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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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antwortete Paulus. Er zeigte ihm die digitale Abbildung, die eine der berühmtesten Szenen aus der Bibel zeigte: die Geburt Jesu Christi im Stall zu Bethlehem.
    »Was hat denn die Weihnachtsgeschichte mit einem siebenköpfigen Tier zu tun?«, fragte Mele.
    »Das ist natürlich ein anderer Teil der Bibel als der mit der Apokalypse«, erklärte Dirk.
    »Ich Idiot!«, entfuhr es Paulus.
    Die beiden sahen ihn verblüfft an.
    »Was ist denn?«, fragte Mele.
    »Ich habe den falschen Anfang genommen.«
    »Den falschen Anfang? Was meinst du damit? Ein Buch hat doch immer nur einen Anfang, oder?«
    »Ja, ein Buch schon. Aber dieser Codex ist aus mehreren Büchern zusammengesetzt. Man nennt sie Faszikel. Das Buch besteht aus drei Teilen, die wahrscheinlich zu unterschiedlichenZeiten entstanden sind und erst später zu einem Band zusammengefügt wurden. Ich habe einfach nicht daran gedacht. Das Buch, von dem im Manuskript die Rede ist, ist nur ein Teil des Codex, den wir gesehen haben. Und zwar der Teil, der mit dem siebenköpfigen Tier geschmückt ist: die Apokalypse.«
    »Schon wieder diese Geschichte vom Ende der Welt«, murmelte Mele. »Das ist mir irgendwie unheimlich.«
    »Natürlich ist es unheimlich«, sagte Paulus. »Das ist ja auch die Absicht des Autors.«
    Er blätterte in den digitalisierten Seiten des Schlüsselbuchs, bis er den ersten Holzschnitt des zweiten Faszikels sah. Er zeigte Johannes den Täufer in mehreren Szenen. »Dann lasst es uns mal hiermit versuchen: Conusi ab ydolis p predicacione bti johanis drusiana …«
    »Was soll denn dieses P da bedeuten?«, fragte Mele. »Und bti, ist das wirklich Latein?«
    »Das sind Abkürzungen. P steht für ›per‹, das bedeutet ›für‹, bti vermutlich für ›beati‹ – ›der Glückliche‹. Es war damals durchaus üblich, Wörter in Handschriften abzukürzen, das sparte Zeit und Kosten. Ich denke, wir sollten die Buchstaben so übernehmen, wie sie dort stehen.«
    »Okay, versuchen wir es«, sagte Dirk.
    Eine Viertelstunde später wussten sie, dass sie auf der richtigen Spur waren. Endlich ergaben die Glyphen aus dem dritten Teil des Manuskripts einen Sinn.

20.
Clover Hill, Maryland, Dienstag 20:50 Uhr
    Eddie saß in einem Dienstwagen des FBI neben dem Fahrer, einem Agenten der lokalen Zweigstelle des Büros. Sie standen mit ausgeschalteten Scheinwerfern in einer Seitenstraße der Kleinstadt Clover Hill, in deren Randbezirk sich das Militärgelände von Fort Fredrick befand, und beobachteten den Eingang eines kleinen Restaurants. Gleich daneben befand sich das Internetcafé, von dem aus die E-Mail, die die NSA abgefangen hatte, am Sonntag verschickt worden war.
    Eddie hatte nur zufällig von der Mail erfahren. Sie war auf dem Schreibtisch eines anderen Analysten des OIA gelandet, der nichts von Eddies Auftrag gewusst und daher nichts weiter unternommen hatte. Erst als Eddie heute beim Mittagessen in der Kantine zufällig von seinem Besuch in der Hexenküche erzählt hatte, hatte er sich gemeldet und die Mail weitergeleitet. Wieder mal eines dieser Kommunikationsprobleme, für die die Heimatschutzbehörde berüchtigt war.
    Eddie war sofort klar gewesen, was der Begriff »Atem Allahs« bedeuten musste. Besser konnte man ein tödliches Virus, das nach Meinung islamistischer Terroristen die Ungläubigen umbringen sollte, kaum umschreiben. Vermutlich glaubten diese Schwachköpfe, dass Allah sie beschützen und das Virus strenggläubige Moslems verschonen würde. Wenn sie ihren Irrtum bemerkten, würde es zu spät sein.
    Die Mail war am Tag nach der Entdeckung der Inventurdifferenz abgeschickt worden, vier Tage vor EddiesBesuch in Fort Fredrick. Es war also gut möglich, dass die »vereinbarte Übergabe« schon längst stattgefunden hatte.
    Trotzdem hatte Eddie beschlossen, sich jetzt persönlich um die Überwachung zu kümmern, die das FBI im Auftrag der Heimatschutzbehörde durchführte. Sein Hauptverdächtiger war Crowe selbst – derjenige, der laut eigener Aussage das Verschwinden der zwei Proben bemerkt hatte. Er hatte die Mittel und die Gelegenheit gehabt; was allerdings fehlte, war das Motiv.
    Bisher hatten die Überwachungen keine verdächtigen Telefonate, Mails oder Treffen ergeben – weder bei ihm noch bei den sieben anderen Wissenschaftlern, die regelmäßig im Labor arbeiteten und von denen außer Crowe drei zum fraglichen Zeitpunkt dort gewesen waren. Sie verhielten sich so, wie man es von ihnen erwarten würde. Sie arbeiteten oft zwölf Stunden am

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