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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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zivil genutzten Luftraums. Zeit, noch ein bisschen Gas zu geben. Kurz darauf lief ein Zittern durch die Maschine, als sie die Schallmauer durchbrachen.
    Snicket stellte die Reisegeschwindigkeit von 2400 Kilometern pro Stunde über Grund ein. »Meine Damen undHerren, wir haben jetzt unsere Reiseflughöhe erreicht«, sagte er. »Wir empfehlen Ihnen aber aus Sicherheitsgründen, während der gesamten Flugzeit angeschnallt zu bleiben. Die freundliche Stewardess wird Ihnen gleich eine kleine Erfrischung reichen.«
    »Mir wäre es lieber, sie würde mir einen blasen«, gab Paul Williams zurück, der den dritten Sitz in der engen Kanzel belegte. Normalerweise reichten zwei Piloten aus, um den Bomber zu fliegen, doch bei diesem Testflug hatte Williams als Computerspezialist die Aufgabe, die komplexen Systeme der Maschine zu überwachen. Immerhin war die wahrscheinlichste Ursache für einen Absturz des Prototypen nicht ein Triebwerksschaden oder ein klemmendes Fahrwerk, sondern ein Computerfehler.
    »Darf ich die Herren darauf aufmerksam machen, dass wir uns auf einem Testflug an Bord eines Kampfbombers der US-Luftstreitkräfte befinden und nicht in einer Nachtbar«, sagte General John »Kick Ass« Bolan. Obwohl er auf diesem Flug die Rolle des 1. Offiziers innehatte und somit formal Snickets Untergebener war, besaß er sowohl einen höheren militärischen Rang als auch mehr Einsatzerfahrung. Er hatte Kampfbomber in beiden Irakkriegen und in Afghanistan geflogen und dazwischen unzählige Spionagemissionen befehligt.
    Die Nachricht, dass Bolan sein Erster Offizier sein würde, hatte Snicket erst kurz vor dem Start erhalten. Er war sich nicht sicher, ob er sich über die Ehre freuen sollte. Bolan genoss einen guten Ruf bei den Piloten, aber einen General an Bord zu haben, noch dazu als Ersten Offizier, machte ihn doch ein bisschen nervös. Offiziell war Bolan längst nicht mehr im aktiven Flugeinsatz, aber man sagte ihm nach, dass er immer noch lieber hinter dem Steuerknüppel saß als in einem Konferenzraum des Pentagon.Vermutlich war dieser Testflug für ihn eine willkommene Gelegenheit, der Washingtoner Routine zumindest für eine Weile zu entkommen.
    »Entschuldigen Sie bitte meine flapsige Bemerkung, Sir«, sagte Snicket.
    Bolan grinste. »Schon okay, Jungs. Ich hab nichts gegen ein paar Späße. Aber jedes Wort, das wir hier sagen, landet auf dem Stimmrecorder und kann hinterher gegen uns verwendet werden, falls der Computer von Lieutenant Williams einen Fehler macht und wir auf dem Mond landen oder so. Wir sollten uns auf die Mission konzentrieren!«
    »Jawohl, Sir«, erwiderten Snicket und Williams wie aus einem Munde.
    Sie schwiegen eine Weile. Ihre Flugroute führte sie in südwestliche Richtung. Sie würden den Pazifik überqueren, das asiatische Festland südlich von Thailand passieren und Afrika etwa auf Höhe des Äquators überfliegen, um dann über den Atlantik und die Südstaaten der USA wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren. Insgesamt eine Strecke von fast 41 000 Kilometern, was in etwa der maximalen Reichweite der B2X-6 entsprach. Die Flugzeit war bei den herrschenden Windverhältnissen mit etwa 22 Stunden berechnet.
    Mit Bolan an Bord würde die Zeit verdammt lang werden.
    Die Kommunikation mit der Einsatzleitung verlief routinemäßig. Die üblichen Statusreports, ein paar laue Scherze. Keines der Instrumente zeigte irgendetwas Ungewöhnliches an. Die Maschine lag dank der ausgeklügelten Computersteuerung so ruhig in der Luft wie ein Öltanker bei Flaute.
    Snickets Gedanken wanderten zu Sally. Er hatte sie vor zwei Wochen in einer Bar kennengelernt, auf die altmodischeArt. Sie war ein paar Jahre älter als er, aber noch nicht zu alt. Er wusste, dass er bei älteren Frauen leichtes Spiel hatte. Snicket war nicht unbedingt eine Schönheit, aber die Sache mit dem Testpiloten zog immer. Natürlich glaubten ihm die Frauen zuerst nicht, aber wenn er dann seinen Dienstausweis zückte, schmolzen sie dahin wie Butter auf einem warmen Bagel. Nur schade, dass keine von ihnen länger bei ihm blieb. Erst einmal hatte er eine feste Beziehung über mehrere Jahre gehabt, doch Claudia hatte die ewigen Reisen und den Nervenstress der Testeinsätze nicht ausgehalten und ihn schließlich verlassen.
    Er taugte wohl nicht für eine dauerhafte Beziehung. Aber das machte nichts, denn seine wahre Leidenschaft waren ohnehin nicht Frauen, sondern Flugzeuge. Ihre Schönheit und Eleganz, ihre Schnelligkeit und Stärke, die

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