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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ihr sein Erscheinen ungelegen kam.
    »Sie haben Mut«, sagte sie leise und zog ihn beiseite, noch ehe Malberg eine Frage stellen konnte. Er sah sie verwirrt an.
    »Der Staatsanwalt hat heute Morgen Haftbefehl gegen Sie beantragt.«
    Malberg lachte hysterisch, und Caterina legte die Hand auf seinen Mund: »Leise, um Himmels willen. Es ist wirklich ernst. Sie stehen unter Verdacht, etwas mit dem Mord an Marlene Ammer zu tun zu haben.«
    »Ich?«
    »Bei den Ermittlungen stieß die Polizei auf einen Brief mit Ihrem Namen und Absender, in dem Sie Ihre Ankunft am Tag des Mordes ankündigen. Wie Sie wissen, gelten in Italien sehr strenge Meldegesetze. Ein Abgleich mit dem Polizei-Computer ergab, dass Sie tatsächlich wenige Stunden vor dem Mord im Hotel Cardinal eingecheckt und das Hotel nach Zeugenaussagen wenig später verlassen haben.«
    »Und woher wissen
Sie
das alles?«
    »Wie ich Ihnen schon sagte, hat eine Polizeireporterin, pardon, eine
ehemalige
Polizeireporterin, beste Kontakte zu den Ermittlungsbehörden.«
    »Ich bin also ein Mörder«, stellte Malberg zynisch fest.
    »Aber das ist noch nicht alles! Angeblich haben Sie sich bei einer Bank in Deutschland eine viertel Million erschlichen und sind mit einem Bankscheck über diese Summe unterwegs. Es sieht wirklich nicht gut aus für Sie, Lukas.«
    Wie geistesabwesend blickte Malberg durch Caterina hindurch. Es fiel ihm schwer, sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. »Und Sie glauben, dass diese Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen«, stammelte er tonlos.
    Caterina legte den Kopf zur Seite, als wollte sie sagen: Was würden Sie in meiner Situation glauben? Schließlich erwiderte sie: »Ich muss gestehen, bis heute Morgen war ich, nachdem ich von den Anschuldigungen erfahren hatte, wirklich im Zweifel, ob Sie Marlene vielleicht umgebracht haben. Sie sind ein belesener, weltgewandter Mann, und es dürfte Ihnen nicht schwergefallen sein, sich eine Geschichte auszudenken, die Sie vom Vorwurf des Mordes reinwäscht. Ich gebe zu, ich habe mich sogar über mich geärgert, weil ich Ihnen so blind vertraut habe. Aber da war einfach diese unglaubliche Story, die mich gefangen hielt. Doch nun, heute Morgen, passierte etwas Merkwürdiges.« Sie sah Malberg lange und durchdringend an.
    »Etwas Merkwürdiges?«, wiederholte Malberg leise und wurde blass. Er wirkte hilflos, ratlos, so als wollte er im nächsten Augenblick ein Geständnis ablegen: Ja, ich war’s. Ich habe Marlene Ammer umgebracht.
    Caterina blickte zur Seite, um sicherzugehen, dass niemand ihr Gespräch belauschte. Dann sagte sie in getragenem Tonfall: »Als ich heute früh die Morgenzeitungen auf den Schreibtisch bekam …«
    Weiter kam sie nicht, denn von irgendwoher schallte aus einem Lautsprecher die Durchsage: »Caterina Lima bitte dringend siebenundvierzigdreißig. Caterina Lima dringend siebenundvierzigdreißig.«
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, unterbrach Caterina. Sie ging zu einem Wandapparat und wählte 4730. Nach einem kurzen Wortwechsel legte sie auf und kam zurück.
    »Der Chef vom Dienst«, meinte sie entschuldigend. »Wenn es Ihnen recht ist, treffen wir uns mittags irgendwo in der Stadt, jedenfalls nicht hier in der Nähe. Ich würde sagen, vor dem Taxistand Stazione Termini. Sagen wir um dreizehn Uhr. Und was ich noch sagen wollte: Es wäre besser, wenn Sie nicht mehr in Ihr Hotel zurückkehrten.«
    Stumm blickte Malberg Caterina nach, die im Lift verschwand.
    Kurz nach eins erschien Caterina am vereinbarten Treffpunkt. Malberg ging ihr erleichtert entgegen. Er hatte Zweifel gehabt, ob sie überhaupt kommen würde. Denn was sie ihm zwischen Tür und Angel eröffnet hatte, war nicht gerade dazu angetan, Vertrauen zu wecken. Auf dem Weg zum Bahnhof hatte er sich den Kopf zermartert, was Caterina aus der Zeitung erfahren haben könnte.
    In einer Trattoria Ecke Via Cavour, Via Giovanni Giolitti, deren Name nicht verdient, erwähnt zu werden, bestellten sie Pasta. Malberg stocherte lustlos in den matschigen Linguine herum, bis Caterina den
Corriere
aus ihrer Tasche zog und die Lokalseite vor ihm ausbreitete.
    Sie deutete auf einen Zweispalter mit einem einspaltigen Bild:
    Kardinalstaatssekretär Philippo Gonzaga
in einen Unfall verwickelt
    Mit gedämpfter Stimme las Caterina die Meldung: »Bei einem Autounfall auf der Piazza del Popolo wurde gestern der Kardinalstaatssekretär leicht verletzt. Gonzaga war mit seinem Fahrer in dessen privatem Kleinwagen unterwegs, als

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