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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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unmittelbar neben dem Wesen stand? Doch auch dieser Versuch brachte kein sinnvolles Ergebnis.
    Mit zunehmender Frustration versuchte Paulus es mit dem frühneuhochdeutschen Text, der auf der linken Seite gegenüber der Illustration mit dem siebenköpfigen Tier zu lesen war – wieder ohne lesbares Resultat.
    Inzwischen hatte er fast zwei Stunden mit dem Code gerungen, während Mele und Dirk stumm neben ihm gesessen hatten. »Ich geb’s auf«, sagte Paulus genervt. »Entweder haben wir das falsche Schlüsseldokument, oder ich verstehe hier irgendwas nicht richtig. Vielleicht gehe ich auch falsch vor.«
    »Lass uns noch mal die Hinweise genau lesen«, schlug Dirk vor. Er holte die entsprechende Seite aus Paulus’ Aufzeichnungen hervor. Paulus entging nicht, dass der Student genau wusste, welche Seite er heraussuchen musste – offenbar hatte er die Notizen sehr gründlich studiert.
    »Hier steht: Jene Worte des Engels, die er damals zu mir sprach, verberge ich nun hinter dem Buche, das so geschmückt, eben wie ich seine ersten Worte verbarg hinter der Offenbarung des Johannes. Und die so verborgenen Worte verbarg ich ein zweites Mal, wie der Engel es mir befohlen hat. Ich verbarg sie hinter dem fünfundfünfzigsten der Irrtümer, welche der fromme Papst verdammen wird.«
    »Aber genau das habe ich doch gemacht. ›Eben wie ich seine ersten Worte verbarg hinter der Offenbarung des Johannes‹, das bedeutet doch wohl, dass dieselbe Verschlüsselungsmethode anzuwenden ist. Und das ›Buch, das so geschmückt‹ muss sich auf das Schlüsselbuch beziehen.«
    »Vielleicht gibt es noch ein anderes Buch, das auch so eine Zeichnung enthält«, sagte Mele.
    »Das ist schon möglich«, sagte Paulus. »Aber ich habe keine Ahnung, wie wir es finden könnten.«
    »Ich bin sicher, wir haben das richtige Schlüsselbuch«, widersprach Dirk. »Erstens ist dieser Araber mit seinen Kumpanen hier aufgetaucht, das deutet doch darauf hin, dass wir auf der richtigen Spur sind, oder? Und zweitens sind die Zeichnungen einfach zu ähnlich.« Er stand aufund hielt die Illustration im Manuskript neben die digitalisierte Abbildung der Seite aus der Armenbibel, die auf dem Monitor seines Laptops zu sehen war. »Guckt doch mal, das ist fast wie durchgepaust. Sogar die Anzahl und Position der Flecken auf dem Fell des Tieres stimmt überein. Das kann kein Zufall sein!«
    »Schon, aber es handelt sich hier um einen Holzschnitt. Der ist sicher mehrmals abgedruckt worden. Der handschriftliche deutsche Text daneben könnte von Exemplar zu Exemplar variieren.«
    »Vielleicht, aber das hätte Hermo von Lomersheim doch gewusst. Er hätte die unveränderliche lateinische Schrift als Schlüssel genommen, die Teil des Holzschnitts ist.«
    »Hermo von Lomersheim hat wahrscheinlich nie existiert. Der Autor des Manuskripts muss ein konkretes Exemplar der Armenbibel besessen oder gesehen haben.«
    »Das spricht erst recht dafür, dass wir das richtige Schlüsselbuch haben. So viele Exemplare dieser Armenbibel dürften kaum überdauert haben.«
    »Nicht bis heute, aber vielleicht bis ins 19. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg sind auch viele Handschriften den Brandbomben zum Opfer gefallen.«
    Dirk schüttelte den Kopf. »Trotzdem, ich glaube einfach nicht, dass es am Schlüsseldokument liegt. Irgendwie gehen wir die Sache falsch an.«
    »Und wie sollen wir es deiner Meinung nach anders machen?«
    Dirk zuckte nur mit den Schultern.
    Sie schwiegen eine Weile ratlos.
    »Seht doch mal, dieses Tier taucht doch auf mehreren Seiten in dem Buch auf«, sagte Mele plötzlich. »Vielleicht ist gar nicht der Text auf dieser einen Seite gemeint.«
    Sie hatte recht. Das Tier war tatsächlich auch in anderen Holzschnitten abgebildet. Allerdings stimmte die Darstellung bei weitem nicht so gut mit der Zeichnung im Manuskript überein wie auf der Seite, deren Text Paulus bisher als Schlüssel benutzt hatte.
    »Mele hat recht«, sagte Dirk. »Es heißt ja schließlich ›Das Buch, das so geschmückt‹ und nicht ›Die Seite, die so geschmückt‹. Vielleicht müssen wir am Anfang anfangen.«
    »Okay, probieren wir’s«, sagte Paulus ohne große Hoffnung und holte die Abbildung des ersten Holzschnitts auf den Monitor. Wie er befürchtet hatte, ergab auch dieser Versuch nur Unsinn.
    »Verdammt«, sagte er und starrte auf die sinnlose Reihe von Buchstaben.
    »Welchen Text hast du denn als Schlüssel genommen?«, fragte Dirk.
    »Na, den auf der ersten Seite, wie du gesagt hast«,

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