugänglich gemacht werden sollten. Es waren die üblichen Sicherheitseinstufungen, Berichte über bekannte

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