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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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höchstens eine Statistenrolle.
    Lautlos öffnete er seine Zimmertür einen Spalt weit, um besser hören zu können, was im Wohnzimmer gesprochen wurde.
    »So ein Blödsinn!« Paulus schien richtig sauer zu sein, so als hätte ihn Mele irgendeiner unanständigen Handlung bezichtigt. »Ich bin nicht auserwählt! Ich bin bloß zufällig ein Nachfahre von jemandem, dem das Buch einst gehört hat. Ich werde es entschlüsseln, und dann wirst du sehen, dass das alles nur das Werk eines verblendeten religiösen Fanatikers ist!«
    »Es gibt keine Zufälle«, sagte Mele ruhig.
    »Da ist die moderne Physik aber anderer Ansicht«, erwiderte Paulus.
    Dirk spürte Zorn in sich aufwallen. Jetzt tat er auch noch so, als verstünde er etwas von Physik! Dieser Dummkopf war viel zu engstirnig, um zu erkennen, welch ungeheurer Schatz ihm in die Hände gefallen war. Das Buch konnte die Welt verändern! Vielleicht war es sogar der Schlüssel zur Zukunft der Menschheit. Und nun war es ausgerechnet in den Besitz eines zweitklassigen Historikers gelangt, der all die offensichtlichen Hinweise auf den Ursprung des Textes ignorierte und verzweifelt versuchte, eine Erklärung zu konstruieren, die in sein kleinkariertes Weltbild passte. Die Geschichte der Wissenschaft war voll von Leuten wie Paulus – Leuten, die neue, radikale Gedanken energisch bekämpft und alles versucht hatten, um den Fortschritt aufzuhalten.
    Zum Glück unterlagen diese rückwärtsgewandten Kräfte am Ende immer. Die Wahrheit ließ sich nun mal nicht auf Dauer unterdrücken.
    Dirk beschloss, die Diskussion der beiden zu unterbrechen, und betrat das Wohnzimmer. »Habt ihr Hunger?«, fragte er.
    Paulus schien ihm dankbar für die Ablenkung zu sein. »Ja, ich könnte was vertragen. Was haltet ihr davon, wenn ich euch zum Essen einlade?«
    »Au ja«, sagte Mele.
    Dirk gefiel es nicht, dass ihr Gast sich so gönnerhaft aufführte, aber andererseits war er knapp bei Kasse. Also stimmte er zu.
    Sie gingen in ein kleines italienisches Restaurant namens »Mama Antonia«, aßen Pizza, tranken Rotwein und machten in ihren Gesprächen einen Bogen um das Manuskript. Mele lachte viel und schien die Prophezeiung zumindest für den Moment vergessen zu haben.
    Als sie das Restaurant verließen, merkte Dirk, dass erein bisschen wackelig auf den Beinen war. Kein Wunder, sie hatten zu dritt zwei Flaschen Rotwein geleert, auch wenn Mele den größten Teil davon abbekommen hatte.
    »Danke für die Einladung!«, sagte er.
    »Keine Ursache«, erwiderte Paulus. »Ihr habt mir wirklich sehr geholfen! Ich weiß nicht, was ich ohne euch gemacht hätte.«
    Meles Stimme war schwer vom Alkohol. »Dann wärrssu jetz mausetot!«, sagte sie und schwankte bedenklich. Rasch griff Dirk ihren Arm, um sie zu stützen, während Paulus gleichzeitig einen Schritt zur Seite machte, wie um Dirk den Vortritt zu lassen.
    »Hui«, sagte Mele. »Ich glaub, ich bin ein bisschen betrunken!«
    »Glaub ich auch«, sagte Dirk. »Halt dich lieber an mir fest!« Er legte ihren Arm um seine Schulter.
    Sie machte keine Anstalten, sich zu wehren. Während sie langsam durch die Straße schlurften, rieb sich ihr warmer Körper an seinem.
    Als sie die Wohnung betraten, sagte Mele: »Oh oh, ich glaub, mir is schlech!«
    Dirk schaffte es gerade noch, sie ins Bad zu bugsieren, wo sie sich ins Klo übergab. Er wischte ihr das Gesicht und die besudelte Kleidung ab, dann brachte er sie in ihr Zimmer.
    »Du bis ech nett zu mir«, säuselte Mele, als er sie aufs Bett legte. Dann gab sie ihm einen Kuss auf den Mund.
    Dirk erwiderte den Kuss, presste sie an sich und begann, sie zu streicheln, doch sie löste sich von ihm und hielt seine Hand zurück. »Nein, nein, nein, so hab ich das nicht gemeint! Schäm dich, eine betrunkene Frau auszunutzen!« Sie kicherte.
    Dirk kämpfte mit all seiner Selbstbeherrschung denDrang nieder, ihren Widerstand zu brechen und über sie herzufallen. Mühsam löste er sich von ihr und stand auf. »Schlaf gut!«, brachte er heraus, schaltete das Licht aus und ließ sie allein.
    Paulus saß im Wohnzimmer, über das Manuskript gebeugt. Dirk trat zu ihm. Auf der Seite, die Paulus anstarrte, war die Illustration eines seltsamen Tieres mit sieben Köpfen zu sehen. »Was ist das?«, wollte Dirk wissen.
    »Keine Ahnung. Im Text steht, dass der Schlüssel ein Buch ist, das mit dieser Zeichnung verziert ist.«
    Die Köpfe des merkwürdigen Wesens sahen aus wie die einer Raubkatze, hatten jedoch Hörner – fünf Köpfe

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